"Gar nicht so schlimm": So laufen die Schul-Schnelltests in Erlangen

13.4.2021, 06:00 Uhr

© Julian Stratenschulte / dpa

"Dass die Kinder ihren Nachbarn im Ohr gebohrt hätten, ist nicht vorgekommen", sagt scherzhaft Andrea Gerhard, Rektorin der Friedrich-Rückert-Grundschule, nachdem der erste Schultag mit Corona-Testpflicht vorbei ist. Im Gegenteil, die Kinder seien sehr besonnen und vorsichtig gewesen. Einige Kinder hätten sich zunächst sehr geniert, sich das Stäbchen in die Nase zu stecken, aber das habe sich schnell gegeben.

Alle Klassen sind diese Woche im Wechselunterricht – eine Regelung, die sich daraus ergibt, dass die Sieben-Tage-Inzidenz in Erlangen am vergangenen Freitag noch unter 100 lag. An der Rückertschule kommt im täglichen Wechsel jeweils eine Hälfte der Klasse ins Klassenzimmer.

Vorbereitung vor den Ferien

In den ersten und zweiten Klassen sei zusätzlich zu den Lehrkräften jeweils eine weitere Person dabei gewesen – Lehramtsanwärterinnen und Jugendsozialarbeiter – , sagt die Schulleiterin. Das sei sehr vorteilhaft gewesen. Gute Vorbereitung vor den Ferien, als man noch von freiwilligen Tests ausgegangen sei, habe jetzt das Vorgehen erleichtert. Mit kleinen Filmen seien die Kinder damals schon ins Thema eingeführt worden, daran konnte man nun anknüpfen.

Alles hat also gut geklappt. Und vor allem: Am Ende waren alle negativ getestet. Für den Fall, dass ein Kind positiv getestet wird, wurde ein Zimmer vorbereitet mit Süßigkeiten und Spielzeug. Diesmal wurde es nicht gebraucht. Ein Erwachsener wäre mit dem positiv getesteten Kind in dieses Zimmer gegangen, wo es von den Eltern hätte abgeholt werden können, ein Jugendsozialarbeiter wäre in die Gruppe zurück gegangen und hätte mit den Kindern gesprochen, sagt Gerhard. "Das psychische Wohlbefinden der Kinder ist uns sehr wichtig."

Externe Testangebote

Auch an Erlangens größter Grundschule, der Adalbert-Stifter-Schule, überwiegt am Ende des ersten Schultags nach den Osterferien die Erleichterung. "Alle Schüler waren bei uns heute negativ", sagt Rektorin Beate Kuen. Auch hier waren die Klassen in halber Stärke anwesend, doch viele mussten sich nicht mehr selbst testen: Weil die Schule die Eltern gebeten hatte, nach Möglichkeit externe Testangebote zu nutzen, hatten pro Gruppe jeweils etwa zwölf Kinder eine Negativbescheinigung vom Wochenende dabei.

Das wird anders sein, wenn die Gruppe am Donnerstag beim nächsten Mal im Präsenzunterricht ist. "Da werden an den Selbsttests sicher mehr Kinder teilnehmen", sagt die Schulleiterin.

Wichtig sei die pädagogische Vorbereitung gewesen, heißt es auch hier. Die Lehrerinnen und Lehrer hätten sich bereits am Freitag Gedanken über den Ablauf gemacht. "Was machen wir mit Kindern, die Angst haben und sich nicht trauen?", habe man sich gefragt. Doch soweit kam es dann nicht, kleine Filme und die dazu passende pädagogische Einführung durch die Lehrkräfte sorgten dafür, dass die Kinder mit den Selbsttests gut zurecht kamen. Die meisten Kinder, die sich extern hatten testen lassen, waren bei der pädagogischen Vorbereitung dabei und wissen nun, wie es abläuft. Einige wenige Kinder, die bereits einen Test mitbrachten, warteten – weil es die Eltern so wollten – während des Testens auf dem Pausenhof.

Schulpsychologin würde helfen

Für den Fall, dass ein Kind positiv getestet wird, stehen vor den Klassenzimmern Tische mit Stühlen und Büchern. Die Lehrkraft würde bei der Schulleitung mit dem Handy anrufen, dann würde das Kind in einen Raum gebracht und von einer Schulpsychologin versorgt werden, bis es von den Eltern abgeholt werden kann.

Die Adalbert-Stifter Schule gehört zu den Schulen, die an den Gurgeltests teilnehmen. "Das hat bei uns sehr gut geklappt, wir würden damit gern weitermachen", sagt Beate Kuen. Es handele sich um einen Test mit sehr hoher Genauigkeit, der sensibler sei als die Schnelltests. Man müsse aber abwarten, bis von den Kreisbehörden und der Regierung die Genehmigung kommt. Bis dahin müsse eben mit den Stäbchen getestet werden.

Ärztinnen testeten

Am Albert-Schweitzer-Gymnasium (ASG) wird am Mittwoch mit den Selbsttests begonnen. Doch ohne Test kam auch hier niemand nach den Ferien ins Schulhaus zurück. Getestet wurden die Schülerinnen und Schüler am Sonntag, Montag und am heutigen Dienstag von zwei Ärztinnen aus der Elternschaft – eine von allen sehr begrüßte Übergangslösung. Mit den bereits begonnenen Gurgeltests will man hier nicht weitermachen.

Anders sieht es an der Hedenus-Mittelschule aus. "Wir bieten den Schülern beides an, falls die Gurgeltests genehmigt werden", sagt Rektorin Jutta Dirr. Mit den Stäbchen- Selbsttests sei es am ersten Tag ganz entspannt gelaufen. "Die Kleinen haben es spielerisch gemacht, die Großen fanden es cool." Hinterher hätten alle gesagt, dass es gar nicht schlimm gewesen sei. Getestet wird im Klassenzimmer, die mit Namen versehenen Testkits werden auf einem Tablett in einen "Sammelraum" gebracht. "Einige wenige Eltern verbieten ihren Kindern, einen Test zu machen", sagt Dirr. Ohne Test müssen die Schüler daheim bleiben. Die Lehrer jedenfalls seien glücklich, dass es die Tests gibt. Man fühle sich etwas sicherer.

"Weniger angstvoll"

"Wir empfinden eine gewisse Entspannung durch die Tests", meint auch Rektorin Brigitte Loos von der Grundschule in Kalchreuth. Der Präsenzunterricht sei jetzt weniger angstvoll. Dazu tragen auch Luftreinigungsgeräte in der Schule bei und die Tatsache, "dass eine Reihe von Lehrerinnen nun schon ihre erste Impfung hatten".

"Wir möchten, dass sich die Corona-Tests möglichst einfügen in den Unterricht, dass es die Kinder bald nicht mehr als etwas Besonderes empfinden", sagt die Schulleiterin. Das scheint gestern schon mal gelungen zu sein. In die kleine Schule kamen neun von 22 Kindern aus der vierten Klasse in den Präsenzunterricht und sieben Kinder der Notbetreuung. "Die Kinder haben die Tests wie selbstverständlich gemacht", freut sich Brigitte Loos. Jeder für sich, unter Anleitung der Lehrerinnen. Geübt hatten die Schüler das schon mal vor Ostern unter ärztlicher Betreuung. Die örtliche Apotheke hatte Tests organisiert.