Passivhäuser: Bauherren zu zögerlich

6.5.2010, 00:00 Uhr
Passivhäuser: Bauherren zu zögerlich

© Bernd Böhner

Der zentrale Vorteil des Passivhauses für Klima und Eigentümer ist sein phänomenal niedriger Heizenergiebedarf. Bei einem Wert von maximal 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr können nicht einmal Niedrigenergiehäuser mithalten, von unsanierten Altbauten ganz zu schweigen. Während in einem Passivhaus umgerechnet maximal 1,5 Liter Heizöl je Quadratmeter und Jahr verbraucht würden, werden in einem modernisierungsbedürftigen Altbau bis zu 25 Liter verheizt.

Ausschlaggebend sind beim Passivhaus drei Kriterien, wie Konrad Wölfel, Energieberater im Umweltamt, aufzählt: eine kompakte, extrem gut gedämmte Gebäudehülle, die konsequente Südausrichtung des Gebäudes und eine Komfortlüftung samt Wärmerückgewinnung. Dadurch wird der Wärmeverlust minimiert, die Wärmerückgewinnung optimiert und somit ohne separates Heiz- und Klimatisierungssystem im Sommer wie Winter eine behagliche Temperatur erreicht.

Während dieses Konzept an sich viele überzeugt, spricht die Zahl der tatsächlich errichteten Passivhäuser eine andere Sprache. Selbst in Erlangen, dieser Stadt mit überdurchschnittlich vielen hochgebildeten, Innovationen gegenüber aufgeschlossenen und betuchten Bürgern, stehen bis dato nicht mehr als 20 echte Passivhäuser. Diese finden sich - in durchaus ansehnlicher Architektur - im Röthelheimpark und in den Neubau-Gebieten Büchenbachs.

»Muss man sich leisten können«

Als Hauptgrund, weshalb Bauherren bei der Entscheidung für ein Passivhaus zögern, nennt der Umweltamts-Mitarbeiter die höheren Ausgaben, die bis zu 20 Prozent über denen für ein vergleichbares Standardhaus liegen können. Wölfel: »Ein Passivhaus muss man sich leisten können.« Zwar amortisierten sich die Kosten - Stichwort starke Einsparung bei der Heizenergie kontra teure Gebäudehülle - in manchen Fällen binnen acht Jahren; allerdings nur, wenn - wie in der reinen Lehre vorgesehen - auf ein separates Heizsystem verzichtet wird. Zudem kursierten nach wie vor falsche Vorstellungen, etwa über »hässliche Architektur« oder angeblich zu trockene Luft. Dabei, so der Umweltberater, »ist das Wohnklima im Passivhaus sehr gut.«

Obwohl bei Neubauten inzwischen generell sehr hohe Energiestandards gelten, will die Stadt zusätzlich gute Bedingungen für den Bau weiterer Passivhäuser schaffen. »Wir halten das für gut und richtig«, sagt Annette Willmann-Hohmann. Die Leiterin des Amtes für Stadtentwicklung und Stadtplanung und ihr Team achten daher bei der Planung von Baugebiete darauf, auch Flächen zu schaffen, die sich gut für Passivhäuser eignen.

Gestützt durch einen Stadtratsbeschluss kommen nun im Büchenbacher Baugebiet 410 bei einem Teil der Bauplätze - sieben Parzellen entlang des künftigen Ligusterwegs - erstmals bevorzugt Bauherren zum Zug, die sich verpflichten, ein Passivhaus zu errichten. Von 28 Personen, die sich für einen oder mehrere der 245 bis 290 Euro je Quadratmeter teuren Grundstücke beworben haben, interessieren sich bisher jedoch nur drei für Passivhaus-Parzellen.

»Die Zahl der bisherigen Bewerbungen entspricht unseren Erwartungen«, stellt Martina Lachenmayr trotzdem zufrieden fest. Zumal die für die Bauplatzverkäufe zuständige Sachbearbeiterin im Liegenschaftsamt (Telefon 862534) davon ausgeht, dass sich noch weitere Interessenten melden werden.

»Sieben neue Passivhäuser wäre eine nennenswerte Bereicherung«, lobt Energieberater Wölfel. Ob es aber in absehbarer Zeit dazu kommt, ist schon allein deshalb fraglich, weil die Vorzugsfrist am 21. Mai endet. Danach werden die Bauplätze nach den üblichen Richtlinien vergeben.