Westumfahrung in Neunkirchen ein Kuckucksei?

1.2.2017, 15:00 Uhr
Westumfahrung in Neunkirchen ein Kuckucksei?

© Visualisierung: Staatliches Bauamt Bamberg

„Seit 40 Jahren hat sich an der Verkehrssituation nichts verändert, nur um die Westumgehung nicht zu gefährden“, empört sich Bettina Wittmann, Gemeinderätin und Vorsitzende der Bürgerinitiative „Modernes und umweltbewusstes Neunkirchen am Brand“ (Munk). Die von den Befürwortern der Umfahrung vorgebrachten Klagen über Sicherheitsmängel in der Ortsdurchfahrt hält sie für vorgeschoben. Dem Freistaat gehe es um den Verkehrsfluss, vor allem für den Schwerlastverkehr.

Laut Wittmann hat es bereits eine Lösung des Problems gegeben, die Strecke über Henkersteg-, Erleinhofer- und Friedhofstraße quasi als innerörtliche Umgehung für Lkw. Diese sei aber nur halbherzig betrieben und nicht ordentlich ausgebaut worden. Im Übrigen würden alle Lkw, die durch die Tore des Inneren Marktes passen, auch hindurchfahren. Lediglich große Gespanne mit Anhängern müssten außen herumfahren. Das seien allenfalls 20 am Tag. Auch stimmten wohl die Verkehrsprognosen nicht. 2008 habe man Neunkirchen bis 2025 eine Zunahme um 25 Prozent vorhergesagt. Tatsächlich stagniere das Verkehrsaufkommen. Deshalb sei eine Umfahrung nicht nötig.

Zudem, ließ sie beim Pressegespräch des Bündnisses gegen die Westumgehung wissen, würde die Umfahrung das Wasserschutzgebiet Neunkirchens durchschneiden. Der dafür erforderliche Damm würde eine Höhe von bis zu 8,9 Metern und eine Breite von bis zu 40 Metern erreichen.

Ihr sprang Martin Wieseckel, Landwirt aus Ebersbach, bei. Weder werde bei der Planung der starke Wildwechsel berücksichtigt, noch, dass durch den hohen Damm die Hochwassersituation verschärft würde. Zudem würde hier ein Naherholungsgebiet zerstört, erklärte er. „Ich liebe meinen Beruf als Landwirt“, sagte er, „aber wir sind an den Boden gebunden.“ Nicht nur er, sondern viele andere Grundstücksbesitzer müssten jedoch für die Trasse der Westumfahrung Grund abgeben. Deshalb habe sich eine Initiative von betroffenen Grundstückseignern gegründet. Spontan hätten 60 Betroffene ihre Gegnerschaft zur Westumgehung bekundet; durch die Umfahrung würden auch die verbleibenden Flächen „entwertet“.

Das Gespenst der Verkehrslawine sei nichts als eine Chimäre, betonte Esther Schuck, Vorsitzende der Bürgerinitiative (Umweltverträgliche Mobilität im Schwabachtal. 75 Prozent des Verkehrs seien Ziel- und Quellverkehr. In den vergangenen Jahren habe man gesehen, dass der Verkehr nicht „signifikant wächst“, eben weil keine neuen Straßen gebaut worden seien. „Wir brauchen nicht mehr Straßen, sondern intelligente Mobilität“, plädierte sie. Neben dem Flächenfraß spiele auch der Klimaschutz eine Rolle. Um den hohen CO2-Ausstoß zu verringern, müsse der Verkehr reduziert werden.

Deutlich wurde auch der Landesbeauftragte des Bundes Naturschutz, Richard Mergner: „Die Bürger von Neunkirchen haben besseres verdient als diese brutale Straßenplanung.“ Er richtete den eindringlichen Appell an die Verantwortlichen, die Planung zu überdenken, an Bayerns Verkehrsminister Joachim Herrmann, das Umgehungsprojekt zu stoppen und an die Bürger, Einwendungen gegen die Planung zu machen, um Landschaft, Wasserschutzgebiet und erlebbare Natur zu erhalten.

Friedrich Oehme, Geschäftsführer des BN-Kreisverbandes, kritisierte ebenfalls diesen „eklatanten Eingriff in die Lebensgrundlagen von Mensch und Tier“. BN-Ortsvorsitzender Bernhard Birnfeld rief ebenfalls alle Bürger, auch Touristen, dazu auf, sich gegen die Umfahrung auszusprechen.

Am 12. Februar von 13 bis 17 Uhr gibt es einen Aktionstag des Bündnisses an der Straße nach Ebersbach, mit Blasmusik, Speis und Trank und dem BBV-Bezirkspräsidenten Hermann Greif und Grünen-MdL Markus Ganserer.

Keine Kommentare