Gemeinde als Geldgeber

8.12.2009, 00:00 Uhr
Gemeinde als Geldgeber

© Manuela Meyer

Herr Förster, 3,5 Millionen Euro Guthaben. Ist Buckenhof die reichste Gemeinde Bayerns?

Förster: Nein, das glaube ich kaum. Im Speckgürtel von München gibt es sicherlich Kommunen, die noch besser dastehen.

Im bayernweiten Durchschnitt haben vergleichbar große Kommunen eine Pro-Kopf-Verschuldung von über 600 Euro. Buckenhof hat ein Guthaben pro Einwohner von 1115 Euro. Wie kommt das?

Förster: Manche Bürger meinen schon, ihr Bürgermeister hätte an der Börse gezockt und gewonnen. Aber das ist natürlich Unsinn. Das dürfte ich auch gar nicht. Tatsache ist, als ich das Amt von meinem Vorgänger 1990 übernommen habe, war die Gemeinde bereits mit gut zwei Millionen DM im Plus. Allerdings auch mit einem Darlehen von einer Million DM, die wir natürlich inzwischen abgelöst haben. Wenn man schuldenfrei ist, und nichts von den Einnahmen für Zinsen und Tilgung ausgeben muss, kann man relativ leicht wirtschaften. Und, das muss man ehrlicherweise zugeben, wir haben keine eigene Schule zu unterhalten, wir haben keine eigene Kirche, die Geld von uns bräuchte, und wir sind flächenmäßig die kleinste Kommune Bayerns mit 1,39 Quadratkilometern. Damit sind auch die Kosten für beispielsweise den Straßenunterhalt gering. Selbst geologisch haben wir Glück: In unserem Sandboden halten verlegte Rohre, wie beispielsweise fürs Abwasser, auch länger.

Also liegt es nicht daran, dass Buckenhof im Speckgürtel Erlangens liegt?

Förster: Ein wenig sicherlich auch. Unsere Haupteinnahmequelle ist der Einkommensteueranteil. Wir haben kaum Gewerbetreibende, unterliegen damit auch nicht den Gewerbesteuerschwankungen. Unsere Bürger entstammen größtenteils dem Bildungsbürgertum. Wir haben kaum Arbeitslose und nur ganz wenige Sozialhilfefälle.

Eine Gemeinde kann natürlich auch sparen, indem sie nichts investiert. Doch irgendwann kommt das dicke Ende. Hat Buckenhof zu viel gespart?

Förster: Nein, keineswegs. Wir haben keinen Sanierungsstau. Unsere Hausaufgaben sind gemacht. Alleine in 2008 haben wir rund 1,7 Millionen Euro investiert. Und wir denken zukunftsorientiert. Beispielsweise haben wir gerade eine neue Seniorenwohnanlage eingeweiht. Kinderkrippe, Kindergarten, Hort, alles ist da. Und energetisch auf dem neuesten Stand. Der Jugendclub ist im vergangen Jahr saniert worden. Derzeit steht noch die neue Aussegnungshalle an. Zwischen 1,3 und 1,4 Millionen Euro sind dafür angesetzt. Baubeginn ist im März. Und wir haben für die Zukunft vorgesorgt: Die Gemeinde besitzt noch Grundstücke für rund 2,5 Millionen Euro in einem attraktiven Bauerwartungsland.

Bei diesem Guthaben wäre doch sicherlich auch das eine oder andere Geldgeschenk für die Bürger drin?

Förster: Jedem Bürger die 1000 Euro auszuzahlen, wäre das Dümmste, was man machen könnte. Das Geld wäre weg und niemanden würde es wirklich nützen. Wir machen keine Geschenke und dürften dies auch gar nicht. Allerdings gibt es schon Vergünstigungen. Beispielsweise dürfen Vereine unsere Säle kostenfrei nutzen und werden mit freiwilligen Leistungen unterstützt.

Buckenhof hat der Stadt Erlangen und auch dem Freistaat angeboten, Projekte vorzufinanzieren. Warum?

Förster: In die Adalbert-Stifter-Schule gehen auch unsere Kinder. Erlangen hat derzeit kein Geld, die seit zehn Jahren angemahnten Toilettensanierungen durchzuführen. Wir bieten an, zusätzlich zu unserem Anteil von 70 000 Euro weitere 240 000 Euro vorzustrecken. Zinsfrei unter der Bedingung, dass die Toiletten noch 2010 gemacht werden und das Geld in zwei Raten in den Jahren 2011 und 2012 zurückfließt. Das zweite Projekt, die Sanierung der 30 Jahre alten Gräfenberger Straße mit lärmarmen Asphalt liefe ähnlich ab. Indem unsere Gemeinde vorfinanziert können wir eine schnelle und wirkungsvolle Verbesserung für unsere Bürger erreichen.

Und was sagen Stadt und Freistaat dazu?

Förster: Bisher habe ich weder aus Erlangen noch aus München eine Antwort erhalten. Interview: MANUELA MEYER