Vor 75 Jahren: US-Panzer zerstörte das Nürnberger Tor

24.4.2020, 15:30 Uhr
Vor 75 Jahren: US-Panzer zerstörte das Nürnberger Tor

© Foto: Stadtarchiv Erlangen

Bereits 1858 forderte, wie der frühere Stadtarchivar Johannes E. Bischoff in den EN vom 1. Juni 1949 berichtete, im Erlanger Intelligenzblatt "Einer im Namen Vieler" den Abbruch des jetzt "zwecklosen, unnützen Steinhaufens" Nürnberger Tor, "das nur dazustehen scheint, um die Armut des Zolleinnehmerhäusleins mitleidig zuzudecken."

Jedoch empfand der damalige Magistrat, dass das Tor als Straßenabschluss eine baukünstlerische Funktion in der so viel gerühmten barocken Erlanger Stadtanlage zu erfüllen hatte. Erneute Anträge scheiterten ebenfalls, so 1875 an der Kostenfrage.

Der "Faschings-Anzeiger für Erlangen und Umgegend" vom 29. [!]Februar 1927 stellte daher die Frage: "Jedermann weiß, daß das Nürnberger Tor ein historisches Gebäude ist. Wenn es auch nicht gerade schön ist und auf seinem Haupte Gras wächst, so hat es doch eine ruhmreiche Vergangenheit und ist das letzte seines Geschlechtes. Es ist dies Grund genug, um dieses zwecklose Dasein zu erhalten. Es ist aber auch ein unbestrittenes Verkehrshindernis. Die Frage liegt deshalb nahe, wie erhalten wir das Tor, ohne daß es lähmend auf den Verkehr weiter wirkt?"

Als Ergebnisse eines Preisausschreibens "zur Erhaltung des Tores unter gleichzeitiger Beseitigung des Verkehrshindernisses" lieferte das Blatt drei humorvolle Varianten, die Anhebung des Tors, den Bau einer Überführung oder einer Unterführung, gleich mit.

1935 missbrauchten die Nationalsozialisten das Tor als Träger für ein Transparent mit wüsten antisemitischen Parolen. Am 6. Februar 1938 bot es beim Einzug des neu in Erlangen stationierten Panzer-Regiments 25 eine malerische Staffage. Die Kolonne der eigentlich nur für Übungszwecke konstruierten, aber dann noch im Zeiten Weltkrieg eingesetzten leichten Panzerkampfwagen (4,02 m lang, 2,06 m breit, 1,72 m hoch) passierten das Tor ohne Probleme.

Für das Winterhilfswerk 1941/42 konnte man auch einen Anstecker mit dem Bild des "Nürnberger Tores zu Erlangen" kaufen, das als Zolltor, "in seiner Art einzigartig in Deutschland" sowie als "Sinnbild dafür, wie Deutschland schon in damaliger Zeit sich der Bedrängten [Aufnahme von Hugenotten 1686] annahm", gepriesen wurde.


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Die zeittypische Propaganda behauptete: "Auch heute wieder wurde uns die Verteidigung des europäischen Lebens aufgezwungen, denn Deutschland ist Europa. […]Wir werden mit dem Sieg alles gewinnen, würden aber mit der Niederlage mit der totalen Vernichtung des Deutschtums zu rechnen haben".

Nach der kampflosen Einnahme der Stadt am 16. April 1945 wurde Erlan-gen amerikanische Militärbasis. Die Benutzung der Hauptstraße war der Besatzungsmacht vorbehalten, da der Nachschub für den Krieg Vorrang besaß. "[...] Das Straßenbild beherrschen amerikanische Autos, die in allen Größen umhersausen, riesige Tanks fahren durch die Hauptstraße, lange Kolonnen von Lastwagen, dann wieder eine Menge Sanitätsautos und auch in den andern Straßen sausen sie die ganze Zeit mit Autos aller Art herum. Alle amerikanischen Soldaten fahren, was man nie sieht, sind marschierende Truppen" (Kuen, 24. April 1945).

Das Ende des Tors war unspektakulär. Nachdem [...](vermutlich)[/...] ein amerikanischer Sherman-Panzer dagegen gefahren war, wurde es am 22. April 1945 gesprengt. Eine Zeitung gab es damals nicht, in den damals geführten Tagebüchern fand dies kaum Niederschlag. Man hatte andere Sorgen. "Die Mil.regierung hat das Nürnberger Tor sprengen lassen. Der östliche Bogenansatz steht noch. Die Trümmerberge liegen aufgehäuft in den Eingängen der inneren Seitenstraßen. In der Straßenenge des ehem. Bayreuther Tores hat man die Bordsteine der Gehsteige u. diese selbst beseitigt" (Strathmann, 26. April 1945).

[…][…]Von den zahlreichen Vorschlägen zur Neugestaltung des Platzes vor dem Nürnberger Tor wurde keiner realisiert. Im Oktober 1997 ließ der Heimat- und Geschichtsverein im Straßenpflaster den ehemaligen Standort des Tors kennzeichnen und eine Gedenktafel anbringen.

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