Mediendebatte und Wutbürger

17.4.2012, 00:00 Uhr
Mediendebatte und Wutbürger

© Harald Hofmann

Die Wutbürger laufen zu Bestform auf: „Der Regenwald wird abgeholzt, um Papier für den Comicdruck herzustellen“, steht auf einem Transparent. Ein Schild mit „Comics kann man nicht ausstellen“ wird ebenfalls in die Höhe gereckt. Die Spießer-Demo, die in der Ausstellung „Die Bibliothek“ im Galerie-Raum der Szene-Kneipe „Gummi Wörner“ zu sehen ist, vereint jede Menge obskure Kunstabwehrreaktionen, die in ihrer geballten Dummheit schon wieder lustig wirken.

Brandneu sind die meisten der Arbeiten des Erlanger Künstlers Michael Jordan — der auch fürs Kunstprogramm im „Gummi Wörner“ zuständig ist —, die nicht selten um das Thema „Medien“ kreisen. So auch im titelgebenden Druck, der eine Bibliothek darstellt, in der das gedruckte Wort nur noch als Scan-Vorlage existiert und ein „Liquidizer“ als Horrorvision aller bibliophilen Menschen im Eck steht. Hier verschwinden „Krieg und Frieden“ oder „Faust“ durch einen Trichter in einer seltsamen Apparatur und verwandeln sich in ein Schlaumeier-Elixier, das dann als Schlummertrunk verabreicht werden kann.

Zu sehen sind Zeichnungen, Druck, Comics — aber auch Beiträge Jordans für ein finnisches Comic-Magazin. Schließlich erinnert Jordans Bildsprache vor allem an den Comic. Dazu gehört auch Jordans Talent, mit wenigen Bildern Geschichten zu erzählen. Geschichten, die zwischen Gegenwart und Zukunft, Realität und Fiktion angesiedelt sind.

Jordan arbeitet seit jeher im Grenzgebiet der Genres. Zuletzt war er Lehrbeauftragter für farbige Druckgrafik an der Hochschule für Gestaltung Offenbach und Universitätslektor für mediale und interdisziplinäre Sprachkunst an der Universität für Angewandte Kunst Wien.

Gerade erst ist er aus den USA zurückgekehrt. Dort arbeitete er mit den Studenten am Middlebury College in Vermont zusammen. Hier vermittelte er nicht nur dem Nachwuchs seine Ansichten, sondern ließ sich auch vielseitig inspirieren. Sein Künstler-Tagebuch, das zum Durchblättern ausliegt, ist dabei eine schöne Unterstützung, mehr über die Alltagsarbeit von Michael Jordan zu erfahren.

Die Galerie im „Gummi Wörner“ (Hauptstr. 90) ist mittwochs von 18—22 und Do. und Fr. von 21—22 Uhr und nach Vereinbarung (0178/8344292) geöffnet. Am 19. und 20. Mai ist die Schau im bei „tatort Atelier:12“ von 11 bis 19 Uhr geöffnet.

 

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