Erlanger Kerzenbude ist ihr Wohnzimmer geworden

13.12.2015, 10:00 Uhr
Erlanger Kerzenbude ist ihr Wohnzimmer geworden

© Foto: Sippel

Viele Besucher des Erlanger Weihnachtsmarktes kennen ihr Gesicht. 25 Jahre lang stand Ulla Oed in den Wochen vor Weihnachten in einer Holzbude auf dem Schlossplatz und hat Kerzen verkauft.

Tja, wie würde die quirlige Ulla Oed es wohl finden, wenn ein Artikel über sie so anfinge? Eine ernste Würdigung ihrer Person, verbunden vielleicht mit der Überreichung eines Blumenstraußes und Dankesworten, eine festliche Verabschiedung in den Ruhestand?

Einmal krank geworden

Dabei ist sie selbst alles andere als ruhig. Und wenn es allzu ernst zugeht, hat sie das gar nicht so gern. „Frag’ mich mal was“, sagt sie. „Weißt du noch, das hat Helmut Schmidt immer zu Loki gesagt.“

Also gut, Ulla, ich frag’ mal was. Wie war das bei dir eigentlich mit Weihnachtsgeschenken? Gab es bei euch in der Familie so etwas überhaupt? Bekamen die Kinder was? Du hattest doch gar keine Zeit, welche zu kaufen, wenn du dauernd im Kerzenstand warst.

„Der Wolfi, was mein Mann ist, hat sich halt gekümmert“, sagt Ulla Oed. Von morgens zehn bis abends um neun Uhr auf dem Weihnachtsmarkt bei der Arbeit, so sah ihr Tagesablauf aus. Nur ein Mal sei sie vier Wochen lang krank gewesen, da fiel für sie die Marktsaison komplett aus. Doch all die anderen Jahre war sie da, im Team mit anderen. „Mit Heike oder früher mit Günther“, sagt sie. „Wir hatten eine besondere Stimmung, das macht eben die Marktverkäufer aus. Unsere Freundlichkeit und die Freude, die wir hatten — ich glaube, das hat auch die Kunden angezogen.“

Einmal im Jahr, so sagt die Buckenhoferin, „wurde Erlangen ,meine Stadt’“. Die Kerzenbude sei für sie zum Wohnzimmer geworden. „Was wirklich zählt, ist die Atmosphäre“, meint Ulla Oed. „Da gibt es diese Gerüche, zum Beispiel wenn du morgens in die Bude kommst und es riecht nach Holz. Oder wenn der Holzboden unter deinen Füßen nach zwei Wochen langsam nachgibt und anfängt zu schwingen.“

Da gebe es Momente, wo alles intensiv sei — die Gerüche, die Geräusche. Ach ja, die Musik. „Wir haben das Karussell von Ludwig geliebt, auch wegen seiner Musik, Schlager eben, und wir haben mitgeträllert, Günther voran.“ Doch genug. Ulla Oed ist weit davon entfernt, sich in romantischen Erinnerungen zu verlieren. Der Weihnachtsmarkt geht weiter. Ohne sie. Am Kerzenstand jedenfalls. Jetzt kommt sie als Besucherin. Besucht Ludwig an seinem Stand mit Holzspielzeug. Der ist schon seit 32 Jahren dabei. Kennt noch den alten Markt und die neue Waldweihnacht. „Die Purzelmännchen“, sagt Ulla Oed, „die hattest du damals schon.“

Weniger Verkaufsstände, mehr Gastronomie, eine offene Bühne mit Musik und eine eigene Bude, an der Ehrenamtliche selbstgemachte Sachen für einen guten Zweck verkaufen. Der Markt hat sich verändert. „Wollen wir uns gebrannte Mandeln kaufen?“, fragt Ulla Oed. Die duften nach Zimt. Wir zerknacken sie mit den Zähnen. „Ulla, frag’ mich mal was.“ Ja, was denn? Hat Spaß gemacht, der kleine Bummel mit dir.

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