Auswirkung der Corona-Pandemie auf Migranten

Erlanger Migrationsexpertin: "Errungenschaften der letzten Jahre drohen zu versanden"

7.11.2021, 18:30 Uhr
Die Politikwissenschaftlerin Petra Bendel hält einen Vortrag bei der Veranstaltung am 8. November im Kreuz&Quer.

© Arno Burgi (dpa) Die Politikwissenschaftlerin Petra Bendel hält einen Vortrag bei der Veranstaltung am 8. November im Kreuz&Quer.

Frau Professor Bendel, die Pandemie hat Auswirkungen auf alle Bereiche unserer Gesellschaft. Inwiefern sind Migrantinnen und Migranten betroffen?

Nahezu alle integrationspolitischen Bereiche sind von negativen Auswirkungen der Pandemie betroffen: die Teilhabe an der Gesundheit, der Zugang zum Wohnen, zur Bildung und zur Arbeit. Errungenschaften, die wir in den vergangenen sechs, sieben Jahren erzielt hatten, drohen zu versanden, wenn wir nicht entsprechend gegensteuern.

Es gibt also Rückschläge?

Ja, es gibt sogar sehr deutliche Rückschläge: Die Pandemie hat bereits bestehende migrationsspezifische Barrieren bei der Teilhabe am Gesundheitssystem verstärkt und betraf besonders Menschen mit Behinderung und chronischen Krankheiten. Sammelunterkünfte erwiesen sich als besonders ungeeignet, um Infektionsschutz und den Zugang zu Hygienemaßnahmen zu gewährleisten. Der Zugang zu Schulbildung erwies sich infolge von Homeschooling als schwierig: Oft fehlte es an WLAN und/oder an Endgeräten. Das gilt natürlich nicht nur für Menschen mit einer Migrationserfahrung, aber gerade bei den jüngst Zugewanderten kommen mangelnde Sprachkenntnisse und mangelnde Kenntnisse des Schulsystems hinzu. Auf dem Arbeitsmarkt haben sich die Auswirkungen der Pandemie auf Personen mit einer Einwanderungsgeschichte und vor allem auf die Geflüchteten besonders deutlich gezeigt. Diese sind oft in besonders gefährdeten Berufen, in weniger festen Anstellungsverhältnissen und weniger für die Heimarbeit geeigneten Jobs tätig.

Was ist aus Ihrer Sicht jetzt nötig?

Grundsätzlich müssen wir aufpassen, dass gerade auf der kommunalen Ebene diejenigen Strukturen und das Know-how, das wir in den vergangenen Jahren aufgebaut haben, nicht verloren gehen, weil Gelder gekürzt bzw. umgeleitet werden, Integrationsprojekte versiegen und Mitarbeiter mit wichtigen Kenntnissen in andere Bereiche versetzt werden. Die Kommunen müssen weiter an dieser wichtigen Aufgabe arbeiten können und sie brauchen dafür finanzielle Unterstützung.

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