Gegen Siemens-Sparpläne: Roland Busch meidet Erlanger Kritiker

8.9.2020, 15:00 Uhr
Gegen Siemens-Sparpläne: Roland Busch meidet Erlanger Kritiker

© Harald Sippel

Persönlich konnte Betriebsrätin und IG Metall-Vertrauensfrau Isa Paape dem künftigen Siemens-Chef Roland Busch ihre Meinung zu den Plänen für den Siemens Campus und einem möglichen Stellenabbau nicht sagen. Die Kundgebungs-Mitinitiatorin und knapp 20 Teilnehmer hatten sich extra auf dem Rathausplatz eingefunden, um den Topmanager mit Lautsprechern und Transparenten zu empfangen.

Denn der derzeit noch stellvertretende Siemens-Vorstandsvorsitzende nahm am Dienstag am ersten so genannten Innovationskongress in Erlangen teil.

Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, da wieder einmal Gerüchte über mögliche Schließungen und großvolumige Sparprogramme am Standort Erlangen die Runde machen. Insbesondere in der Energiesparte sind kurz vor der Abspaltung vom Mutterkonzern die Sorgen vieler Beschäftigter groß.

Also eine günstige Gelegenheit, dachten sich Paape und ein, zwei, drei weitere Betriebsräte verschiedener Siemens-Bereiche und anderer Unternehmen, um mit Busch vor Ort ins Gespräch zu kommen. So war der Plan.

Doch der ging nicht auf. Innerhalb der für die Veranstaltung reservierten Stunde schaute er jedenfalls nicht bei den Protestierenden vorbei. Selbst die nach und nach eintreffenden Tagungsgäste nahmen nur kurz Notiz von der Aktion.

"Wir werden weiter kämpfen"

Das aber störte Paape nicht. "Wir werden weiter kämpfen", schrie die Vorsitzende des Vertrauenskörpers der IG Metall bei Siemens Energy (SE) den Anwesenden entgegen. "Wir werden uns nun schriftlich an Herrn Busch wenden." Doch wen genau die Arbeitnehmervertreterin mit "wir" meinte, ließ sie offen.

Offizielle IG Metall-Funktionäre waren zumindest nicht vor Ort. Auch der Vorsitzende des Betriebsrates von Siemens Energy Erlangen, Manfred Bäreis, betonte auf Nachfrage, dass die Kundgebung keine Aktion des Gremiums gewesen sei.

Noch läuft eine Online-Petition

Hauptorganisatorin Paape sieht darin indes kein Problem. Man sei ein Zusammenschluss von Betriebsräten und Vertrauensleuten aus von Stellenabbau bedrohten Betrieben im Siemens Campus. Schon mit der derzeit noch laufenden Online-Petition mache man sich gemeinsam für sichere Arbeitsplätze, mehr Beteiligung bei der Entwicklung des Siemens Campus sowie den Erhalt der Infrastruktur für Forschung und Erprobung stark.

"Die Kundgebung ist keine Einzelaktion", sagte Paape diesem Medienhaus, "wir decken ein breites Spektrum ab." Einen Beschluss in einem mehrköpfigen Betriebsratsgremium zu fassen, sei schwierig und langwierig. "Wir sind froh, dass wir das hier auf die Beine gestellt haben, obwohl viele Kollegen im Home Office oder noch im Urlaub sind."

Da füllen dann auch einige Personen die (nicht nur coronabedingt) lichten Reihen, die nicht bei Siemens angestellt sind und es auch niemals waren: Politiker etwa der Linken (auch Paape stand bei der vergangenen Kommunalwahl auf der Liste der Erlanger Linken) oder auch ein früherer Personalrat der Stadt.

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