Schafkopfen in Erlangen — ist das nur ein Spiel?

Dieter Köchel

Redaktion Erlangen

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03.01.2020, 06:00 Uhr
Schafkopfen in Erlangen — ist das nur ein Spiel?

© Dieter Köchel

Eine ungewöhnliche Atmosphäre bietet die stukkaturbetonte Aula der Volkshochschule (VHS) Erlangen zum Karteln. Schafkopfen, das gehört doch eigentlich ins Wirtshaus, mit Bier, Gelächter und Schimpfen. Hier heißt es trocken "Aufbaukurs Schafkopf".

Aber es geht ja darum, "dass wir Spaß haben", lässt Kursleiter Dittmar Adelhard die zwölf Teilnehmer wissen. Und: Beim Schafkopfen sei es wie im Sport. "Wir duzen uns. Wisst Ihr auch warum?" Er antwortet selbst: "Weil Du Depp besser klingt als Sie Depp." Es geht beim Kartenspiel auch schon mal robust zu — verbal. Vor allem so nach drei Bier, teilt Adelhard — pardon: Dittmar — aus seinem Erfahrungsschatz mit.

Der passionierte Schafkopfer erzählt auch, weshalb es zu Konflikten bei Kartelrunden kommt. Dann nämlich, wenn die Mitspieler es versäumen, von Beginn an die Regeln zu vereinbaren. Darf ein Farb-Wenz oder ein Farb-Geier gespielt werden. Wenn keiner spielen will, heißt es dann: Der Alte spielt? Oder gibt es eine Ramsch-Runde?

Wenn der "Alte" spielt

Für diejenigen, die nur "Bahnhof" verstanden haben: Bei einem Wenz sind nur die vier Unter Trümpfe, bei einem Geier nur die vier Ober. Bei einem Farb-Wenz oder Farb-Geier könnte der Spieler noch eine der Farben Schelle, Herz, Blatt oder Eichel zusätzlich als Trumpf benennen. Der Alte ist der Eichel-Ober. Wenn keiner ein Spiel ansagen will, müsste derjenige ein Spiel machen, der in seinen acht Karten den Eichelober hat. Ramsch hingegen wäre ein Runde, bei der das Ziel ist, so wenig Stiche mit so wenig Augen (Punkten) wie möglich zu machen.

Die Grundlagen muss Dittmar niemandem erklären, schließlich ist es der Aufbaukurs, nicht der Anfängerkurs. Deshalb beschränkt er sich auf wenige einführende Sätze, weil "wir sind ja hier, um Spaß zu haben".

Und los geht’s. An drei Tischen hocken jeweils vier Leute. Freuen sich, dass es endlich beginnt mit dem Schafkopfen. Erste Runde ein Rufspiel, ganz normal. Da fällt Dittmar ein, dass es zwei Typen von Spielern gibt: die Zauderer einerseits, die Waghalsigen andererseits.

Jakob will einen Farb-Wenz spielen. "Moment", sagt Pauline, "das haben wir nicht ausgemacht." Die anderen nicken. Also darf Jakob keinen Farb-Wenz spielen.

Immer wieder mal grätscht Dittmar sozusagen dazwischen und gibt Tipps oder klärt auf. "Schaut Euch die Gesichter, die Mimik, aber auch die Körperhaltung Eurer Mitspieler an, wenn sie die Karten aufnehmen. Daraus kann man viel ablesen", empfiehlt er.

Als Jakob die grüne Ass ruft und sofort selbst Grün anspielt, bremst Dittmar zur Auszeit. Laut Statistik, erklärt er, wird die gerufene Ass, wenn der Spieler die Farbe nur einmal hat, in über der Hälfte der Fälle vom Gegner gestochen. Hat der Spieler die Farbe zweimal, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass die Ass gestochen wird, schon bei 60 Prozent. "Also besser bleiben lassen", rät er von dem Ausspielen ab.

Lachen und Prosecco

An einem Tisch ist das Gelächter lauter und häufiger als an den anderen beiden. Kein Wunder, die haben dran gedacht, sich etwas zum Trinken mitzubringen, schlürfen ihren Prosecco rosato, und juchzen vor Freude.

Ab und an steht einer oder eine (75 Prozent seiner Kursteilnehmer sind Frauen, sagt Dittmar) auf und geht zum Kursleiter, Rat holen, ob man denn dieses Solo probieren könne. Der — von Beruf "PC-Kümmerer" — analysiert das Blatt und ermuntert meist zum Spielen. "Trau Dich, wir gehen jetzt einfach davon aus, dass Dein Schüsserl voll ist", lacht er, obwohl an diesem Abend nicht um Geld gespielt wird.

In den Folien die Dittmar austeilt, sind nicht nur einige der Sonderregeln aufgelistet und beschrieben, sondern auch Internetadressen , und verschiedene Sprüche-Klassiker beim Schafkopfen wie "was lichd, des bichd! (hast Du eine Karte ausgespielt, bleibt sie auf dem Tisch). Besonders freut sich Jakob, dass auch einer seiner Lieblingssprüche dabei ist, der da heißt: "Trumpf ist die Seele des Spiels!"

Schnell sind drei unterhaltsame und lehrreiche Stunden vorbei. "Danke. Schee war’s", verabschieden sich die meisten.

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