Verschiedenste Einrichtungen

Ukraine-Krieg: Fränkische Kliniken sind für die Aufnahme von Kriegsverletzten gerüstet

28.2.2022, 13:55 Uhr
Der Krieg bringt Verwüstung über die Ukraine, wie das Wrack eines brennenden Militärlasters nach einem russischen Angriff in Kiew zeigt. 

© Efrem Lukatsky/AP/dpa Der Krieg bringt Verwüstung über die Ukraine, wie das Wrack eines brennenden Militärlasters nach einem russischen Angriff in Kiew zeigt. 

Konkrete Vorbereitungen für die Aufnahme von Kriegsversehrten und Verletzten aus der Ukraine gibt es im Universitätsklinikum Erlangen (UKER) noch nicht, doch als Haus der Supramaximalversorgung muss die Einrichtung "letztlich immer für alle denkbaren Notfälle gerüstet sein", sagt Sprecher Johannes Eissing.

So schlimm die Vorstellung auch sein mag, dass das UKER durch den russischen Kriegsangriff auf die Ukraine vielleicht bald schwerletzte Menschen behandeln muss - so stünden doch neben vielen anderen mit der Chirurgie oder auch der Plastischen Chirurgie verschiedenste Einrichtungen zur Verfügung: "Kriegsverletzungen sind sehr vielfältig", sagt Eissing, "betreffen Haut, Organe, Knochen und die Seele des Menschen."

Für jede Art von Verletzungen verfüge das Uni-Klinikum über einen Spezialbereich. Diese arbeiteten fachübergreifend eng zusammen, erläutert der Kliniksprecher. Welche Bereiche und Stationen das dann jeweils sind, hänge letztlich von der Art der Verletzung ab.

Der Ablauf selbst ist im Fall eines Falles grundsätzlich wie bei einem zivilen Großschadensereignis. "Die Verletzten werden zunächst in der Notaufnahme aufgenommen und ihre Verletzungen werden diagnostiziert und versorgt", erläutert Eissing. Wenn es mehr Schwerverletzte als freie Behandlungskapazitäten gibt, muss der Leitende Notarzt letztlich eine Triage durchführen. Das heißt: Wenn bei vielen Patienten nur begrenzt medizinische Hilfe zur Verfügung steht, müssen Fachkräfte beurteilen, wer besonders gefährdet ist und zugleich die größten Überlebenschancen hat.

Die bundesweite Klinik-Koordination kann dabei nach sogenannten Kleeblattverlegungen erfolgen. Dabei sollen im Rahmen des sogenannten Kleeblatt-Systems Patienten auch bundesweit verteilt werden können, wenn in einzelnen Regionen der Kollaps von Krankenhäusern droht. Das System wurde vor dem Hintergrund der ersten Corona-Welle 2020 eingeführt.

Die Idee: Um Überforderungen bei einzelnen Krankenhäusern zu vermeiden, sollen innerhalb eines Kleeblatts, dem meist noch Nachbarbundesländer angehören, unkompliziert Patienten-Verlegungen möglich sein. Das System könne im Fall eines Falle auch jetzt angewandt werden, sagt Eissing. "Das ist möglich, aber nicht zwingend notwendig."

Martin Grauer, Chefarzt der Inneren Medizin am Höchstadter Kreiskrankenhaus Sankt Anna, das vom Landkreis ERH betrieben wird, sieht grundsätzlich keine Probleme, wenn es darum geht, verwundete Menschen aus der Ukraine aufzunehmen. Schon aufgrund der relativen Nähe zur unfallträchtigen A3 verfügt das Kreiskrankenhaus über eine spezialisierte Unfall-Chirurgie, ein medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) und auch über "orthopädische Kompetenz", wie es der Chefarzt formuliert.

Corona belastet Personalstand

Eng könnte es laut Grauer eher werden, weil die anhaltende Corona-Pandemie nach wie vor den Personalstand des Krankenhauses belastet: "Es fehlen jene Fachkräfte, die zum Beispiel in Quarantäne sind, weil sich ihre Kinder mit dem Virus angesteckt haben", berichtet Grauer.

Man sei einsatzbereit, allerdings sieht Grauer bei Kriegsverletzten eher Fachkliniken wie die Berufsgenossenschaftlichen (BG) Unfallkliniken Murnau oder Tübingen in der ersten Reihe derer, die bei kriegsverletzten Menschen in die Pflicht genommen würden. BG Kliniken sind spezialisiert auf die Behandlung und Wiederherstellung von schwer verletzten Unfallopfern und Menschen mit Berufskrankheiten. Sie verfügen daher über besondere Kompetenz in allen Fachbereichen der Chirurgie und Rehabilitation.

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