Grundschule

Unterricht wieder lockerer und ohne Masken: An die Mönauschule in Erlangen kehrt das Leben zurück

24.6.2021, 14:30 Uhr
Autorenlesung mit Annette Roeder in der Aula der Mönaugrundschule in Erlangen. Erstmals in diesem Jahr dürfen Grundschüler wieder ohne Maske im Unterricht sitzen.

© Harald Sippel, NN Autorenlesung mit Annette Roeder in der Aula der Mönaugrundschule in Erlangen. Erstmals in diesem Jahr dürfen Grundschüler wieder ohne Maske im Unterricht sitzen.

Alle an ihren Plätzen? Ja. Doch zwei Dinge sind anders als in den letzten Monaten. "Ihr dürft jetzt alle eure Masken abnehmen", sagt Schulleiterin Maria Hertel. "Das sind wir gar nicht mehr gewöhnt." Und dann ist da noch etwas: Sie freue sich, "dass wir heute in der Aula zusammenkommen können." Die Münchner Kinderbuchautorin Annette Roeder ist angereist, um aus einem ihrer Bücher zu lesen. Eigentlich hätte die Lesung schon im Dezember stattfinden sollen - kurz vor Weihnachten statt der sonst üblichen Theateraufführung - , aber am Ende musste auch sie pandemiebedingt abgesagt werden.

Neues Gemeinschaftserlebnis

Seit Weihnachten hat es an den Grundschulen kein richtiges Schulleben mehr gegeben - also ein Miteinander aller Kinder. In der Aula zusammen sein? "Für euch ist das was, woran ihr euch erinnern könnt", sagt die Rektorin zu den Dritt- und Viertklässlern. "Ihr wisst, so war das mal." Zwei Schulstunden zuvor waren die Erstklässer bei der Lesung. Für sie ist das Gemeinschaftserlebnis ganz neu - etwas, das sie seit der Einschulungsfeier im letzten September nicht mehr erlebt haben.

Keine Feiern in diesem Schuljahr

Es gab in diesem Schuljahr keine Chorauftritte, kein Musical, keine gemeinsamen Geburtstagsfeiern. Auch die Monatsfeiern mussten ausfallen. Bei dieser Gelegenheit werden normalerweise an der Schule die Sozialregeln ausgemacht, das Ziel des Monats wird formuliert, zum Beispiel: "Wir räumen unseren Arbeitsplatz auf", und die Klassen, die das Ziel besonders gut umsetzen, bekommen eine Urkunde.

Jetzt kehrt allmählich das normale Leben zurück an die Schule. Als am Mittwoch zum Unterrichtsbeginn die Durchsage kommt, dass ab sofort auch innen an den Plätzen keine Masken mehr getragen werden müssen, jubeln die Kinder so, als ob ein Tor bei einem Fußballspiel gefallen wäre. Im Freien dürfen die Masken bereits seit zwei Wochen abgenommen werden. In der Schulgarten-Arbeitsgruppe sagte prompt ein Mädchen zur Rektorin: "Wir wussten gar nicht mehr, wie du aussiehst. Wir kennen ja nur deine Augen".

"Schule ist auch Gemeinschaft"

Die Lesung, sagt eine Lehrerin, sei im aktuellen Schuljahr das erste "Event" - eben etwas Besonderes, das die Schule schön macht. Die Jüngeren ebenso wie die Älteren schauen gleichermaßen gebannt auf die Autorin, die aus ihrem Buch vorträgt und ihnen zwischendrin Fragen stellt. Die Finger schnellen in die Höhe. Durch Online-Lesungen seien die persönlichen Begegnungen nicht zu ersetzen, meint Autorin Annette Roeder hinterher. "Man erreicht die Kinder viel besser, wenn man präsent ist", stellt auch Lehrerin Sandra Zink fest. Zudem: "Schule ist auch Gemeinschaft, nicht nur das Individuum am PC."

Schwieriger Weg zurück

Der Weg zurück in die Gemeinschaft ist allerdings nicht immer einfach. Die Sozialpädagogin Ulrike Rüth von der Jugendsozialarbeit an Schulen beobachtet, dass es für viele Kinder schwierig ist, sich wieder in den regelmäßigen Schulbetrieb einzuordnen. "Sich an Regeln zu halten, fällt vielen schwer." Manche Kinder, so vermutet sie, haben mehr Konflikte, weil sie frustriert sind, wenn sie merken, dass sie abgehängt werden. Man merke ihnen auch an, dass sie eine bedrückende Zeit hinter sich haben, geprägt von Isolation und vielen Vorschriften. Auf den Familien habe teilweise hoher Druck gelastet.

Es fehlt die Zuversicht

Was Maria Hertel Sorgen macht, sind weniger die Lernlücken bei den schulischen Inhalt als vielmehr das Soziale. Die Lernlücken seien bei den meisten nicht allzu groß, so ihre Einschätzung. Was aber fehle, seien Zuversicht und Freude. Die Haltung: "Ich bin optimistisch gestimmt und freue mich auf das, was auf uns zukommt."

Die Lesung, eine Veranstaltung im Rahmen der Leseförderung, war nun ganz klar etwas, das Freude gemacht hat. Und was sagen die Kinder selbst zu diesem Schuljahr? "Ich hab' meine Freunde vermisst, in der Schule das Lernen, die Lehrer und alles", sagt Kimberly. Andere Schüler sehen das ähnlich. "Es sind neun Sachen, die wir vermisst haben", sagt Anastasia und beginnt aufzuzählen: "Freunde, die Pausen, den Unterricht, die Lehrer".

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