Gift der Ungleichheit: Neujahrsempfang des DGB Erlangen

13.1.2021, 15:29 Uhr
Gift der Ungleichheit: Neujahrsempfang des DGB Erlangen

© Christoph Schmidt/Illustration (dpa)

Niemand weiß das besser als der Chef-Ökonom der Gewerkschaft Ver.di, Dierk Hirschel (aktuelles Buch: "Das Gift der Ungleichheit"), der die Neujahrsansprache beim ersten digitalen Neujahrsempfang des DGB Erlangen am Donnerstag halten wird.

Herr Hirschel, Sie warnen vor einer wachsenden sozialen Spaltung, die durch die Krise verschärft wird. Woran machen Sie das fest und wie kann man diesem entgegenwirken?

Jeder zweite Beschäftige, der unter 2000 Euro netto bekommt, hatte in der Pandemie Einkommensverluste. Geringverdiener verloren häufiger ihren Job oder mussten kurzarbeiten. Gleichzeitig stieg die Zahl der Millionäre aufgrund steigender Aktien- und Immobilienpreise um 58 000 Personen. Die beste Medizin gegen das Gift der Ungleichheit sind starke Gewerkschaften, mehr Tarifverträge, ein höherer Mindestlohn sowie hohe Steuern auf große Einkommen und Vermögen.

Die Gewerkschaften sprechen gerne von einer solidarischen und nachhaltigen Gesellschaft. 

Gift der Ungleichheit: Neujahrsempfang des DGB Erlangen

© Kay Herschelmann

Befürchten Sie nicht, dass solche Appelle momentan verpuffen, weil vielen Menschen in Zeiten von Corona das Hemd näher ist als die Hose?

Nein! Arbeitnehmer können gemeinsam mehr erreichen als allein. Wer in einem Unternehmen mit Gewerkschaft, Betriebsrat und Tarifvertrag arbeitet, bekommt mehr Gehalt, höheres Kurzarbeitergeld und mehr Urlaub. Entlassungen und Firmenschließungen können nur durch gemeinsames Handeln verhindert werden.

Was wollen Sie Ihren Kolleginnen und Kollegen beim Neujahrsempfang des DGB Erlangen mit auf den Weg geben?

Wir müssen politische Lehren aus der Pandemie ziehen. Wir sollten die Daseinsvorsorge stärken, die sozialen Berufe aufwerten, den Arbeitsmarkt neu ordnen und die sozialen Sicherungssysteme armutsfest machen. Wir müssen in den Klimaschutz investieren und die Krisenlasten gerecht verteilen. Das geht nur mit starken Gewerkschaften.

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