Neuerung am Berg

Nach Todessturz: Hat deshalb das Riesenrad auf der Erlanger Bergkirchweih neue Gondeln?

Eva Kettler

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8.6.2022, 17:44 Uhr
Das Wahrzeichen am Berg ist das 55 Meter hohe Riesenrad. Bei der Bergkirchweih 2022 präsentiert es sich erstmals mit geschlossenen Gondeln anstelle der offenen, drehbaren Gondeln.

© Harald Sippel, NN Das Wahrzeichen am Berg ist das 55 Meter hohe Riesenrad. Bei der Bergkirchweih 2022 präsentiert es sich erstmals mit geschlossenen Gondeln anstelle der offenen, drehbaren Gondeln.

Jetzt steht es wieder am Berg und ist weithin sichtbar: das Riesenrad. Für viele ist es längst zu einem Wahrzeichen der Bergkirchweih geworden. Aber die Berg-Besucher haben auch gemerkt: 2022 präsentiert sich das Riesenrad anders als bei der letzten Bergkirchweih im Jahr 2019. Denn es hat nun geschlossene Gondeln. Ist es denn überhaupt noch dasselbe Riesenrad?

"Ja", sagt Betreiber Willi Kipp. "Es ist noch dasselbe, wir haben lediglich die Gondeln ausgetauscht." Dies jedoch nicht etwa, weil eine neue Sicherheitsvorschrift den Schausteller aus dem Rheinland dazu gezwungen hätte. Denn es gibt keine solche gesetzliche Vorgabe.

Wirtschaftliche Erwägungen

Dass es in Franken einmal einen tödlichen Sturz aus einem Riesenrad eines anderen Betreibers gegeben hat, davon hat Willi Kipp gehört. Der Verunglückte soll betrunken gewesen sein und stehend getanzt haben. Mit der Entscheidung, die offenen, drehbaren Gondeln des mit 55 Metern Höhe sehr stattlichen Europa-Rades auszutauschen, habe dies aber überhaupt nichts zu tun. Vielmehr mit wirtschaftlichen Erwägungen.

Das Riesenrad gehört fest zur Erlanger Bergkirchweih dazu.

Das Riesenrad gehört fest zur Erlanger Bergkirchweih dazu. © Harald Sippel, NN

Die Schaustellerfamilie Kipp hat mehrere Riesenräder. Zwei davon - sie stehen dauerhaft in Rimini und Köln am Zoo - hatten bereits geschlossene Gondeln. Der dortige Erfolg sprach schließlich dafür, auch dem Europa-Rad die Gondeln mit Dach und Fenster zu verpassen.

"Sie werden vom Publikum besser angenommen"

"Die Resonanz ist besser als bei offenen Gondeln", sagt Willi Kipp. "Sie werden vom Publikum besser angenommen." Auch bei Regen wie am Pfingstwochenende würden die Leute in die geschlossenen Gondeln steigen, die Umsätze seien unter dem Strich besser als zuvor. "Wenn es sonst geregnet hat, ist keiner ins Riesenrad gestiegen", stellt der Schausteller rückblickend fest.

Außerdem gebe es viele Menschen, die sich in geschlossenen Gondeln sicherer fühlen. Auch in Erlangen habe es schon Zuspruch gegeben: "Toll, dass wir jetzt mal Riesenrad fahren können, weil wir uns jetzt trauen" - das habe man jetzt schon öfter gehört. Nun würden auch noch mehr Familien mit kleinen Kindern in die Gondeln eines der höchsten transportablen Riesenräder der Welt steigen, um aus luftiger Höhe den Blick auf den Festplatz und die Stadt zu genießen.

Manche sind auch enttäuscht

"Und die Riesenradliebhaber fahren ohnehin", glaubt Willi Kipp. Hier könnte er sich allerdings auch irren, gegenüber diesem Medienhaus haben sich etliche Kirchweihbesucher enttäuscht über die neuen Gondeln geäußert, die nicht nur geschlossen sind, sondern sich auch nicht mehr drehen lassen. Damit sei für sie jetzt der Reiz weggefallen, noch mit dem Riesenrad zu fahren.

Auf Willi Kipp und seine junge Familie trifft dies allerdings nicht zu. Er fahre mindestens einmal täglich selbst, sagt er. Mit dabei ist seine zehn Monate alte Tochter. Die findet Riesenradfahren toll. Das ist auch gut so, denn sie wächst schließlich in eine Riesenrad-Dynastie hinein.

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