Nitrat im Trinkwasser: Erlanger können sich zurücklehnen

7.1.2017, 12:00 Uhr
Nitrat im Trinkwasser: Erlanger können sich zurücklehnen

© Foto: Erlanger Stadtwerke

Die Zahlen, die die Erlanger Stadtwerke liefern, belegen diese Aussage: Maximal 50 Milligramm pro Liter Wasser hat der Gesetzgeber für einen Erwachsenen als noch tolerierbar definiert. Der Nitratanteil des Wassers, das aus den Hähnen in die Erlanger Wohnungen fließt, liegt weit darunter: "50mg/l ist der Grenzwert der Trinkwasserverordnung, wir haben in unseren beiden Wasserwerken konstant unterhalb von 20mg/l", sagt Sigrid Kowol-Wagner. Sie ist als Abteilungsleiterin für die Wasserbereitstellung für die Schutzgebiete, die Brunnen und die Wasserwerke zuständig.

Zu hohe Nitratwerte, das gilt inzwischen als gesichert, schädigen den Körper. Nitritanionen behindern die Sauerstoffaufnahme, Nitrit kann sich in kleinsten Gefäßen, den Kapillaren ablagern, und Durchblutunsgsstörungen bewirken. Und Nitrit, das ist umgewandeltes Nitrat, zählt zudem zu den krebserregenden Substanzen.

Das Wasser, das die Erlanger Bürger trinken, kommt zu zwei Dritteln aus Eigenförderung aus dem Schutzgebiet im Erlanger Osten zwischen der Kurt-Schumacher-Straße und Uttenreuth, und aus dem Schutzgebiet West zwischen Alterlangen und Möhrendorf. Ein weiteres Drittel ist "Fernwasser". Das beziehen die Erlanger Stadtwerke aus dem Raum Donauwörth.

Rund 80 000 Kunden nehmen das Wasser der Stadtwerke ab. "Der geschätzte Verbrauch je Einwohner beträgt 120 Liter am Tag", erklärt Sigrid Kowol-Wagner. Insgesamt geben die Stadtwerke im Jahr 7,6 Millionen Kubikmeter Trinkwasser ab (Wert von 2015).

Die Stadtwerke tun einiges für ihr Wasser. Zum einen: durch regelmäßige Untersuchungen. "Neben unseren rund 40 Trinkwasserbrunnen werden insgesamt etwa 100 Messstellen in den Schutzgebieten beprobt", sagt Kowol-Wagner. In unkritischeren Gebieten wie zum Beispiel forstwirtschaftlich genutzten Flächen findet einmal im Jahr eine sogenannte "Routinebeprobung" statt, in der alle Parameter der Eigenüberwachungsverordnung analysiert werden. In den Messstellen, die in der Nähe von landwirtschaftlich genutzten Flächen liegen, die bekannt sind, dass sie auf Düngeeinträge reagieren, haben die Stadtwerke einen engeren Prüfungsturnus etabliert: Dort wird Nitrat zum Teil vierteljährlich oder monatlich beprobt.

Ein zweiter entscheidender Aspekt, warum das Trinkwasser in Erlangen hohe Qualität besitzt, beruht auf präventiver Arbeit der Stadtwerke. Die Hauptbelastung des Wasser resultiert vorwiegend in der Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen. Nährstoffe in Form von Gülle oder Kunstdünger verursachen hohe Nitratwerte im Grundwasser. Die Erlanger Stadtwerke setzen genau dort an.

Sie packen "das Übel an der Wurzel", wie Sigrid Kowol-Wagner es formuliert. Die Fachfrau meint damit, dass die Stadtwerke Landwirte finanziell entschädigen, dafür dass sie beispielsweise auf Gülledüngung verzichten. Zudem unterstützen sie den Anbau von Zwischenfrüchten, die überschüssiges Nitrat zwischen den Hauptfrüchten aus dem Boden ziehen, bevor es in das Grundwasser ausgewaschen wird. Und darüber hinaus haben die Stadtwerke Flächen von Landwirten gekauft und in Grünland umgewandelt, um so Natriumemissionen zu verkleinern.

Das Wasser für die Erlanger Bürger kommt zu zwei Dritteln aus den Schutzgebieten im Erlanger Osten und Westen. Außerhalb dieser Schutzgebiete stellen die Stadtwerke allerdings einen verstärkten Nitratanstieg fest. Beeinflussen kann der städtische Wasserversorger diese Entwicklung nicht.

Deshalb setzt Kowol-Wagner auf neue Gesetze. Die Fachfrau der Stadtwerke spricht sich für "deutlich striktere Regelungen im Umgang mit mineralischen und organischen Düngern" aus: Damit die Erlanger Bürger sich auch in Zukunft beim Thema "Nitrat im Trinkwasser" beruhigt zurücklegen können.

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