Herzogenaurachs Kämmerer zu Freiheitsstrafe verurteilt

15.10.2020, 14:56 Uhr
Herzogenaurachs Kämmerer war vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth angeklagt. Nun fiel das Urteil.

© dpa Herzogenaurachs Kämmerer war vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth angeklagt. Nun fiel das Urteil.

Tätige Reue hat Manfred H. längst gezeigt: Mit 90.000 Euro hat er den angerichteten Schaden beglichen und auch zusätzlich jene veruntreute Summe bezahlt, die ihm heute strafrechtlich nicht mehr vorgeworfen werden kann, da sie bereits verjährt ist.

Für ihn sei die Höhe der Zahlung eine Selbstverständlichkeit, denn er habe die Überweisungen, die er sich selbst von Dezember 2012 bis Juni 2015 zukommen ließ, immer als "Darlehen" verstanden. Die Gelder wollte er immer mit Zinsen zurückzahlen, sagt Manfred H., flankiert von Strafverteidiger Alexander Seifert, vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth.

Enormer Druck und privater Ärger

Zudem wollte er Zinsen zahlen — und zwar mehr, als die öffentliche Hand für eine Vermögensanlage bekommen hätte, jedoch weniger, als er als gewöhnlicher Kreditnehmer bei einer Bank hätte leisten müssen.

Warum er nicht einfach zur Bank ging und einen Kredit beantragte? Oder beim Zweckverband mit offenen Karten spielte? Als Kämmerer und Geschäftsleiter des Zweckverbandes habe er angesichts dieser Doppelbelastung auch zeitlich unter enormen Druck gestanden, privater Ärger sei hinzu gekommen. Aus heutiger Sicht wisse er selbst, dass sein Verhalten „bescheuert“ war, sagt Manfred H.

Staatsanwaltschaft glaubt wenig an seine Reue

Die Staatsanwaltschaft kauft ihm die Reue nicht so recht ab, schon weil Manfred H. seine Untreue erst selbst angezeigt hatte, als er wusste, dass er eine interne Finanzprüfung zu erwarten hatte. Der Ankläger verwies in seinem Plädoyer auch auf das Strafverfahren gegen jene städtische Angestellte, die der Stadt Herzogenaurach einen Schaden von mehr als 120.000 Euro bescherte und dafür mehr als drei Jahre hinter Gitter soll.

Der Staatsanwalt forderte wegen Untreue in 21 Fällen zweieinhalb Jahre Haft für Manfred H., die Verteidigung dagegen eine Freiheitsstrafe von unter einem Jahr, den Vollzug ausgesetzt zur Bewährung. Nur wenn die Freiheitsstrafe unter einem Jahr bleibt, ist es für den Beamten Manfred H. möglich, in seinem Amt als Kämmerer zu bleiben.

Das disziplinarrechtliche Verfahren hat German Hacker, Bürgermeister der Stadt Herzogenaurach, an die Landesanwaltschaft gegeben. Die Untreue des Manfred H. steht mit seinem Amt bei der Stadt Herzogenaurach in keinem Zusammenhang. Dort ist man mit der Arbeit des Beamten zufrieden.

Manfred H. muss außerdem eine Bewährungsauflage in Höhe von 5000 Euro zahlen, die an das SOS Kinderdorf geht.