Hilfe für Patienten

Tag der Logopädie - Damit Sprache und Schlucken nach der OP in Erlangen wieder funktionieren

Redaktion Erlanger Nachrichten

6.3.2023, 14:55 Uhr
Wo ist der Hase? Das Arbeitsmittel, das Irene Weiß am häufigsten verwendet, ist der Sprachverständnistest. Die Logopädin hat berufsbegleitend einen Masterstudiengang absolviert und ist stolz darauf, dass ihr Beruf sich immer mehr akademisiert.

© Alessa Sailer, NN Wo ist der Hase? Das Arbeitsmittel, das Irene Weiß am häufigsten verwendet, ist der Sprachverständnistest. Die Logopädin hat berufsbegleitend einen Masterstudiengang absolviert und ist stolz darauf, dass ihr Beruf sich immer mehr akademisiert.

In der Fachabteilung Phoniatrie und Pädaudiologie an der Erlanger HNO-Klinik arbeiten insgesamt vier Logopädinnen. Irene Weiß und ihre Kolleginnen untersuchen Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren und stellen mittels Hörtests und Sprachverständnisaufgaben zum Beispiel Sprechstörungen fest.

„Wir behandeln hier aber auch Erwachsene“, betont Irene Weiß. „Wir beraten und therapieren unter anderem Menschen in stimmintensiven Berufen wie Lehrerinnen und Lehrer oder professionelle Sprecherinnen und Sprecher. Aber auch die Therapie von Patientinnen und Patienten, die wegen einer Tumorerkrankung unter Schluckstörungen leiden und somit nicht mehr normal essen und trinken können, gehört zu unseren täglichen Aufgaben.“

Von Hörtests bis Schlucktherapie

Eine Besonderheit am Uniklinikum Erlangen ist, dass die Logopädinnen mit den jungen Patientinnen und Patienten einen Hörtest durchführen. „Dafür spiele ich den Kindern über verschieden platzierte Lautsprecher Töne vor und schicke quasi an den Monitoren ein Bild hinterher“, erklärt die 29-Jährige. „In der Regel merken die Kleinen dann schnell, dass dort, wo der Ton herkommt, kurz darauf ein Bild auftaucht. So drehen die Kinder dann meist schon den Kopf in die richtige Richtung, und ich weiß, dass sie den Ton verorten können.“

Auf Basis des Hör- und der sprachlichen Tests stellen die Ärztinnen und Ärzte der Fachabteilung dann eine Verordnung aus, damit die jungen Patientinnen und Patienten in einer Logopädiepraxis weiterversorgt werden können. „Diejenigen, die eine intensive Stimm- oder Schlucktherapie benötigen, behandeln wir stationär bei uns. Sie bekommen dann montags bis freitags zweimal täglich eine logopädische Behandlung und einmal täglich Physiotherapie“, sagt Irene Weiß.

Eine Schlucktherapie benötigen oft Menschen, die nach einer OP oder Bestrahlung im Kopf-Hals-Bereich Beschwerden beim Essen und Trinken haben. Dadurch fehlen ihnen gewisse Muskeln und Nerven, die zum Schlucken notwendig sind, und die Patientinnen und Patienten müssen das Schlucken erst wieder neu lernen.

„Was wir allen Betroffenen mitgeben, sind sogenannte Essensregeln. Das sind die Basics, die man immer beachten sollte“, so die Logopädin. Dazu gehört zum Beispiel, beim Essen eine aufrechte Sitzposition einzunehmen und das Kinn leicht zur Brust zu nehmen, weil diese Haltung die Muskeln entspannt und das Schlucken so leichter fällt.

Blubbern für die Stimme Klagen

Patientinnen oder Patienten die über länger anhaltende Heiserkeit, zum Beispiel nach einer Überbelastung, einem Infekt oder einer Schilddrüsenoperation klagen, hilft die „LAX VOX“-Therapie (lat. für „freie Stimme“) – das „Blubbern“.

Irene Weiß erklärt das Vorgehen: „Die Betroffenen blasen mit einem kleinen Silikonschlauch in ein Gefäß mit Wasser, bis es blubbert. Die Vibrationen stimulieren den Kehlkopf und entspannen die Muskulatur.“ Bei Kindern verwendet die Logopädin am liebsten den Sprachverständnistest. Dabei sehen sie vier Bilder und müssen entscheiden, welches zum gesuchten Wort oder Satz passt, zum Beispiel „Hase“ oder „Der Hund trägt den Schuh“.

„Es gefällt mir sehr, mit Kindern zu arbeiten und ihnen die Freude am Sprechen beizubringen“, sagt Irene Weiß, die vorher ausschließlich in der Erwachsenentherapie tätig war. „Hier am Uniklinikum finde ich besonders gut, dass wir interdisziplinär zusammenarbeiten. Wenn wir in der Fachabteilung nicht wissen, warum es mit der Sprache nicht klappt, können wir die Kinder beispielsweise ans Sozialpädiatrische Zentrum weiterleiten, wo auch andere Entwicklungsbereiche untersucht werden.“

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