Neunkirchen: Seit 500 Jahren bestaunt

18.6.2019, 11:00 Uhr
Neunkirchen: Seit 500 Jahren bestaunt

© Harald Hofmann

Das sakrale Prunkstück glänzte zudem auf bedeutenden Ausstellungen, vorübergehend hatte es aber auch einmal in einer "Rumpelkammer" Staub angesetzt.

Besonders intensiv mit der Geschichte der Neunkirchener Monstranz beschäftigten sich der Bamberger Historiker Horst Miekisch, der das 1314 bis 1555 existierende Chorherrenstift in allen Facetten beleuchtete, und die ehemaligen Büchereileiter Hanni und Peter Bail. 

Dazu eine Vorbemerkung: Mit der Einführung des Fronleichnamsfeiertags ab dem 13. Jahrhundert wollte die mittelalterliche Gesamtkirche die "fortwährende Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie" bekräftigen", was die Katholische Kirche über die Reformationszeit hinaus beibehielt. Die Hostie verkörpert danach den Leib Christi, und die vormals nur gläsernen Behältnisse für ihre Aufbewahrung und Zurschaustellung wurden immer prachtvoller, sofern man großzügige Spender hatte.

Silbernes Schwergewicht

Aus dem 15. Jahrhundert sind filigrane turmartige Monstranzen bekannt. Zu diesem Typus gehört das spätgotische Neunkirchener Hostienbehältnis. Es ist 1,15 Meter hoch, aus Silber gefertigt, teils vergoldet und 14,5 Pfund schwer. Innerhalb der Gitterstäbe im Oberteil der Monstranz befindet sich der gläserne Hostienbehälter und fünf Figuren: Christus als Schmerzensmann, der Kirchenpatron St. Michael, der Kirchenlehrer St. Augustin und zwei anbetende Engel. Überaus kunstvoll ist auch der schwere Fuß des Geräts gestaltet.

Auftraggeber der Monstranz war der eingangs genannte Klosterpropst Konrad Deigel. Er lieferte den Nürnberger Goldschmieden Hans Payer und Franz Herdegen eine ältere Monstranz und weiteres Kirchengerät zur Bezahlung und Verwendung. Die Goldschmiede arbeitete ab Juli 1490 ein knappes Jahr an dem Hostienbehältnis.

Als im April 1491 der Konventsbruder und vormalige Nürnberger Stadtphysikus Johann Lochner verstarb und dem Chorherrenstift Silbergerät vererbte, ließ dies der Propst unverzüglich den Meistern für eine noch üppigere Ausstattung der Monstranz zukommen.

Wert von drei Häusern

Konrad Deigels Auftrag und Abrechnung ist übrigens im Original erhalten. Chronist Horst Miekisch machte sie im Staatsarchiv Bamberg ausfindig. Der Aufwand für die Monstranz belief sich auf 264 Gulden, nach Hinzurechnung nachgenannter Einzelposten könnten es gut und gern auch 300 Gulden gewesen sein.

Miekisch weist zur Einschätzung der finanziellen Größenordnung darauf hin, dass der Gönner des Chorherrenstifts, Lorenz Kreß, 1473 für die Errichtung eines zweistöckigen Hauses am Kloster 100 Gulden zahlte. Man könnte hier noch einen andere Rechenvergleich hinzufügen: Ebenfalls 100 Gulden betrug Johann Lochners Jahresgehalt als Nürnberger Stadtphysikus. Die somit kostspielige Neunkirchener Monstranz wurde auch gebührend bewundert: Im Jahr 1617 wurde sie in einem Visitationsbericht der "heiligen Gefäße" der Diözese erwähnt und "als gar schön, desgleichen im ganzen Stift nichts ist" bezeichnet.

So kommt es auch nicht von ungefähr, dass sie 1960 beim Eucharistischen Weltkongress und 1972 bei einer Bayerischen Kulturausstellung anlässlich der Olympischen Spiele jeweils in München ausgestellt war. Außerdem wurde sie 1985 bei einer Lutherausstellung in Nürnberg und 2006 bei der 1200-Jahrfeier in Halle gezeigt (Quelle Hanni und Peter Bail).

"Entführung" scheiterte

Zweimal im 18. und 19. Jahrhundert wurde die Monstranz restauriert und auch etwas verändert. Nach wie vor bietet sie aber ein unverkennbar gotisches Bild.

Sie ging durch die Hände der letzten sechs Klosterpröpste von 1491 bis 1555 sowie von 35 Pfarrern danach, wobei sie in Kriegs- und Krisenzeiten (wie 1630 bis 1642 oder 1565/87) versteckt und verstaut geblieben sein dürfte. Auch ein angeblicher "Entführungsversuch" der Monstranz durch abwandernde Chorherren zur Reformationszeit scheiterte.

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