Privatschulen sehen sich an der Kandare

22.1.2011, 16:46 Uhr
Privatschulen sehen sich an der Kandare

© Linke

In Bayern besuchen überdurchschnittlich viele Kinder eine Privatschule. 15 Prozent sind es, weit mehr als in anderen Bundesländern, die etwa eine reformpädagogische Schule der Waldorf- oder Montessori-Bewegung oder aber eine von den Kirchen getragene Einrichtung besuchen. Die Eltern dieser Kinder haben sich bewusst für eine Privatschule entschieden, nehmen finanzielle Mehrbelastungen durch das Schulgeld auf sich, nutzen aber dabei das ihnen per Grundgesetz garantierte Recht, zwischen Regel- und Privatschule wählen zu können.

Versprechen wurde gebrochen

Privatschulen genießen bei Eltern hohes Ansehen und konnten in den vergangenen Jahren, angesichts der Mängel im öffentlichen Bildungswesen, einen deutlichen Zuwachs an Schülerzahlen verzeichnen.

Doch in Bayern fühlen sich speziell die „genehmigten Ersatzschulen“ vom Freistaat zunehmend stärker unter Druck gesetzt. Erneut sollen ab August Sparmaßnahmen durchgedrückt werden, die die Ungleichbehandlung weiter vorantreiben und die diese Schulen in manchen Fällen bereits als „existenzbedrohend“ einstufen.

Betroffen sind in Bayern 139 private Volksschulen: 80 Montessori-Schulen, 20 Waldorfschulen sowie weitere Volksschulen freier Träger. Ausgenommen sind Schulen kirchlicher Träger.

„Das Ziel dieser Schlechterstellung ist eine Konsolidierung des Haushaltes einseitig zu Lasten unserer Eltern. Und das trotz des Versprechens, im Bildungsbereich nicht zu kürzen“, urteilt Ursula T. Eckhoff, Geschäftsführerin der Erlanger Waldorfschule, über das, was ab dem neuen Schuljahr auch auf ihr Haus zukommt. Geplant ist vor allem, die Gelder für die Schülerbeförderung von 100 auf 80 Prozent zu kürzen, im Grundschulbereich die Baukostenzuschüsse von 80 auf 70 Prozent zu reduzieren und den Personalkostenersatz nach Neueinstellungen von 75 auf 65 Prozent zu senken. Geplant ist ebenfalls, eine Sachkostenpauschale einzuführen und damit auf besondere Bedingungen an einer Schule, etwa hohe Gebäudemieten oder besondere Investitionen, keine Rücksicht mehr zu nehmen.

Der Freistaat will damit langfristig 6,3 Millionen pro Jahr einsparen. Doch die Privatschulen halten ihm vor, dass er letztlich nur unliebsame Konkurrenz klein halten wolle, stellten die Einsparungen doch lediglich einen winzigen Bruchteil des Etats für die öffentlichen Volksschulen dar.

Steigen werden am Ende die Belastungen der Eltern. Wie Ursula T. Eckhoff am Beispiel der Erlanger Waldorfschule schildert, bedeute z. B. die Reduzierung der Fahrtkostenzuschüsse Mehrausgaben der Eltern in Höhe von 15000 Euro. Würde die Waldorfschule ihren Grundschultrakt neu bauen, dann müsse man, so Eckhoff, nicht nur schmerzhafte Zuschusskürzungen verkraften, sondern auch die künftig nicht mehr geförderten Grundstückskosten mitfinanzieren. Schon in der Vergangenheit hätten die Eltern der Grundschulkinder für den Bau ihrer Klassenräume und die Turnhalle eine Million Euro an Baukosten und dazu mehrere Millionen Euro für die jahrelange Zwischenfinanzierung aufbringen müssen, ehe die Zuschüsse nach langer Verzögerung ausbezahlt wurden.

Einschränkungen schon im letzten Jahr

Großes Glück hatte hier die Erlanger Montessori-Schule, die für ihre unteren Jahrgangsstufen ab dem Frühjahr neu bauen und ihr Angebot ausweiten will. „Unser Bauantrag ist längst genehmigt“, freut sich Geschäftsführerin Karin Reif. Zumindest diese Zuschusskürzung wird die Schule nicht tangieren, doch Reifs Bewertung der Sparmaßnahmen ist eindeutig: „Wir werden benachteiligt.“ Schon im vergangenen Schuljahr hätten die Privatschulen deutliche Einschränkungen hinnehmen müssen, beklagt Reif und weist auf die Tatsache hin, dass man keine verbeamteten Lehrer mehr anstellen dürfe und bereits Kürzungen der Personalkostenzuschüsse akzeptieren musste.

Die jetzt anstehenden Rückschnitte „treffen uns heuer besonders hart“, so Reif: Für die Lehrkraft einer ab 2011 geplanten neuen Lerngruppe muss die Schule 50000 Euro erst einmal selbst bezahlen, ehe der Staat zuschießt.

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