Mit Neupflanzungen im Kalchreuther Forst gegen den Klimawandel

14.4.2020, 06:00 Uhr
Mit Neupflanzungen im Kalchreuther Forst gegen den Klimawandel

© Klaus-Dieter Schreiter

"Nach den beiden Extremjahren 2018 und 2019 ist es besonders wichtig, den Waldumbau hin zu einem Klima stabilen Mischwald weiter voranzutreiben", sagt Johannes Wurm. Der Forstbetriebsleiter vom Betrieb Nürnberg bei den Bayerischen Staatsforsten ist für den rund 24 000 Hektar großen Nürnberger Reichswald zuständig. 55 Mitarbeiter helfen dabei, den Wald zu erhalten und zu pflegen. Und dazu gehört auch der Umbau zu einem Mischwald.

Von den 75 000 Bäumchen, die seit Mitte März gepflanzt werden, sind rund 88 Prozent Laubhölzer. Der Schwerpunkt liegt hier bei der Buche, die mit rund 40 000 Stück mehr als die Hälfte ausmacht. Darüber hinaus werden aber auch andere Laubbaumarten wie Ahorn, Erlen, Hainbuchen, Kirschen, Linden oder Ulmen gepflanzt. Derzeit sind die Mitarbeiter im Revier von Kalchreuth dabei, rund 15 000 kleine Eichen in den Waldboden zu setzen. Dort hatte der Forstbetrieb zwar vor einigen Jahren auf den Schadflächen Eichen gesät, doch die seien wegen der Trockenheit nicht so gut aufgegangen, erzählt der stellvertretende Revierleiter Sebastian Feulner. Darum müsse man nun neue pflanzen.

Das ist in der Brucker Lache nicht notwendig. Dort habe man zwar auch viele Bäume entnehmen müssen, weil sie geschädigt waren. Es seien aber schon vorher viele Bäumchen im Schutz des Altholzes gewachsen, die von den Menschen kaum wahrgenommen werden, erläutert Johannes Wurm. "Was unten drunter steht ist für uns aber die Zukunft des Waldes". Sollten in der Brucker Lache weitere Bäume absterben könne man das "relativ gelassen" sehen.

Das Pflanzen der kleinen Bäume ist eine echte Knochenarbeit. "Am Abend nach Feierabend merkt man, was man getan hat", sagt dann auch Hermann Hahn, der mit seinem vierköpfigen Team im Kalchreuther Forst gerade die jungen Eichen pflanzt. Links und rechts an den Hüften der Pflanzer hängen Taschen, in denen die Bäumchen stecken. Gerade einmal 30 Zentimeter sind die groß. Mit der Rhodener Pflanzhaue schlagen Hahn und seine Leute ein Loch in den festen Waldboden, beschneiden die Wurzeln der jungen Bäumchen, setzen sie in das Loch, und treten das mit den schweren Schuhen zu. So geht das den ganzen Tag. Da auf einen Hektar etwa 7000 Bäumchen gepflanzt werden und sie damit nur jeweils einen Meter auseinander stehen, kann man sich vorstellen, wie mühsam die Arbeit ist. Und weil in diesen Corona-Zeiten auch noch auf die Abstände zu den Kollegen zu achten ist, was auch für die Pausen gilt, wurden etliche organisatorische Maßnahmen getroffen, was die Arbeit nicht gerade erleichtert.

 

Bewusste Konkurrenz

 

Eigentlich stehen die frisch gepflanzten Bäumchen, die ja einmal richtig groß werden wollen, viel zu nahe beieinander. Jedoch erreiche man durch diese enge Pflanzweise, dass eine "innerartliche Konkurrenz" entstehe, erläutert Johannes Wurm. Dadurch können die Bäume nicht in die Breite gehen, "asten" sich selbst und wachsen ziemlich gerade in die Höhe. Wenn sie dann 20 bis 30 Jahre alt sind, wird entschieden, welcher Baum stehen bleiben darf und welcher der Motorsäge zum Opfer fällt. So entsteht dann ein schöner Laubwald mit prächtigen Solitärbäumen.

Die Waldränder werden dann auch noch mit Sträuchern abgerundet. Diese Waldrandgestaltung entlang der rund 800 (!) Kilometer langen Wege und Straßen durch den Reichswald soll nicht nur für schöne Blühaspekte für die Menschen sorgen, sie bietet auch für Bienen und viele andere Insekten Nahrung. Bäume und Sträucher beziehen die Forstbetriebe meist aus den eigenen Pflanzgärten in Bindlach und Laufen. Es werden aber auch Gehölze von Baumschulen zugekauft. Insgesamt betragen die Kosten für die jetzige Frühjahrspflanzung rund 150 000 Euro. Da im Herbst letzten Jahres bereits rund 133 000 Pflanzen in den Boden gebracht wurden, belaufen sich die Kosten für den Umbau des Reichswaldes in diesem Geschäftsjahr auf knapp einer halben Million Euro. Im nächsten Geschäftsjahr, das am 1. Juli beginnt, solle der Waldumbau sogar noch forciert werden, "weil wir von den Trockenjahren 2018/2019 stark betroffen sind", sagt Wurm. Zehn Hektar mehr sollen dann mit zusätzlich 50 000 bis 70 000 Bäumen bepflanzt werden.

Bis dahin muss man sich mit dem Borkenkäfer beschäftigen, dessen Saison bei warmem Wetter voraussichtlich früh starten wird. "Für uns heißt das dann, dass wir sehr früh in die Suche nach Borkenkäferbefall einsteigen müssen, um größere Schäden von unserem Reichswald abzuwenden", sagt Wurm.

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