Erste Nacht im Westen in der Bunker-Klinik

12.11.2009, 00:00 Uhr
Erste Nacht im Westen in der Bunker-Klinik

© Werner Falk

Im Ernstfall sollten hier an die 1600 Personen aus dem Großraum Nürnberg versorgt werden. 44 Hilfskrankenhäuser sind allein in Bayern gebaut worden. Das erste war das in Gunzenhausen. Es wurde für einen kommenden Krieg geplant: Maximal 2000 Patienten hätte man unter der Erde behandeln können, auf 4000 Quadratmetern fanden Operationssäle, Röntgenräume und Bettentrakt für 430 Patienten Platz. Wasser hätte man aus dem eigenen Brunnen geschöpft, Strom per Aggregat erzeugt und sogar an
Telefonanschlüsse war gedacht.

Zum Ernstfall kam es nie

In den Klassenräumen zweier weiterer Schulen hätten noch einmal 1000 Verletzte und Kranke untergebracht werden können. Nach der Explosion einer Atombombe über Nürnberg und Fürth, so die Annahme, wären die Opfer erst in etwa 50 Kilometer Entfernung sicher vor Strahlung und Fallout gewesen. Deshalb wählte man Gunzenhausen und errichtete für 3,85 Millionen D-Mark die Bunkeranlage, die zum Modell für 220 Anlagen bundesweit wurde, darunter auch das in Parsberg im Landkreis Neumarkt.

Zum Ernstfall kam es nie: Am 7. November 1989 wurde der Zivilschutz alarmiert. 720 Betten wären als Erstaufnahmelager für DDR-Übersiedler bereitzustellen. Schon in den frühen Morgenstunden des 8. November kamen die ersten Familien an. «Der jüngste ,Gast‘ war bei der Ankunft fünf Tage alt, der älteste etwa 45 Jahre«, vermerkt das Protokoll.

Aussiedler aus Rumänien

350 Menschen drängten sich fünf Tage lang im Bunker. In der Parsberger Anlage fanden sogar 650 Menschen Aufnahme. Das Gunzenhäuser Hilfskrankenhaus hatte schon am 12. November ausgedient. Nur noch einmal kam es zum Einsatz: Als 1990 Aussiedler aus Rumänien wochenlang in der Bunkerklinik betreut wurden.

Das Bayerische Fernsehen sendet heute, 12. November, um 21.15 Uhr einen Film über das unterirdische Krankenhaus.