Kishon und Gabelfisch

10.8.2010, 00:00 Uhr
Kishon und Gabelfisch

© Scott Johnston

Ein Maler und sein Werk: Lisa Kishon, die Witwe des 2005 verstorbenen Schriftstellers Ephraim Kishon, schildert in dem Buch „Bilder der Nacht, so hell“ auf sehr einfühlsame Weise, welche Empfindungen die Gemälde Kortans bei ihr auslösen. Für sie sind diese „Gebilde der Nacht“.

Kishon und Gabelfisch

© privat

Dabei sieht sie in der Nacht weniger das Reich des Unheimlichen oder Zwielichtigen, sondern vor allem der Fantasie. Hier regieren nicht der Verstand und die Logik, die sich vielmehr schlafen gelegt haben, sondern es öffnet sich der Raum für überraschende Assoziationen, die dennoch einen Bezug zur Realität entfalten. Traumsequenzen fallen einem ein, in denen gleichfalls die Gesetze der Physik aufgehoben sind, die aber trotzdem Einblick in die menschliche Psyche geben können.

Besonders aus der Verbindung zweier Kunstbereiche schöpft der Kalchreuther Maler seine Kreativität: des Surrealismus und der Trompe-l’œil-Technik. Diese wurde bereits in der Antike eingesetzt und erlebte zwischen der Renaissance und dem Rokoko ihre Blütezeit.

Illusion von Objekten

Der Begriff kommt aus dem Französischen und bedeutet so viel wie „das Auge täuschen“. Gern verwendeten Künstler diese Technik bei Stillleben. Durch extreme Detailgenauigkeit sowie geschicktem Einsatz von Perspektive, Licht- und Schatteneffekten wurde die Illusion von realen Objekten geschaffen.

Eine Motivation hierfür war, dass Gegenstände aus den Kolonien in jener Zeit nur schwer zu erstehen und zudem — wie beispielsweise exotische Früchte — verderblich waren. Die Malerei holte sie so auf sehr plastische Art in den jeweiligen Raum. Auch in Kirchen setzte man dreidimensional wirkende Motive, wie vermeintliche Fenster oder Kuppeln, bevorzugt ein.

Kortan fasziniert die Technik der alten Meister, doch war es ihm wichtig, einen eigenen Ansatz zu entwickeln. Deshalb kombiniert er die Trompe-l’œil-Technik mit der surrealistischen Malerei.

Salvador Dali zählt zu seinen Vorbildern. Mit feiner Ironie hat ihm Kortan das Bild „Der triumphale Sieg des Salvadors über eine schwangere Birne“ gewidmet. Auf einem Giraffenkörper thront ein gekrönter Dali-Kopf; keine Uhren zerfließen, sondern ein Spiegelei; auf dem Rücken spießt eine Gabel einen Fisch auf.

Fern der Wirklichkeit sind die Elemente, die der Kalchreuther in seine Bilder einbaut, nicht. Bei Personen baut er meist Gegenstände in die Bilder mit ein, die eine große Bedeutung für den Betreffenden oder dessen Werk besitzen.

Mit Ephraim Kishon war Kortan eng befreundet und hat ihn oft in seinem Appenzeller Haus besucht. Die Beiden hatten über Kishons Buch „Picassos süße Rache“ zusammengefunden.

Intensiver Austausch

Sie entdeckten eine Seelenverwandtschaft und tauschten sich intensiv über moderne Kunst aus. Frank Kortan: „Obwohl Kishon als Jude im Dritten Reich viel Leid ertragen musste, war er später auch im Alltag ein sehr witziger Mensch. Ich schätze ihn außerdem als einen großen Philosophen. Sich mit ihm zu unterhalten, war nie langweilig.“

Auch Kishon wurde von Frank Kortan porträtiert — im Stil des Surrealismus, versteht sich. Eine abgebildete Glühbirne verweist auf eine Eigenart des Schriftstellers. Diesem war nämlich das Licht in den Hotels fast immer zu schummrig. Also führte er stets einen Karton mit Glühbirnen mit sich und sorgte so als Do-it-yourself-man schnell für eine angemessene Beleuchtung.

Sehr ausführlich hat Lisa Kishon Frank Kortan für das Buch interviewt. Gut herausgearbeitet werden nicht nur seine Gedanken über die Kunst, sondern auch der Alltag eines Künstlers, der gerne zugibt, gern auch mal auf Reisen zu gehen, um sich von der Arbeit im Atelier zu erholen.

Frank Kortan hat in vielen Galerien der europäischen Metropolen ausgestellt. Er wurde unter anderem mit dem World Prize of Salvador Dali, dem European Prize for fine Arts und der Franz-Kafka-Medaille ausgezeichnet.Der Band, in dem zahlreiche Bilder Frank Kortans einschließlich kunstwissenschaftlicher Erläuterungen von Gerhard Habarta und Miroslav Klivar abgedruckt sind, hat die ISBN-Nummer 978-300-030415-6 und ist für 30 Euro am einfachsten über Frank Kortan selbst (Telefon 0911/313975) zu beziehen.