Kein Berg, keine Konzerte: Reaktionen aus Erlangen

16.4.2020, 18:56 Uhr
Dieser Anblick bleibt einem in diesem Jahr erspart: Zerbrochene Krüge von der Bergkirchweih wird es 2020 nicht geben. Das Fest fällt aus. Und auch Konzerte oder das Schlossgartenfest müssen abgesagt werden. Viele Erlanger trifft das hart, besonders aber natürlich die Veranstalter, Schausteller und Wirte. Reaktionen aus Erlangen in einer Bildergalerie zum Durchklicken.
1 / 12

Dieser Anblick bleibt einem in diesem Jahr erspart: Zerbrochene Krüge von der Bergkirchweih wird es 2020 nicht geben. Das Fest fällt aus. Und auch Konzerte oder das Schlossgartenfest müssen abgesagt werden. Viele Erlanger trifft das hart, besonders aber natürlich die Veranstalter, Schausteller und Wirte. Reaktionen aus Erlangen in einer Bildergalerie zum Durchklicken. © Archivfoto: Klaus-Dieter Schreiter

Karl-Heinz Hartnagel, Schausteller: "Ein Leben lang, seit 50 Jahren, war ich zu Pfingsten mit meiner Brezenbäckerei auf der Bergkirchweih. Deshalb ist der Schaden jetzt nicht nur wirtschaftlich, sondern auch emotional. Bis 31. August haben wir Berufsverbot. Doch Menschenleben gehen vorher, daher habe ich Verständnis für die Absage. Für die Erlanger Bevölkerung ist es schade, es gibt Berg-Fans, die fiebern das ganze Jahr über auf das Fest hin. Als Schausteller habe ich ein Saisongewerbe von Ostern bis Weihnachten...
2 / 12

Karl-Heinz Hartnagel, Schausteller: "Ein Leben lang, seit 50 Jahren, war ich zu Pfingsten mit meiner Brezenbäckerei auf der Bergkirchweih. Deshalb ist der Schaden jetzt nicht nur wirtschaftlich, sondern auch emotional. Bis 31. August haben wir Berufsverbot. Doch Menschenleben gehen vorher, daher habe ich Verständnis für die Absage. Für die Erlanger Bevölkerung ist es schade, es gibt Berg-Fans, die fiebern das ganze Jahr über auf das Fest hin. Als Schausteller habe ich ein Saisongewerbe von Ostern bis Weihnachten... © Bresler

... Die letzten Einnahmen hatte ich am 23. Dezember, dazu kamen Investitionen über den Winter. Die Bundes- und Landespolitik ist nun gefordert, unseren Familienbetrieben zu helfen. Die Soforthilfe, ich habe sie auch beantragt, reicht da in keinster Weise. Es braucht Regelungen, um das deutsche Kulturgut "Volksfest" zu retten. Persönlich mache ich mir immense Sorgen. Meine Tochter studiert, mein Sohn geht in die elfte Klasse und wird einmal Schausteller. Ich habe keine Einnahmen. Dazu bin ich 50 Jahre alt, ich würde meine Altersvorsorge ungern auflösen müssen."
3 / 12

... Die letzten Einnahmen hatte ich am 23. Dezember, dazu kamen Investitionen über den Winter. Die Bundes- und Landespolitik ist nun gefordert, unseren Familienbetrieben zu helfen. Die Soforthilfe, ich habe sie auch beantragt, reicht da in keinster Weise. Es braucht Regelungen, um das deutsche Kulturgut "Volksfest" zu retten. Persönlich mache ich mir immense Sorgen. Meine Tochter studiert, mein Sohn geht in die elfte Klasse und wird einmal Schausteller. Ich habe keine Einnahmen. Dazu bin ich 50 Jahre alt, ich würde meine Altersvorsorge ungern auflösen müssen." © Karl-Heinz Hartnagel

Vincenz Schiller, Wirt vom Entla’s Keller: "Man hatte schon das Gefühl, dass es so kommt. Uns geht es damit wie allen anderen auch: Wir können ein Fest, das uns allen am Herzen liegt, nicht begleiten. Was das konkret für uns bedeutet, können wir wohl erst in den nächsten Tagen fassen. Ein Pfingsten ohne Bergkirchweih kann ich mir nicht vorstellen, die Feiertage werden absurd sein. Finanziell ist es für uns eine Belastung. Doch wir hoffen, dass wir unseren Biergarten in naher Zukunft wieder öffnen dürfen...
4 / 12

Vincenz Schiller, Wirt vom Entla’s Keller: "Man hatte schon das Gefühl, dass es so kommt. Uns geht es damit wie allen anderen auch: Wir können ein Fest, das uns allen am Herzen liegt, nicht begleiten. Was das konkret für uns bedeutet, können wir wohl erst in den nächsten Tagen fassen. Ein Pfingsten ohne Bergkirchweih kann ich mir nicht vorstellen, die Feiertage werden absurd sein. Finanziell ist es für uns eine Belastung. Doch wir hoffen, dass wir unseren Biergarten in naher Zukunft wieder öffnen dürfen... © Klaus-Dieter Schreiter

... Als Familienunternehmen, das es seit vielen Generationen gibt, planen wir aber nicht nur von einem Jahr auf das andere. Ich sehe das jetzt auch als Chance. Wir erledigen mit unseren Festangestellten Sanierungsarbeiten und machen den Keller schöner. Sonst wäre ich um diese Zeit an sieben Tagen in der Woche fast rund um die Uhr oben am Keller, jetzt kann ich daheim auch mal meine Gartenarbeit erledigen. Ich persönlich bin noch nie so entspannt gewesen im Frühjahr."
5 / 12

... Als Familienunternehmen, das es seit vielen Generationen gibt, planen wir aber nicht nur von einem Jahr auf das andere. Ich sehe das jetzt auch als Chance. Wir erledigen mit unseren Festangestellten Sanierungsarbeiten und machen den Keller schöner. Sonst wäre ich um diese Zeit an sieben Tagen in der Woche fast rund um die Uhr oben am Keller, jetzt kann ich daheim auch mal meine Gartenarbeit erledigen. Ich persönlich bin noch nie so entspannt gewesen im Frühjahr." © Klaus-Dieter Schreiter

Udo Helbig (rechts im Bild), Gastronom, Wirt vom Erich Keller: "Die Entscheidung macht mich traurig, sie verändert die Welt komplett. Ich bin voll betroffen, mit meinem Restaurant in der Stadt, beim Schlossgartenfest und mit dem Erich Keller. Dort sind 90 Mitarbeiter und die Musiker sehr enttäuscht...
6 / 12

Udo Helbig (rechts im Bild), Gastronom, Wirt vom Erich Keller: "Die Entscheidung macht mich traurig, sie verändert die Welt komplett. Ich bin voll betroffen, mit meinem Restaurant in der Stadt, beim Schlossgartenfest und mit dem Erich Keller. Dort sind 90 Mitarbeiter und die Musiker sehr enttäuscht... © Klaus-Dieter Schreiter

... Überrascht aber hat es mich nicht mehr, seit vier Wochen sind Gaststätten und Diskotheken geschlossen. Wir sind jeden Abend im Glüxrausch und verkaufen Burger zum Mitnehmen, da hat man wenigsten etwas zu tun, auch wenn das lange nicht reicht, um die Existenz zu sichern. Welche finanziellen Folgen die Krise haben wird, weiß ich nicht. Das hängt davon ab, wie lange sie dauert. 1,5 Meter Abstand ist in der Gastronomie aber schwer einzuhalten. Über eine Alternative zur Bergkirchweih brauchen wir heute nicht sprechen, wir drängen nicht auf einen Nachholtermin im September. Pfingsten zu Hause ist für mich unvorstellbar, seit 35 Jahren arbeite oder feiere ich da auf der Bergkirchweih."
7 / 12

... Überrascht aber hat es mich nicht mehr, seit vier Wochen sind Gaststätten und Diskotheken geschlossen. Wir sind jeden Abend im Glüxrausch und verkaufen Burger zum Mitnehmen, da hat man wenigsten etwas zu tun, auch wenn das lange nicht reicht, um die Existenz zu sichern. Welche finanziellen Folgen die Krise haben wird, weiß ich nicht. Das hängt davon ab, wie lange sie dauert. 1,5 Meter Abstand ist in der Gastronomie aber schwer einzuhalten. Über eine Alternative zur Bergkirchweih brauchen wir heute nicht sprechen, wir drängen nicht auf einen Nachholtermin im September. Pfingsten zu Hause ist für mich unvorstellbar, seit 35 Jahren arbeite oder feiere ich da auf der Bergkirchweih." © Harald Sippel

Joachim Hornegger, Präsident der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg: "Wir bedauern sehr, dass unser Schlossgartenfest in diesem Jahr nicht stattfinden kann. Doch wir sind uns unserer Verantwortung gegenüber den tausenden Universitätsangehörigen und Alumni sowie Freunden und Förderern der FAU, die das Fest in jedem Jahr besuchen, bewusst. Und diese Verantwortung nehmen wir sehr ernst. So können wir hoffen, dass wir ein ganz besonderes Schlossgartenfest 2021 feiern werden. Ich lade alle herzlich ein."
8 / 12

Joachim Hornegger, Präsident der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg: "Wir bedauern sehr, dass unser Schlossgartenfest in diesem Jahr nicht stattfinden kann. Doch wir sind uns unserer Verantwortung gegenüber den tausenden Universitätsangehörigen und Alumni sowie Freunden und Förderern der FAU, die das Fest in jedem Jahr besuchen, bewusst. Und diese Verantwortung nehmen wir sehr ernst. So können wir hoffen, dass wir ein ganz besonderes Schlossgartenfest 2021 feiern werden. Ich lade alle herzlich ein." © Torsten Hanspach

Ronald Scheuer, Künstler, Vorstand Klassikkultur e.V.: "Schon seit mehreren Wochen bangen wir um unsere Seekonzerte. Eigentlich sollten Anfang April die Chor- und Solistenproben für Klassik am See starten. Durch die Kontaktbeschränkungen war und ist daran nicht zu denken. Zumal unsere treue Chorgemeinschaft — fast 150 Sängerinnen und Sänger — zum Teil selbst unter die Risikozielgruppe fällt, ist es schwer vorstellbar, wann Proben wieder möglich wären. Es ist deprimierend machtlos mitansehen zu müssen, wie die Planungen eines Dreivierteljahres in Kürze obsolet werden".
9 / 12

Ronald Scheuer, Künstler, Vorstand Klassikkultur e.V.: "Schon seit mehreren Wochen bangen wir um unsere Seekonzerte. Eigentlich sollten Anfang April die Chor- und Solistenproben für Klassik am See starten. Durch die Kontaktbeschränkungen war und ist daran nicht zu denken. Zumal unsere treue Chorgemeinschaft — fast 150 Sängerinnen und Sänger — zum Teil selbst unter die Risikozielgruppe fällt, ist es schwer vorstellbar, wann Proben wieder möglich wären. Es ist deprimierend machtlos mitansehen zu müssen, wie die Planungen eines Dreivierteljahres in Kürze obsolet werden". © RAINER WINDHORST

Holger Watzka, Programmleiter und Booking im Kulturzentrum E-Werk: "Die Situation fürs E-Werk und das Kulturinsel Wöhrmühle Open Air ist echt emotional belastend. Wir haben ein ganzes Jahr auf das Open Air hingearbeitet und jetzt sieht alles danach aus das wir absagen müssen. Nur leider sind die Aussagen sehr schwammig von Seiten der bayerischen Staatsregierung. Was ist eine Großveranstaltung? Und wie geht’s weiter mit dem Veranstaltungs- und vor allen Dingen Konzert- oder auch Kinobetrieb im E-Werk. Es ist für uns eigentlich nicht möglich so kurzfristig auf Sicht zu planen. Wir brauchen klare Ansagen und Richtlinien um verantwortbar Kulturarbeit zu leisten."
10 / 12

Holger Watzka, Programmleiter und Booking im Kulturzentrum E-Werk: "Die Situation fürs E-Werk und das Kulturinsel Wöhrmühle Open Air ist echt emotional belastend. Wir haben ein ganzes Jahr auf das Open Air hingearbeitet und jetzt sieht alles danach aus das wir absagen müssen. Nur leider sind die Aussagen sehr schwammig von Seiten der bayerischen Staatsregierung. Was ist eine Großveranstaltung? Und wie geht’s weiter mit dem Veranstaltungs- und vor allen Dingen Konzert- oder auch Kinobetrieb im E-Werk. Es ist für uns eigentlich nicht möglich so kurzfristig auf Sicht zu planen. Wir brauchen klare Ansagen und Richtlinien um verantwortbar Kulturarbeit zu leisten."

Lisa Neun, Comic-Zeichnerin, Vorsitzende des Comic-Museums Erlangen: "Dass der Comic-Salon abgesagt wird, war klar und schon seit Wochen absehbar. Für die ganze Comic-Szene, die Netzwerker, die Verlage und für alle die, die von Comics leben, ist das extrem bitter. Der Comic-Salon ist einfach ein großes Familienfest der Comic-Macher und -Fans. Wir vom Comic-Museum Erlangen hatten ja für den Salon ein Seminar und eine große Mitmach-Aktion mit Künstlern geplant, das fällt jetzt alles aus. Aber wir hoffen, noch in diesem Jahr diesbezüglich etwas machen zu können. Wir sind auf der Suche nach einem leeren Ladenlokal und planen dort eine Mitmach-Aktion, dann eben nicht mit Künstlern, sondern mit der Bevölkerung. Ich selbst wäre ja auch live beim Comic-Salon dabei gewesen, derzeit habe ich zwölf Seiten von ,Business Girl’ fertig und zeichne gerade einen Comic zur Homeoffice-Situation. Allen Menschen kann ich nur zurufen: Kauft Comics!"
11 / 12

Lisa Neun, Comic-Zeichnerin, Vorsitzende des Comic-Museums Erlangen: "Dass der Comic-Salon abgesagt wird, war klar und schon seit Wochen absehbar. Für die ganze Comic-Szene, die Netzwerker, die Verlage und für alle die, die von Comics leben, ist das extrem bitter. Der Comic-Salon ist einfach ein großes Familienfest der Comic-Macher und -Fans. Wir vom Comic-Museum Erlangen hatten ja für den Salon ein Seminar und eine große Mitmach-Aktion mit Künstlern geplant, das fällt jetzt alles aus. Aber wir hoffen, noch in diesem Jahr diesbezüglich etwas machen zu können. Wir sind auf der Suche nach einem leeren Ladenlokal und planen dort eine Mitmach-Aktion, dann eben nicht mit Künstlern, sondern mit der Bevölkerung. Ich selbst wäre ja auch live beim Comic-Salon dabei gewesen, derzeit habe ich zwölf Seiten von ,Business Girl’ fertig und zeichne gerade einen Comic zur Homeoffice-Situation. Allen Menschen kann ich nur zurufen: Kauft Comics!" © Harald Sippel

Albert Krapf, Buchhandlung "Ex Libris": "Es war bereits ein Schock, als die Läden schließen mussten. Damals hatte ich nicht gedacht, dass sich die Flut der Absagen so weit ins Jahr hinziehen würde und auch die großen Sommer-Festivals treffen könnte. Und jetzt trifft es eben auch das Poetenfest, an dem ich einen Bücherstand hatte. Gut, das Poetenfest ist für mich nicht überlebensnotwendig, aber schön wäre es schon gewesen, da es im August wirtschaftlich nicht so gut läuft. Wir sind die letzten Wochen gut über die Runden gekommen, sehr viele Kunden haben online bestellt. Wir haben sogar Neu-Kunden gewonnen. Ein Wechselbad der Gefühle war auch der Umstand, dass es erst hieß, dass die Buchhandlungen ab 20. April wieder öffnen dürfen, und dann das bayerische Kabinett den Termin eine Woche nach hinten verschoben hat. Aber die Zeit ist gerade so, wir haben keine andere Wahl und müssen damit leben."
12 / 12

Albert Krapf, Buchhandlung "Ex Libris": "Es war bereits ein Schock, als die Läden schließen mussten. Damals hatte ich nicht gedacht, dass sich die Flut der Absagen so weit ins Jahr hinziehen würde und auch die großen Sommer-Festivals treffen könnte. Und jetzt trifft es eben auch das Poetenfest, an dem ich einen Bücherstand hatte. Gut, das Poetenfest ist für mich nicht überlebensnotwendig, aber schön wäre es schon gewesen, da es im August wirtschaftlich nicht so gut läuft. Wir sind die letzten Wochen gut über die Runden gekommen, sehr viele Kunden haben online bestellt. Wir haben sogar Neu-Kunden gewonnen. Ein Wechselbad der Gefühle war auch der Umstand, dass es erst hieß, dass die Buchhandlungen ab 20. April wieder öffnen dürfen, und dann das bayerische Kabinett den Termin eine Woche nach hinten verschoben hat. Aber die Zeit ist gerade so, wir haben keine andere Wahl und müssen damit leben." © Bernd Böhner

Verwandte Themen