Fasching zu Pandemie-Zeiten? So kreativ ist Franken

7.2.2021, 16:09 Uhr
Auf die Große Prunksitzung, wie hier im Jahr 2017, müssen die Eibanesen in diesem Jahr verzichten. Um trotzdem ein wenig Faschingsgefühl zu erhalten, wird aber es eine Online-Sitzung am 14. Februar geben.   

© Stefan Hippel, NN Auf die Große Prunksitzung, wie hier im Jahr 2017, müssen die Eibanesen in diesem Jahr verzichten. Um trotzdem ein wenig Faschingsgefühl zu erhalten, wird aber es eine Online-Sitzung am 14. Februar geben.   

Es gehört zum Wesen des Faschings, gesellschaftliche Probleme aufs Korn zu nehmen. Das lassen sich die Eibanesen auch 2021 nicht nehmen. Tapfer stellen sie diese Session unter das Motto „Wir lassen uns nicht unterkriegen“ und verleihen sogar ihre „Eibanesen-Perle“. Seit 1978 ist die Ehrung Tradition. Es wurden 42 namhafte Vertreter des öffentlichen Lebens, der Politik und der Wirtschaft in den erlauchten Kreis der Perlen-Träger aufgenommen. Im vergangenen Jahr war es Radiomoderator Gerald Kappler und in 2021 wird es nun – das Virus.

Perle nur symbolisch

„Wir wollen das Beste aus der Situation machen“, sagt Schriftführerin Christine Popp. „Es bleibt uns ja nichts anderes übrig.“ Der Verein versucht, auf vielfältige Weise, den Kontakt zu den Mitgliedern, aber auch zum Publikum nicht zu verlieren.
Die Perle wird an das Virus nur symbolisch verliehen, einen Orden für jedermann gibt es aber zum Anfassen. Er trägt ein ganz besonderes Motiv: Auf einer Bühne tanzt die Garde – mit Abstand und Mundschutz. „Und auch das winzige Virus, das in der Lage ist, unser Leben und unsere Freiheiten so wesentlich zu bestimmen, findet seinen Platz auf unserem Orden – jedoch symbolisch nur unter der Bühne, denn mehr Platz möchten wir ihm nur ungern einräumen“, schreibt der Verein.

Holz statt Metall

Wir haben als Material für unseren Sessionsorden ganz bewusst Holz statt des ansonsten üblichen Metalls gewählt. Die Vergänglichkeit dieses Materials soll zum Ausdruck bringen, dass auch diese Session vergänglich ist und baldmöglichst wieder unserem altbekannten Fasching Platz machen muss.“ Die Resonanz der Mitglieder sei unterschiedlich, so Popp. Manche fänden es toll, dass der Orden leichter sei und nicht klappere. Andere wünschten sich das Metall zurück.

Online-Sitzung am Sonntag

Die Eibanesen wagen ein weiteres Experiment: Eine Online-Faschingssitzung am Faschingssonntag, 14. Februar, 19.11 Uhr. Der Link dazu wird im Laufe dieser Woche auf ihrer Internetseite (www.eibanesen.de) zu finden sein.
Es sei wichtig, den Kontakt zu den Mitgliedern nicht zu verlieren, sagt Christine Popp. Auch deswegen habe man ein Vereinsheft herausgegeben, Firmen konnten darin, dieses Mal vergünstigt, inserieren.

Das Geld – auch das ist bei den Vereinen ein großes Thema. Es fehlen vor allem die Einnahmen aus Veranstaltungen. In Vor-Corona-Zeiten vermieteten manche Vereine auch ihre Vereinsheime für Hochzeiten zum Beispiel. Auch dieses Geld fehlt, vielen bleiben nur Mitgliedsbeiträge.
Die meisten Vereine denken schon an die folgende Session, in der Hoffnung, dass die Infektionslage sich bis dahin verbessert hat. „Für die aktuelle Session haben wir gar nichts geplant“, sagt Udo Diehl, erster Vorsitzender des Festausschusses Nürnberger Fastnacht. Nicht einmal die Orden werden verliehen, sondern für das nächste Jahr aufgehoben.

Sorge um Finanzen

Auch Diehl blickt mit Sorge auf die Finanzen, denn auch einige ihrer bisherigen Sponsoren hätten in der Krise zu kämpfen. Bei vielen Narren macht sich Frustration breit.
„Im Vorfeld hatten wir überlegt, was wir virtuell machen könnten“, sagt der erste Vorstand vom Nürnberger Trichter, Gerhard Förster. „Aber es ist alles eingeschlafen, weil niemand weiß, wie es weitergeht und die wenigsten werden jetzt Fasching im Kopf haben.“ Nicht einmal der berühmte Trichter wird in dieser Session verliehen. Förster hat Angst, dass dem Verein die Mitglieder verloren gehen, vor allem die Garde-Tänzerinnen. Im Sommer konnten sie noch im Freien trainieren, das ist inzwischen auch verboten. „Und ob die Mädchen dann nach so langer Zeit noch Bock haben, wer weiß.“ Wenn einige von ihnen viel vor dem Bildschirm hingen und nicht trainieren können, verliere sich vielleicht auch die frühere Leistungsfähigkeit – und damit die Lust, nach der Pandemie weiter zu machen.
Andere Vereine haben Wege gesucht, damit genau das nicht passiert. Die Eibanesen, die Muggenesia, aber auch die Buchnesia trainieren mit bis zu 30 Garde-Tänzerinnen per Video-Konferenz. Das ist nicht leicht, gerade, weil beim Garde-Tanz synchrone Schrittfolgen besonders wichtig sind.

Der diesjährige Orden der Eibanesen ist etwas ganz besonderes: Er ist aus Holz und damit hoffentlich so vergänglich wie das Corona-Virus.

Der diesjährige Orden der Eibanesen ist etwas ganz besonderes: Er ist aus Holz und damit hoffentlich so vergänglich wie das Corona-Virus. © e-arc-tmp-20210207_103807-5.jpg, NNZ

Buchnesia vermisst die Turniere

Die Buchnesia, bei der „Nürnberg, Aha!“ in „Nürnberg, Abstand, Hygiene, Alltagsmaske!“ umgewidmet wurde, hofft vor allem, irgendwann wieder an Tanz-Turnieren teilnehmen zu können, die sie in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach für sich entscheiden konnten.
Im vergangenen Jahr, sagt der erste Vorsitzende Manfred Ruff, standen sie kurz vor der Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften, als alles abgesagt wurde. Wenigstens hielten sich die finanziellen Verluste bei der Buchnesia im Rahmen. Natürlich fehlten Einnahmen. Aber da sie eine eigene Turnhalle hätten und kein Vereinsheim, bleiben immerhin die laufenden Kosten überschaubar.

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