Software fehlerhaft, Material unvollständig

Lollitests an Grundschulen in Erlangen und ERH: Fast nirgendwo hat der Start geklappt

21.9.2021, 18:25 Uhr
Der Start der Lollitests ging auch in Erlangen und dem Landkreis Erlangen-Höchstadt daneben.

© Michael Reichel/dpa, NN Der Start der Lollitests ging auch in Erlangen und dem Landkreis Erlangen-Höchstadt daneben.

In der Stadt Erlangen und im Landkreis Erlangen-Höchstadt gibt es insgesamt 44 Grundschulen. An diesem Montag hätte an sämtlichen Einrichtungen damit begonnen werden sollen, die Schüler über Poolverfahren via Lollipop-Methode auf eine Infektion mit dem Coronavirus zu testen. "Fünf Schulen konnten planmäßig starten, zwei teilweise", sagt Schulamtsdirektor Frank Wessel auf Anfrage der Erlanger Nachrichten. Das bedeutet im Umkehrschluss: An 37 Schulen hat der Start nicht geklappt. Stattdessen werden erstmal die bisherigen Selbsttests verwendet.

"Wir wären gerne regulär gestartet", sagt Martina Zippelius-Wimmer, Leiterin der Grundschule Bubenreuth - wäre da nicht der "massive Zeitdruck" gewesen: Nach Willen des Kultusministeriums sollten die Schulen am Dienstag vergangener Woche eine siebenseitige Einverständniserklärung an die Eltern verschicken, ob sie in die Tests mit der Lollipop-Methode einwilligen. Am Donnerstag hätten die Einverständniserklärungen vollständig vorliegen sollen - damit die Daten jedes einzelnen Schülers und jeder einzelnen Schülerin am Freitag in das Softwareprogramm eingetragen werden können und es am Montag mit den Tests losgehen kann.

Software streikte

Doch am Freitag streikte die Software. "Also haben wir am Wochenende alle Daten eingegeben, was nur funktioniert hat, weil sich die Mitarbeiter unserer Schule hervorragend eingesetzt haben", sagt Zippelius-Wimmer. Ihr wäre es lieber gewesen, wenn die Lollitests im Laufe des Oktobers eingeführt worden wären. Doch auch so ist die Grundschule Bubenreuth kurz davor loslegen zu können: "Am Dienstag wollen wir anfangen."

Die Idee mit den Lollitests sei schon gut gewesen, sagt Susanne Schmid, Leiterin der Carl-Platz-Schule Herzogenaurach, "aber für die Einführung hätten wir mehr Zeit gebraucht". Schließlich gibt es an ihrer Schule 26 Klassen, die aufgrund von Sport- und Religionsunterricht immer gemeinsam Unterricht haben. Entsprechend sollen nun immer montags und mittwochs die zweiten und vierten Klassen getestet werden, dienstags und donnerstags die ersten und zweiten. Bei einigen wenigen Klassen weichen die Tage allerdings ab. Schmid geht davon aus, dass es kommenden Montag losgehen kann.

Start verschoben

Einverständniserklärungen für 311 Kinder hätten an der Anton-Wölker-Schule Höchstadt binnen zwei Tagen eingesammelt werden müssen. "Am Freitag konnten wir für keinen einzigen Schüler die Werte in die Software eingeben", sagt Leiterin Rosi Wagner. Ihr wäre es lieber gewesen, wenn die Lollitests etwas später geplant gewesen wären. "Das in den ersten zwei Schulwochen durchzuziehen, wenn sowieso viel Organisatorisches zu tun ist, ist eine große Herausforderung." Doch nächsten Montag will auch die Anton-Wölker-Schule mit den Lollis starten.

Eine Leiterin einer Grundschule in der Stadt Erlangen, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, spricht von einem "Desaster". Neben den erwähnten Softwareproblemen und der knappen Zeit für die Einverständniserklärungen bemängelt sie unvollständiges Material. "Uns fehlen Tüten, in die die Pools gegeben werden sollen." Für die Belieferung sei das Labor zuständig gewesen, dass die Pools auswertet. "Doch aus dem Labor heißt es, die Tüten könnten zurzeit nicht geliefert werden."

An der Cunz-Reyther-Grundschule in Niederndorf fehlt es neben Tüten auch an Etiketten für die Beschriftung der Röhrchen. Für Rektorin Heidi Forisch ärgerlich, habe die Organisation der Tests "sehr viel Zeit und Mühe in Anspruch genommen." Vom zuständigen Labor habe sie erfahren, dass die Etiketten im Laufe der Woche noch geliefert werden sollen, die Tüten nicht. Selbst ist die Schulleiterin: "Ich werde beim Drogeriemarkt selbst welche kaufen."

So lautet auch der Rat des Schulamtsdirektors Wessel: "Manche Schulen sind vollständig mit Material beliefert worden, manche nicht. Wer keine Tüten bekommen hat, muss sie sich leider selbst besorgen."

"Ich ziehe meinen Hut"

Wessel betont, dass das Kultusministerium für diese Woche eine Übergangsfrist gewährt habe, "doch nächsten Montag muss es mit den Lollitests losgehen". Wessel weiß, dass die Schulen nichts für die Verzögerung kann: "Ich ziehe den Hut vor der Disziplin und dem Krafteinsatz unserer Schulleitungen."

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