Pathos und wuchtige Spannungsvehemenz

26.2.2013, 00:00 Uhr

Den Auftakt bildete Maurice Ravels a-Moll-Trio: Frei fließend, impressionistisch wurde im ersten Satz die baskische Tanzform des „Zortziko“ angedeutet. Spielerische Figurationen mit gewitzten Pizzicati, Steigerungen und aufbrausende Linien bescherten ein abwechslungsreiches „Pantoum“, wobei nicht nur hier das Klavier die dynamische Führung übernahm. Ravel bezieht sich mit der Bezeichnung „Pantoum“ auf die musikalische Adaption einer malayischen Versform, wobei den Reiz zwei koexistierende, unterschiedliche Taktarten ausmachen. Geheimnisvoll tönte der Bass im Klavier der „Passacaille“. Hier schien im weiteren Zusammenspiel die Welt der „versunkenen Kathedrale“ Debussys heraufbeschworen. Eine martialische Kulisse befeuerte das „Finale“, das vollgriffig-brillant in wuchtige Spannungsvehemenz ging. Toll und heftig!

In der Geschichte des Klaviertrios im Allgemeinen und der russischen Kammermusik im Besonderen bildet Tschaikowskys Klaviertrio op. 50 einen Markstein in zwei monumentalen Sätzen. Gewidmet ist das Meisterwerk von 1882 dem Andenken Nikolaj Rubinsteins, dem Komponistenfreund und Gründer des Moskauer Konservatoriums. Nach einem „Elegischen Stück“ schrieb Tschaikowsky einen fast halbstündigen Variationensatz, in dem sich langsamer Satz, Scherzo und Finale unter dem Dach eines schlichten russischen Themas vereinen. Spieltechnisch gehört dieses grandiose kammermusikalische Requiem zu den Herausforderungen seines Genres. Die Erlanger Formation bewältigte diese Aufgabe gut. So polarisierten die drei Musiker im ersten Satz, einer ausholenden Elegie, die Gegensätze von Melancholie, Pathos und Virtuosität. Hierbei beherrschte immer wieder der pianistische hochdiffizile Part in auftrumpfender Vollgriffigkeit und sinnlicher Themenüppigkeit das Geschehen, von Elena Polyakova souverän gemeistert.

Im Verlauf des Variationensatzes mit Finale ließ sich allerhand heraushören: Üppiger Trioklang, Ballettallüren mit Bordun, russische Kaffeehaus-Musik, pompöse Symphonik, spielerische Modulationshatz und eine ausgelassene Stretta. Der abrupte Wechsel am Ende mit chopin’scher Trauermarschdramatik war beeindruckend, verdeutlichte die Intention des Komponisten, bescherte beeindruckten Beifall für die Ausführenden.

 

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