Polizei-Bilanz 3. Tag

Jugendamt ist alarmiert! Betrunkenes Paar mit Säugling im Kinderwagen im Gedränge der Bergkirchweih

28.5.2023, 15:34 Uhr
Die Bergkirchweih in Erlangen

© Harald Sippel, NN Die Bergkirchweih in Erlangen

Der herrliche Wetter lockte am dritten Tag der Bergkirchweih 2023 wieder die Massen zum Burgberg. Bereits um 15 Uhr waren die Keller und der Schaustellerbereich gut gefüllt. Gegen 19 Uhr waren diese Bereich zu 100 Prozent ausgelastet und der Zustrom hielt weiter an. Bis zum offiziellen Bergende um 23 Uhr blieb diese Besucherzahl konstant. Der "Abstrom" dauerte laut Polizei in dieser Nacht bis ca. 0:30 h und verlief auf dem Berggelände völlig störungsfrei.

"Leider kam es im Bereich des Entlaskeller bzw. am Altstädter Schießhaus zu zwei sexuellen Belästigungen", heißt es gleich zu Beginn des Polizeiberichts. Am Entlaskeller konnte der Täter, der einer 23-jährigen Bergbesucherin aus Bad Neustadt unter den Rock griff, unerkannt entkommen.

Täter festgenommen

Im zweiten Fall konnte der Täter festgenommen werden. Am Ausschank griff der 35-Jährige Mann aus Baden Württemberg einer 16-Jährigen aus dem westlichen Landkreis Erlangen-Höchstadt unter den Rock und legte seine Hand auf deren Po. Der Täter war mit rund 2,00 Promille erheblich alkoholisiert und musste das Festgelände nach Abschluss der Ermittlungen verlassen.

Gegen 20.15 Uhr beschäftigte die Einsatzkräfte der Bergwache ein ungewöhnlicher Vorfall im Bereich des Erich-Kellers. Hier gerieten aus bislang unbekannter Ursache ein 38-jähriger Arzt aus Hamburg und eine 27-jähriger US-Soldat aus der Oberpfalz in Streit. Im Verlaufe dieses Streites schüttete der 38-Jährige den Inhalt seines frisch gezapften Maßkruges über den Kopf des Soldaten und schlug ihm zudem mit der Faust ins Gesicht. Dieser wehrte sich unter Verwendung seines Maßkruges und schlug diesen auf den Kopf seines Gegners. Hierbei erlitt der Arzt eine leicht blutende Wunde am Hinterkopf. Die beiden Männer waren mit 1,8 bzw 0,96 Promille doch sichtlich alkoholisiert.

Zwei Monate altes Baby

Mehreren Passanten teilten der Bergwache gegen 20.30 Uhr ein deutlich alkoholisiertes Pärchen mit, die einen zwei Monate alten Säugling im Kinderwagen fuhren. Das Pärchen aus Erlangen im Alter von 36 und 51 Jahren konnten von den Einsatzkräften in der Bergstraße angetroffen werden. Beide waren mehr als deutlich alkoholisiert und gaben an, mit ihrem Kind die Bergkirchweih besucht zu haben. Beide zeigten sich einsichtig und fuhren anschließend mit einem Taxi nach Hause. Das zuständige Jugendamt der Stadt Erlangen wird über den Vorfall in Kenntnis gesetzt.

Völlig uneinsichtig zeigte sich gegen 21.50 Uhr ein 22-Jähriger aus dem Landkreis Forchheim. Zunächst schlug er völlig grundlos einem gleichaltrigen Besucher der Bergkirchweih mit der Faust ins Gesicht und versetzte ihm anschließend einen Kopfstoß. Der Geschädigte erlitt dadurch leichte Verletzungen und musste sich einer medizinischen Behandlung unterziehen.

Bei der polizeilichen Aufnahme des Geschehens verweigerte der 22-Jährige die Angaben seiner Personalien und zeigte sich nicht nur verbal aggressiv gegenüber den Einsatzkräften. Im weiteren Verlauf schubste er die Beamten weg und weigerte sich mit zur Bergwache zu gehen. Nachdem er auch mit gutem Zureden nicht zu beruhigen war, musste der Mann fixiert werden, um weitere Angriffe gegen die Beamten zu unterbinden. Hierbei erlitt er Kratzer an den Armen. Nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft wurde bei dem Täter eine Blutentnahme durchgeführt. Im Anschluss wurde er vom Festgelände verwiesen.

Partys am BMS und an der Wöhrmühle

In den späten Nachmittagstunden trafen sich an der Wöhrmühle wieder rund 150 Personen in kleineren Gruppen zum Feiern. Hier kam es zu keinerlei Störungen. Auch am dritten Bergtag mussten am Bürgermeistersteg in der Spitze wieder rund 1.500 Jugendliche und Heranwachsende durch die Polizei betreut werden. Die hinterlassenen Scherben von zerbrochenen Flaschen und sonstiger Unrat musste abermals von Kräften der Stadt Erlangen am nächsten Tag entsorgt werden.

Auch wurde wieder festgestellt, dass Jugendliche neben branntweinhaltigen Getränken wohl auch Rauschgift konsumieren. In einem Fall wurden einem 17-Jährigen aus Erlangen rund 3,5 Gramm Haschisch bzw. Haschischöl durch die eingesetzten Beamten abgenommen, nachdem ihn diese beim Rauchen eines Joints beobachtet hatten. Zudem war der Jugendliche mit 1,2 Promille erheblich alkoholisiert und wurde seinem Vater übergeben.

Gegen 20:45 Uhr teilte eine 17-Jährige aus Uttenreuth den Diebstahl ihres Handys mit. Über technische Mittel konnte das Handy in einem geparkten Pkw kurz darauf sichergestellt werden. Bei dem Fahrer handelte es sich um einen 36-jährigen Mann aus dem Landkreis Erlangen-Höchstadt, der im dortigen Bereich die achtlos weggeworfenen Pfandflaschen einsammelte. Seine Erklärungen wie er in den Besitz des entwendeten Handy im Wert von rund 250 Euro kam, klangen wenig glaubwürdig. Nach Abschluss der Ermittlungen wurde dem Mann ein Platzverweis erteilt und ein Strafverfahren wegen Diebstahls eingeleitet.

Platzverweise wegen Musik-Boxen

Darüber hinaus mussten noch mehrere Platzverweise / Belehrungen gegen Jugendliche wegen unflätigem Verhalten gegenüber den eingesetzten Beamten bzw. wegen des Mitführens von Musikboxen ausgesprochen werden. Im Fazit ist jedoch festzustellen, dass die dortige Freizeitanlage – insbesondere der Spielplatz – aufgrund der Vielzahl der Personen und den damit verbundenen Verunreinigungen durch Glassplitter und anderm Unrat nicht mehr im eigentlichen Sinne der Ruhe und Erholung in einem Landschaftsschutzgebiet genutzt werden kann.

Zum Bergende zog es die Festbesucher wieder in Massen Richtung Innenstadt. Am Martin-Luther-Platz hielten sich vorübergehend bis gegen 2 Uhr in der Spitze wieder bis zu 1.000 Menschen auf. Aufgrund der noch kühlen Temperaturen verweilten die Nahtschwärmer jedoch nicht all zu lange.

Weitere Sexualdelikte

Im Rahmen der Nachfeiern mussten zwei weitere Sexualdelikte sowie sechs Körperverletzungsdelikte aufgenommen werden. Hierbei wurden die handelnden Personen lediglich leicht verletzt. Sowohl die Täter als auch die Geschädigten waren zum Teil erheblich alkoholisiert. Die festgestellten Atemalkoholwerte lagen zwischen 0,03 und 2,54 Promille.

Zudem erstattete ein 29-Jähriger Erlanger Anzeige, da ihm gegen 5 Uhr in der Früh im Bereich des Altstadtmarktes sein Handy im Wert von rund 1.400 Euro geraubt worden war.

Die beiden Sexualdelikte ereigneten sich im Bereich der Harfenstraße und in der Luitpoldstraße. Eine 21-jährige aus Hersbruck zeigte gegenüber den Einsatzkräften an, dass sie gegen 0 Uhr von einem unbekannten Täter im Bereich der Vierzigmannstraße/ Harfenstraße zunächst an der Brust berührt worden sei. Anschließend habe sie der unbekannte Mann aber auch unter dem Rock im Intimbereich angefasst. Im Anschluss daran flüchtete der Täter unerkannt.

Polizei stoppte PKW und E-Scooter

Im Rahmen der durchgeführten Verkehrskontrollen mussten insgesamt acht Fahrer von E-Scootern und zwei Pkw-Fahrer zur Anzeige gebracht werden, da diese deutlich alkoholisiert waren. Hierbei wurden Alkoholwerte von 0,44 bis 1,18 Promille festgestellt. Die Erlanger Polizei weist nochmals eindringlich daraufhin, nicht alkoholisiert mit dem Fahrrad, dem Auto oder auch einem EScooter am Straßenverkehr teilzunehmen. Dies gilt insbesondere auch für Fahranfänger.

Gegen 22.30 Uhr meldeten Anwohner aus der Isarstraße einen Radfahr-Unfall. Der Radfahrer war in der Unterführung ohne Fremdeinwirkung gestürzt und zog sich mehrere Rippenbrüche, und einen Schlüsselbeinbruch zu. Bei der Unfallaufnahme stellten die Beamten fest, dass der 31-jährige Erlanger mit knapp 1,80 Promille erheblich alkoholisiert war. Der 31-Jährige wurde zur weiteren Behandlung mit dem Rettungsdienst in die Notaufnahme des Waldkrankenhauses verbracht.

Im Fazit war auch der dritte Bergtag mit einem sehr hohen Besucherandrang trotz der angezeigten Sexualdelikten und den Körperverletzungen geprägt von einer ausgelassen, friedlichen Stimmung der Besucher. Die Polizei stellt in ihrem Fazit fest: "Abermals war nur ein sehr kleiner Bruchteil der Bergbesucher und Feierenden nicht in der Lage sich straffrei zu verhalten."

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