Zentrum Wiesengrund feiert sein zehnjähriges Bestehen

12.12.2019, 14:00 Uhr
Zentrum Wiesengrund feiert sein zehnjähriges Bestehen

© Foto: Harald Sippel

Mal selber an den Reglern drehen? Den Ton angeben? Das traut sich längst nicht jede/r, und vor allem Frauen sind unter den DJs unterrepräsentiert. Carmen Westermeier, in Nürnberg lebende Künstlerin und als DJ bekannt unter dem Namen "double u cc", will das Frauendefizit aufheben und gab am vergangenen Samstag auf Einladung des Frauenzentrums Erlangen und des Zentrums Wiesengrund (ZeWi) einen Workshop zum Thema "DJing". Veranstaltungsort war das auf der Wöhrmühlinsel gelegene selbstverwaltete "ZeWi".

Das "ZeWi" feiert in diesem Monat ein kleines Jubiläum. Seit zehn Jahren existiert es nun an dieser Stelle. An dem bunt bemalten Häuschen gegenüber dem ehemaligen Campingplatz und heutigen Freizeitgelände kommt jeder vorbei, der zu Fuß oder mit dem Rad den Wiesengrund zwischen Gerberei und Alterlangen überquert. Von der Veranda aus blickt man über die Regnitz, eine regelrechte Idylle. Dahinter sieht man die auf dem Frankenschnellweg fahrenden Autos. Ein Bullauge in der Tür und im Inneren Bilder an der Wand erinnern daran, dass dies das ehemalige Vereinsheim der Marinekameradschaft ist.

Das ZeWi ist offen für jede und jeden, zwischen 15 und 35 Jahre alt sind diejenigen, die hier ein und ausgehen. Bereits 2005 wurde der Trägerverein gegründet, die Initiative Jugendhaus Erlangen e. V. – "der Anfangsimpuls war, dass sich im stadtnahen Gebiet ein nichtkommerzieller Ort für junge Leute bilden sollte", sagt Johannes Bretting (30). Er ist einer der heute Aktiven und hat sich gemeinsam mit Charlotte Liebel (26) fürs Gespräch mit der Presse im ZeWi eingefunden.

Die Gründungsleute, die mit dem neuen Jugendhaus zunächst über der Kneipe Gleis 1 residierten, sind inzwischen nicht mehr dabei. Das ZeWi wird vom Amt für Soziokultur betreut und gehört zum Dachverband der Erlanger Jugendclubs, einem Verein, der Mitglied im Stadtjugendring der Stadt Erlangen ist. Doch vor allem ist man beim selbstverwalteten Zentrum eines: sehr eigenständig.

Intensive Renovierungsarbeiten

Das Zentrum Wiesengrund aufzubauen, sei ein langer und intensiver Prozess gewesen, sagt Johannes Bretting. Das Haus, das der Stadt gehört, war in keiner guten Verfassung. Die Renovierungsarbeiten dauerten zwei Jahre und wurden von den jungen Leuten selbst geschultert. "Das steigert die Verbundenheit zu diesem Ort", ist sich Bretting sicher. Auch eine Werkstatt haben sie aufgemauert, hier kann getüftelt und sogar geschweißt werden, momentan wird ein Fahrradanhänger geschweißt.

Im Dezember 2009 war feierliche Eröffnung mit einem Konzert, dem seitdem viele weitere Konzerte folgten. Die Bands, die schon mal aus Mexiko, Australien oder England kommen, spielen meist ohne Gage, der Eintritt ist frei. "Unsere Idee ist, dass dieser Ort immer zugänglich ist für alle, die hier sein wollen", sagt Charlotte Liebel. Programmzuschüsse sowie einen Miet- und Nebenkostenzuschuss gibt es von der Stadt. Neben den Konzerten werden Workshops und Vorträge angeboten, wobei man auf eine Kooperation mit der Volkshochschule und dem Frauenzentrum zurückgreifen kann.

"Alles basiert auf selbstverwalteter, ehrenamtlicher Arbeit"

Darüber, was von Interesse ist, wird gemeinsam entschieden. Jeden Montagabend trifft man sich im Organisations-Plenum. Eine Hierarchie gibt es hier nicht. "Es wird auf der Basis von Konsens entschieden", sagt Charlotte Liebel. Und dann wird auch bestimmt, wer die Woche über hauptverantwortlich ist, den Schlüssel bekommt und zum Beispiel darauf achtet, "dass unser Selbstverständnis eingehalten wird". Was das beinhaltet? "Dass sich niemand diskriminierend verhält." Im Anschluss ans Plenum wird gekocht. Dann wird veganes Essen zum Selbstkostenpreis aufgetischt.

Immer freitags ist "Kneipenbetrieb" mit variierender Musik. Am 13. Dezember soll es erstmals ein neues Format geben: eine Einstiegs-Kneipe, zu der alle eingeladen sind, die noch nicht im ZeWi waren oder sich noch nicht auskennen. "Alles basiert auf selbstverwalteter, ehrenamtlicher Arbeit, aber bislang gibt es hierfür keine Einführung", wie Liebel sagt. Dies wolle man ändern, denn in den letzten Jahren seien viele Neue dazugekommen. Relativ neu ist auch der Sonntagsbrunch einmal im Monat "für alle Interessierten, auch mit Kindern".

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