Abschluss der Festwoche

Klanglich makellose Orgel in St. Matthäus

28.9.2021, 14:30 Uhr
Souverän und erfrischend musizierten das kleine Kammerorchester und die Kantorin Susanne Hartwich-Düfel (Mitte).

© Klaus-Dieter Schreiter, NN Souverän und erfrischend musizierten das kleine Kammerorchester und die Kantorin Susanne Hartwich-Düfel (Mitte).

Zum Abschluss der Orgel-Festwoche in St. Matthäus anlässlich der Einweihung der neuen Klais-Orgel präsentierte Kantorin Susanne Hartwich-Düfel zusammen mit einem kleinen Orchester mit Mitgliedern der Bamberger Symphoniker ein hübsches, konventionell geprägtes Konzert.

Im Zentrum

Knapp 200 Zuhörerinnen und Zuhörer verteilten sich mit Masken im Kirchenraum vor dem gelungenen zentralen Orgel-Prospekt an der Frontwand. Ja, die Musik steht in diesem Kirchenraum im Zentrum. Das ist schön und gut so, denn die Musik erreicht viele Menschen.

Susanne Hartwich-Düfel ist Barock- und Klassikliebhaberin. Das ist auch der programmatischen Gestaltung anzumerken. Georg Friedrich Händel und Tomaso Albinoni vertreten das barocke Zeitalter. Mit Händels Orgelkonzert in B-Dur (op. 4,2) gibt es einen erfrischenden Auftakt.

Charmante Leichtigkeit

Da blitzt in der munter-frischen Orchestergestaltung, etwa im Schluss-Allegro-Satz, Händels Operngeist, seine charmante Arietta-Leichtigkeit auf. Das „Concerto grosso“ (op. 3,5) und Albinonis „Concerto“ (op. 9,6) sind durch zwei Oboen klanglich erweitert. Paula Arantes und Valentin Krämer musizieren souverän und mit hübschen Echoeffekten.

Menschen vor Orgelpfeifen: Die Dimensionen der neuen Orgel in St. Matthäus sind ziemlich beachtlich.

Menschen vor Orgelpfeifen: Die Dimensionen der neuen Orgel in St. Matthäus sind ziemlich beachtlich. © Klaus-Dieter Schreiter, NN

Ja, das stimmt: „In Sexten und Terzen ist gut herzen“, auch klanglich mit dem locker und erfreulich historisierend musizierenden Bamberger Ensemble. Die frühklassische Faktur von Bach-Sohn Carl Philipp Emanuels G-Dur-Orgel-Konzert schlägt mit der Form von Sonatensatz, mit Kadenz im Orgelsolo das klassische Kapitel in der Musikgeschichte auf. Es ist ein lebendiges Musizieren, das der Präsenz des stehenden Orchesterensembles geschuldet sein mag.

Weniger Mechanik

Die neue Orgel wirkt klanglich fast zu makellos: Im Vergleich zu einem historischen Orgelbau ist weniger Mechanik, Klangeigenheit zu erleben. Organistisch meistert Hartwich-Düfel die Tutti-Solo-Wechsel, das manuelle Spiel nahezu tadellos.
Joseph Haydns abschließendes Orgelkonzert in F-Dur (Hob. XVIII:3) ist ursprünglich für Klavier beziehungsweise Cembalo konzipiert.

Das funktioniert auch mit der Orgel gut, bringt ausgreifendere Aspekte mit großen, durchgeführten Satzformen und virtuos-klassischem Spiel (Allegro und Finale) ins konzertante Erleben, zeigt musikalische Entwicklungsgeschichte. Damit ist dem Abschluss dieser Orgelfestwoche nach anderthalb Stunden ohne Pause und mit Maske Genüge getan.

Keine Kommentare