Schüler gaben Kredit: Zweite Solaranlage an Erlanger Schule

19.12.2019, 06:00 Uhr
Schüler gaben Kredit: Zweite Solaranlage an Erlanger Schule

© Christian Schöffel/ASG

"Damit könnte man 500.000 Kuchen backen und jeweils dazu eine Waschmaschine laufen lassen", meinte Schulleiterin Katerina Keck kürzlich scherzhaft bei einer kleinen Feier an der Schule. Aus Physikersicht betrachtet: Damit wurden der Atmosphäre Emissionen von über 500 Tonnen CO2 erspart.

Das ASG war nach der Heinrich-Kirchner-Grundschule die zweite Schule in Erlangen, die die Sonnenenergie nutzte. Der gemeinnützige Verein Sonnenenergie Erlangen e. V. mit dem Physiker Prof. Martin Hundhausen an der Spitze begann mit Beteiligung von Bürgern – die meisten als Lehrer und Eltern der Schule verbunden – 2001 damit, das ASG zur Klimaschutzschule auszubauen. Dies geschah in mehreren Baustufen, 2010 folgte eine erste Schülersolaranlage. Damals beteiligten sich 140 Schüler mit jeweils 100 Euro, ein Kredit, der ihnen dann nach fünf Jahren zurückgezahlt wurde, wie Prof. Hundhausen sagt.

Zweite schülersolaranlage eingeweiht

Gefeiert werden konnte jetzt nicht nur die auf dem Dach produzierte Millionste Kilowattstunde, sondern auch die Einweihung einer zweiten Schülersolaranlage. Die Initialzündung dafür ist bei einer Demo von Fridays for Future im März zu verorten. "Dort hatte ich kurz gesprochen und gesagt, dass doch Schülerinnen und Schüler aktiv werden und von ihrer Schulleitung verlangen könnten, dass eine Solaranlage gebaut wird, um die Energiewende zu unterstützen", sagt Prof. Hundhausen. "Nach meiner Rede kamen Schülerinnen des ASG auf mich zu und sagten, dass sie das gerne machen würden – sie wollten aktiv werden."

Gemeinsam mit dem Physiklehrer Herold Mönch wurde die Sache dann angegangen. 100 Schüler wurden dafür gewonnen, je 100 Euro Kredit zu geben, der dann nach drei Jahren zurückgezahlt wird. Mit der zweiten Schüler-Solaranlage wird nun die Solarstromproduktion am ASG um weitere 14 Prozent gesteigert. Die Schule hat durch die Photovoltaik jetzt insgesamt 83,5 kW zur Verfügung und liegt damit an zweiter Stelle, hinter dem Gymnasium Fridericianum (87,6 kW) und vor der Werner-von-Siemens-Realschule (81 kW). Das Ziel, mindestens die Hälfte des Verbrauchs der Schule mit den Solaranlagen auf dem eigenen Dach zu erzeugen, rückt damit in greifbare Nähe.

Das wertet Prof. Hundhausen auf jeden Fall als Erfolg. Das Projekt, so meint er, könne ein Anstoß dafür sein, dass an mehr Schulen in Erlangen und eventuell auch in anderen Städten Aktivisten von Fridays for Future etwas bewegen. In Nürnberg und auch in Fürth gebe es auf vielen Schuldächern noch keine Photovoltaikanlagen.

Rathaus prüft Möglichkeiten für Solaranlage

Da herrscht in Erlangen allerdings eine andere Situation. Hier konnte bereits 2008 vermeldet werden, dass die Dächer aller öffentlichen Schulen mit Solaranlagen zur Stromerzeugung ausgestattet seien. Auch heute noch gebe es keine andere Großstadt, bei der dies der Fall sei, sagt der Physikprofessor, von dessen Verein die bundesweit erfolgreichste Schuldach-Initiative ausging. Wirtschaftlich, so räumt er ein, lohne es sich nicht. An zehn Schulen in Erlangen betreibt der Verein auch heute noch kleine Anlagen mit 1 kW — als pädagogische Anschauungsobjekte gewissermaßen. Und klar sei auch: Attraktiver, als nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz Strom zu verkaufen, sei es, diesen vor Ort zu nutzen.

Doch es tut sich noch mehr. Bei den Schulsanierungen werden inzwischen laut Auskunft von Florian Engel, Leiter der Abteilung Gebäudemanagement, von der Stadt standardmäßig Photovoltaikanlagen auf den Dächern aufgebracht. Auf allen geeigneten Flächen sei eine Solaranlage, nicht aber auf Flächen, die beschattet seien oder wo es von der Statik her schwierig sei.

 

Und der Erlanger Stadtrat will angesichts des ausgerufenen Klimanotstands die Installation von Photovoltaikanlagen auf städtischen Dächern weiter vorantreiben. So soll nun eine Liste möglicher Neuanlagen für die künftigen Jahre erstellt werden. Auch für das Rathaus werden die Möglichkeiten für eine Solaranlage geprüft, um dann diese Maßnahme in Zusammenhang mit der Ertüchtigung des Sonnenschutzes durchzuführen. Neben den noch freien Dachflächen wird in diesem Fall auch die Fassade ins Visier genommen. 240.000 Euro sollen im nächsten Haushalt zur Verfügung gestellt werden.

Am ASG übrigens ist das Dach jetzt ziemlich voll. Aber wer weiß, ob sich nicht irgendwann doch noch ein Fleckchen findet. Zum Beispiel nach dem Bau beziehungsweise der Sanierung der Turnhalle.

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