Testpflicht an Schulen: Gurgeln Schüler und Lehrer in Erlangen weiter?

9.4.2021, 12:28 Uhr
Testpflicht an Schulen: Gurgeln Schüler und Lehrer in Erlangen weiter?

© Eduard Weigert

Die Pressekonferenz der Landesregierung am Mittwoch hatte auch Thomas Wagner verfolgt. "Ich war erstaunt, wie der Rest des Landes", sagt er. Verkündet wurde, dass es ab kommender Woche eine bayernweite Testpflicht an Schulen geben wird. Wie danach bekannt wurde, sollen sich die Schüler mit Selbsttests im Klassenzimmer testen oder an dezentralen Testzentren testen lassen. Ein zu Hause durchgeführter Test wird nicht anerkannt.

Aber was passiert dann mit der Wicovir-Studie, an der in Erlangen und im Landkreis Erlangen-Höchstadt rund 30 Schulen teilnehmen und die vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) mit etwa 1,3 Millionen Euro gefördert wird? Die Studie wurde bei der Pressekonferenz mit keinem Wort erwähnt.

Rückblick: Auf die private Initiative des Erlanger Unternehmers Thomas Wagner war eine medizinische Studie der Biologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg mit dem Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg entstanden. Die Leitung hat Prof. Dr. Michael Kabesch inne. Der Kinderpneumologe hatte im vergangenen Jahr eine Studie geleitet, in der Regensburger Domspatzen im Alter von zehn bis 21 Jahren 16 Wochen lang regelmäßig getestet wurden – mittels Speichelprobe.

Wo Ist das COrona VIRus

Die aktuelle Studie nennt sich WICOVIR (Wo Ist das COrona VIRus) und soll dazu beitragen, die Schulen via Pooltests sicherer zu machen und gemeinsam mit den Schulen die COVID-19-Pandemie zu bekämpfen. Ziel der Studie ist herauszufinden, ob das Konzept der frühen Umwelttestung in Schulen umsetzbar ist und zur Verringerung des Infektionsgeschehens beitragen kann. Umwelttestung bedeutet, dass bis zu 30 Leute im Pool getestet werden – im Gegensatz zur Individualdiagnostik, mit der immer nur einzelne Personen getestet werden.

Um die Studie möglichst flächendeckend anbieten und finanzieren zu können, war ein Förderantrag gestellt worden, der positiv beschieden wurde: Etwa 36 000 Schüler und Lehrer sollen regelmäßig in Regensburg und Erlangen getestet werden.

Vielversprechende Antwort des Gesundheitsministeriums

Gilt das ab kommendem Montag immer noch? Thomas Wagner fragte im Gesundheitsministerium nach – und erhielt eine vielversprechende Antwort. "Die Leitung hat klar zum Ausdruck gebracht, dass das Ministerium kurzfristig eine Ausnahmeregelung für das Modellprojekt schaffen will, innerhalb derer die Gurgelpools als gültige Ersatzlösung statt Schnelltests akzeptiert werden."

Ebenfalls sei klar kommuniziert worden, dass "diese Lösung, falls morgen nicht mehr realisierbar, spätestens ab übernächster Woche wirksam sein soll. Abgestimmt werden muss dies im Kabinett und zwischen drei Ministerien, was einfach Zeit kostet." Eine am Donnerstag aktuell an das Gesundheitsministerium gestellte Anfrage der Erlanger Nachrichten zur Zukunft der Wicovir-Studie blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Schreiben an teilnehmende Schulen

In einem Schreiben wendet sich Wagner nun an die teilnehmenden Schulen in der Stadt Erlangen und im Landkreis Erlangen-Höchstadt: "Mein Rat an Sie in dieser Situation wäre nun, die Möglichkeit zur Rückkehr zu den Gurgelpools spätestens in der übernächsten Woche zumindest offen zu halten."

Wagner kann nachvollziehen, falls teilnehmende Schulen unter diesen Voraussetzungen nun aussteigen: "Welche Belastung dies für die Eltern und Schüler bedeutet, nämlich über verschiedenste Testsysteme gleichzeitig getestet zu werden, ist uns bekannt und bedauern wir sehr. Wir können aus diesem Grund natürlich sehr gut verstehen, wenn Sie von der Durchführung von Gurgel-Pool-Tests an Ihrer Schule zurücktreten."

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