Zweifel am "Umsatz-Booster"

So denkt die Gastro über 2G und 2G plus

11.1.2022, 16:35 Uhr

© Sven Hoppe/dpa, NN

Lena Brunnberg seufzt, wenn es ums Thema Corona geht. Die Mitinhaberin des Kaiser Wilhelm in der Erlanger Fichtestraße findet: „Das ist ein schwieriges Thema.“ Immer wieder kommt sie mit den Kunden ins Gespräch, „die meisten, die kommen, sind geboostert“. Andere wiederum hatten noch keinen Impftermin bekommen oder müssen auf Raten des Arztes in der Schwangerschaft noch warten. „So gesehen ändert sich wenig“, sagt Brunnberg. Immerhin aber bleiben die etablierten Regelungen nun bestehen, „die Kunden sagen, sie freuen sich für uns. Aber wenn wir ehrlich sind, ändert sich am derzeit überschaubaren Geschäft dadurch nicht viel“.

"Ohnehin alle geboostert"

Im Herzogenauracher „Kreis’l“ (Restaurant, Bar, Cafe) hat Mitinhaberin Ulrike Rudel in den vergangenen Tagen genau aufgepasst. „Ich habe bemerkt, dass ohnehin fast alle Gäste geboostert waren.“ Für Sie ist klar: Wer sich nicht raustraut, bleibt ohnehin daheim. „Fast alle, die zu uns kommen, haben den dreifachen Schutz.“ Insofern ist die gestrige Entscheidung keineswegs eine freudige Entscheidung. „Es ist mir egal.“ Denn das eigentliche Problem ist: So oder so „ist das derzeit Hobby, was wir hier machen.“ Das klingt wie eine ganz nette Zeit, ist es aber ganz und gar nicht. Reserven schmelzen weg, Schulden müssen gemacht werden, Mitarbeiter in Kurzarbeitgeld geschickt werden. Ist wenigstens der Sommer, wenn alles eventuell besser wird, eine Perspektive? „Der Sommer? Der ist in ein paar Monaten.“ Bis dahin durchzuhalten ist nervenaufreibend, egal ob mit oder kein Plus bei der 2G-Regelung.

Auch Erich Weichlein vom Fränkischen Landgasthof Weichlein in Weingartsgreuth (Wachenroth) hat festgestellt, dass durchaus schon viele Gäste geboostert sind. Dennoch: „Ich bin froh, dass so entschieden wurde.“ Im ländlichen Bereich sei es noch schwieriger als in der Stadt, schnell und unkompliziert an Tests zu kommen. „Das hätte doch einige mehr Menschen davon abgehalten, die Gastronomie zu besuchen“, glaubt Weichlein. Ohnehin, so sein Argument, sei Bayern schon lange viel strenger als andere Bundesländer. Das merkt der Gastronom, wenn Gäste von der A3 bei ihm Rast machen oder übernachten. Das notwendige Tragen von FFP2-Masken statt einfacher Masken überrasche doch manchen. Die Pandemie, so ist Erich Weichlein überzeugt, werde nicht so schnell verschwinden. „Wir tragen gerne unseren Teil bei, wenn es langfristig hilft.“ So werde in seinem Gasthof auch streng die 2G-Regelung kontrolliert.

Kaum Laufkundschaft bei kalten Temperaturen

Als Herbert Winkler im Sommer Tische und Stühle vor sein Cafe Sax am Erlanger Schlossplatz stellen konnte, da brummte das Geschäft. Zum Glück, sagt der Inhaber, denn seitdem es kalt ist vor der Tür, ist die Laufkundschaft eingebrochen.
„Es ist aber nicht nur für die Gastronomie schwierig“, findet er, „schauen Sie sich in Erlangen mal um: Es ist ruhig geworden.“ Die Menschen haben Angst vor Omikron, vermutet er, das Internet-Geschäft boomt, warum soll man noch vor die Tür gehen, jetzt, wo es da so ungemütlich ist? Daher, vermutet Winkler, wird auch die 2G-Regelung das Geschäft nicht merklich verbessern, „das ändert nicht viel“, sagt er voraus.

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