Schmerzhafte Wespenstiche: Viele Patienten in Erlangen

14.8.2020, 09:27 Uhr
Schmerzhafte Wespenstiche: Viele Patienten in Erlangen

© Jens Kalaene/dpa

Er habe das Gefühl, dass sie heuer mehr Wespenstiche behandeln müssten und die "aktive" Stichzeit früher begonnen hat als sonst, sagt Detlef Dieckmann und vermutet als Grund hierfür klimatische Veränderungen.

Beim Stich selbst gibt es Unterschiede, erläutert der Mediziner. Bei der Biene bleibt der Stachel immer in der Haut, bei der Wespe hingegen fast nie. Ein Wespenstich ist zudem meist schmerzhafter und schneller zu spüren als der einer Biene.

Solange sich die Beschwerden auf die Einstichstelle beschränken, müsse man nicht zum Arzt. "Wenn man an der Hand gestochen wird und die Hand auch wirklich dick anschwillt und weh tut, dann ist das zwar nicht schön, aber primär nicht bedenklich." In solch (harmloseren) Fällen rät der Experte, die betroffene Hautstelle zu kühlen und ruhigzustellen.

Anders aber, wenn jemand an der Hand gestochen wird und der komplette Arm dick wird, man Quaddeln am ganzen Körper, Kreislaufreaktionen oder gar Atemnot bekommt: "Das sind wichtige Warnzeichen und ein klarer Indikator dafür, dass man zum Arzt gehen muss und eine vernünftige Diagnostik durchgeführt werden muss", sagt der Experte.

 

Schlimmstenfalls kommt es bei einem Wespen- oder Insektenstich zu einer ernsthaften allergischen Reaktion: "Diese sind zwar sehr selten, aber auch bei uns in der Praxis haben wir in den Sommermonaten immer zwei bis zehn Menschen, die neu damit diagnostiziert werden."

Die Mitarbeiter in einer Innenstadt-Apotheke haben in den vergangenen Tagen ebenfalls schon viele Besucher mit Wespen-, Bienen- und anderen Insektenstichen beraten. "Wir haben zurzeit am Tag vier bis fünf Kunden, die nach einem Stich zu uns kommen", berichtet eine Pharmazeutisch-Technische-Assistentin. Das sei ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum vergangenen Jahr. Wenn es nicht so schlimm ist, empfehle man eine Salbe und – wie Dermatologe Dieckmann sagt – Pads, um die angegriffene Haut zu kühlen.

Warum aber kommt es derzeit überhaupt zu so einem verstärkten Insektenauftrieb? "Bienen interessieren sich für Menschen überhaupt nicht, und bei Wespen ist es der reine Selbsterhaltungstrieb, wenn sie auf Menschen losgehen", sagt Nebenerwerbs-Imker Maximilian Schminder aus Kalchreuth.

Auf der Suche nach Nahrung

Im Frühsommer fangen Wespen noch andere Insekten wie Stechmücken. Im Hochsommer, wenn es kaum mehr Blüten mit Nektar gibt, gehen Wespen auf der Suche nach Zucker auf Cola, Kuchen und Radler. "Sie versuchen, nicht zu verhungern, das ist eine Art Notlaufmodus." Auch Schminder hat den Eindruck, dass mehr und aggressivere Wespen unterwegs sind. "Der Nahrungsmangel ist größer als sonst, womöglich gibt es aufgrund der Umweltbedingungen weniger andere Fluginsekten."

Bienen, sagt der Imker, stechen Menschen eigentlich nie. Wer aber ein Wespennest in seiner Nähe vermutet und womöglich draußen grillen möchte, sollte an einer entfernten Stelle einen Blumenuntersetzer mit Cola oder Zuckerwasser hinstellen und die Wespen dorthin locken. "Dann haben sie etwas gefunden, worauf sie fliegen können." Keinesfalls sollte man mit den Händen um sich schlagen, um die Wespen zu vertreiben: "Das macht sie nur wilder."

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