Vor 25 Jahren begann das CSG-Wunder

13.6.2009, 00:00 Uhr
Vor 25 Jahren begann das CSG-Wunder

© Malter

Noch heute ist, ziemlich genau 25 Jahre nach dem bislang einzigartigen Erfolg einer A-Jugend-Handballmannschaft aus Erlangen, der mit fünf Aufstiegen in sechs Jahren in der 2. Bundesliga gipfelte und gleichzeitig endete, der Zauber um die Mannschaft von einst allgegenwärtig. «Schüler kommen: ,Ich soll Sie von meinem Vater fragen, ob Sie der sind, der damals bei der CSG. . .‘», erzählt Martin Sauer heute Lehrer am städtischen Marie-Therese-Gymnasium (MTG), nicht ohne Stolz. Helmut Hofmann, damals wie heute Lehrer am MTG und immer noch Erfolgstrainer - kürzlich feierte er mit Rothenburg den Aufstieg in die Bayernliga - erzählt: «Einige meiner jetzigen Spieler sagen, es sei ihr größter Traum, einmal in dieser CSG-Jugend von damals spielen zu dürfen.» Und man merkt, sie alle würden ihn am liebsten noch einmal erleben, diesen Pfingstsonntag in Rheinhausen.

Es war die Zeit, in der die Christliche-Sport-Gemeinschaft mit rund 200 Mitgliedern und zwei Abteilungen (Leichtathletik und Handball) im Erlanger Sport belächelt und von Turnerbund und Turnverein, den beiden Branchenriesen rund um den kleinen Lederball, manchmal gar belacht wurde.

Die eigene Herrenmannschaft spielte in der trostlosen Bezirksliga, und immerhin trug der handballverrückte Haufen pubertierender Jungs, denen sich der gerade einmal zehn Jahre ältere Hofmann gemeinsam mit Sigfried Pabst als Trainer angenommen hatte, nicht mehr wie noch ein paar Jahre zuvor Unterhemden statt Trikots. Und auch die Erfolge der Leichtathleten waren nicht mehr einziges Aushängeschild des Klubs, den Präsident Erich Gloel 1953 in seinem Wohnzimmer in der Walter-Flex-Straße als Ableger des CVJM gegründet hatte, um am Stadtstaffellauf teilnehmen zu dürfen.

Trotzdem hatte der Höhenflug schon begonnen, denn schon ein Jahr zuvor hatten Hofmann und Pabst mit ihren Jungs gegen Rheinhausen den Deutschen Meistertitel geholt. «Der Helmut war damals allen anderen Handballtrainern um Jahrzehnte voraus», schwärmt Martin Sauer. Spielbeobachtungen, Videobesprechungen auf Super-8-Filmrollen ohne Ton, stundenlang auf den Wiesen der SG Siemens eintrainierte Spielzüge – Helmut Hofmann lebte nicht nur Handball, der Junggeselle war mit ihm verheiratet. Seine Kinder waren die Spieler, die Hofmann damals öfter sahen, «als unsere Väter», so Sauer.

Hofmann und Pabst ihrerseits hatten längst «Begabung, Wille, Einstellung und Fertigkeiten» bei ihren Schützlingen erkannt. Doch bevor der sagenumwobene Höhenflug beginnen konnte, mussten erst herbe Niederlagen eingesteckt werden.

«Durch knappe Pleiten während der C-Jugend waren wir alle hungrig auf den Erfolg», erinnert sich Helmut Hofmann. Die historische Niederlage von 2:3 (!) in Karlsruhe gegen Karlsruher und gepfiffen von Karlsruher Schiedsrichtern, ist eine davon. «In dem Maße bin ich nie wieder beschissen worden», sagt Hofmann noch knapp 30 Jahre später.

Im Finale von Rheinhausen 1984 drohten Schiedsrichter erneut, aus CSG-Sicht tragische Helden zu werden: Beim Stande von 13:10 (41. Minute) für die CSG, die das Hinspiel erst per Schlussspurt 20:14 gewonnen hatte, dezimierten die Unparteiischen die Erlanger mit Zeitstrafen binnen einer halben Minute von sechs auf drei Feldspieler. Doch Unglaubliches geschah: Martin Haberzettl und Gerald Rothberger tankten sich zweimal durch und warfen bei nur einem Gegentreffer zwei Tore gegen konsternierte Rheinhausener. «Das war der Wahnsinn. Vor allem weil ich zuvor mit meinen Würfen am Bülent, dem Teufelskerl, total verzweifelt bin», erinnert sich Rothberger. Bülent Aksen, der Rheinhausener Teufelskerl, sollte vier Jahre später zu Carsten Henrici ins CSG-Tor wechseln.

Die CSG gewann letztlich in einem wahnsinnigen Kraftakt das Finale, in dessen Folge Axel Schrauder, Martin Haberzettl und Roland Wunder mit Wadenkrämpfen zu Boden sanken. «Natürlich hatten wir als Nationalspieler Angebote, der Norbert Münch sogar aus Großwallstadt. Aber wir haben nie überlegt zu wechseln», sagt Roland Wunder. «Ich glaube nicht, dass die Spieler sich damals gegen die Bundesliga und für die Bezirksliga entschieden haben», sagt Hofmann nachdenklich. Ich glaube, sie haben sich damals für die CSG entschieden, auch wenn es keinen Pfennig zu verdienen gab.

In der nächsten Folge geht es über die sensationelle Aufstiegsserie binnen sechs Jahren von der Bezirksliga bis in die 2. Liga.