Mit Elan in die neue Arbeit

16.1.2015, 18:22 Uhr
Mit Elan in die neue Arbeit

© Foto: Harald Sippel

Die schlanke, hochgewachsene Musikerin mit den hellwachen Augen hat allen Grund, sich über diesen Erfolg zu freuen. Von etwa 20 Bewerbern kam sie in den engeren Kreis von drei Prüflingen und wurde von einer kirchlichen Kommission und dem Votum des Chores nach einem eintägigen Prüfungsverfahren mit Orgelspiel, Chorprobe, Posaunenchorprobe ausgewählt. Beruflich war die Kantorin viele Jahre mit einer immer wieder veränderten Stelle in St. Sebald tätig, einige Zeit auch in St. Stephan in Bamberg. Zudem gründete die umtriebige Musikerin einen Chor und war freischaffend sehr aktiv als Cembalistin in der kammermusikalischen Reihe im Nürnberger Hirsvogelsaal zu erleben.

Ein solches berufliches „Multi-Tasking“ ist anstrengend. Die Stelle in St. Matthäus ist in der Vielfalt der musikalischen Aufgaben anspruchsvoll; nun fallen für Hartwich-Düfel aber die Ortswechsel, Splitterungen weg. Mit Elan hat sie sich – obwohl die Zeit dafür knapp war – in das Jahresprogramm für 2015 gestürzt. Herausgekommen ist – im neuen Layout – ein ansprechendes, praktisches kleines Heftchen in Sienabraun mit einer künstlerischen Grafik des Kirchturms von St. Matthäus auf der Titelseite. Darin sind übersichtlich alle Konzerte für 2015 monatsweise aufgelistet. Neben Orgelkonzerten finden sich viele kammermusikalische Konzerte des Barock und der Klassik, häufig mit Musikern aus Erlangen und der Region. Die großen Akzente setzen Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ am 3. Mai, anlässlich des 70. Jahrestages des Kriegsendes, die Teile 1-3 von Bachs „Weihnachtsoratorium“ am dritten Advent und die Matthäus-Passion von Heinrich Schütz am Abend des Karfreitags. Im Gegensatz zu Michael Vetter, der die Kirchenmusik, vor allem die Passionen als Gottesdienstbestandteil integriert hat, koppelt Susanne Hartwich-Düfel – wie die anderen Kirchenmusiker Erlangens – die großen Werke als eigenständige Konzerte von der Liturgie ab. Weiter geführt werden die Reihen „Bach zum Mitsingen“ und die „Taizé-Andacht“ zu Lichtmess. Auch die Konzerte mit dem Posaunenchor, die Orgelmusik zum Stummfilm werden fortgesetzt. Ein Novum sind die „Goldberg-Variationen“ mit Ballett in der Kirche, von Hartwich-Düfel auf dem Cembalo gespielt und von Muriel Völkel choreografiert und getanzt. Der Chor gestaltet – neben Aufgaben im Gottesdienst und beim Adventsliedersingen – ein großes A-Cappella-Konzert im Herbst mit „Chormusik der Romantik“.

Begeistert vom Niveau

Letzteres war der neuen Kantorin ein Anliegen. Denn sie ist überrascht und begeistert vom hohen Niveau der Kantorei St. Matthäus, will den Chor weiterhin mit anspruchsvoller Chormusik fordern. Als persönliche Werkwünsche nennt die Kirchenmusikerin Bachs „Matthäus-Passion“, Beethovens „Missa Solemnis“, Frank Martins „Golgatha“ oder Mendelssohns „Lobgesang“. Die dringendst erneuerbare Orgel bereitet auch Hartwich-Düfel Kopfzerbrechen: „Die Orgel macht irgendetwas. Man weiß nicht, was da kommt oder eben nicht kommt.“ Das hat sie bereits beim Einstandskonzert erleben müssen, was ihr und ihrem Mann, der registriert hat, den Schweiß auf die Stirn und in die Hände getrieben hat. Die 48-jährige Erlangerin weiß, dass die Erneuerung der Orgel ein langfristiges Thema ist: „Man muss zäh sein.“ Sie hofft auf Kontakte und persönliche Beziehungen, die sie als Erlangerin hat. Sie will das Orgelprojekt als „Stadtthema“ verankern. Die Kirche St. Matthäus ist schließlich als Konzertkirche für große Aufführungen konzipiert: Die Orgel muss – schon aus diesem Grund – instrumental entsprechend ausgestattet sein.

Susanne Hartwich-Düfel hat mit ihrem Dienstantritt eine reizvolle Stelle mit hoher Verantwortung übernommen. Denn das kirchenmusikalische Leben in Erlangen ist reich, vielfältig und war – gerade in den Jahren unter der Ägide Michael Vetter – von höchster Qualität und Kreativität, einem klaren Konzept geprägt.

Am Sonntag, 25. Januar, findet ab 17 Uhr das Neujahrskonzert unter der Mitwirkung und Leitung von Susanne Hartwich-Düfel statt. Sören Uhde, Ingrid Bauer, Johanna Eras, Reingard und Jörg Krämer musizieren Bachs 5. Brandenburgisches Konzert, die h-Moll-Orchestersuite und Telemanns Bratschenkonzert.

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