Entscheidung Ende des Monats

"Alles andere als rosig": Sängergruppe Forchheim-West steht kurz vor der Auflösung

18.1.2023, 19:00 Uhr
Leidenschaftliche Sängerinnen und Sänger sind die alle, auch hier bei einer Probe des Neuen Chors Heroldsbach mit Leiterin Eva-Maria Noé.

© Udo Güldner Leidenschaftliche Sängerinnen und Sänger sind die alle, auch hier bei einer Probe des Neuen Chors Heroldsbach mit Leiterin Eva-Maria Noé.

Seit der letzten Mitgliederversammlung der Sängergruppe Forchheim-West ist klar, dass nur eine Fusion oder die Auflösung geben kann. Das haben die West-Vereine mit überwältigender Mehrheit beschlossen. Wir haben die seit acht Jahren amtierenden Vorsitzenden Claudia Fabry dazu befragt.

Frau Fabry, warum steht die Sängergruppe vor dem Aus?

Seit dem Beginn der Corona-Pandemie waren wir auf der Suche nach einem Zweiten Vorsitzenden. Ich hatte im Laufe der Zeit immer wieder jemanden angesprochen. Im letzten Jahr stellte sich zumindest Bastian Kraus vom Gesangverein Cäcilia Heroldsbach für ein Jahr zur Verfügung. So konnten wir zumindest weitermachen. Nun aber musste eine längerfristige Lösung her. Trotz eindringlicher Appelle fand sich aber niemand. Das ist freilich keine neue Sache.

Claudia Fabry

Claudia Fabry © privat

Warum will niemand diese Aufgabe übernehmen?

Das frage ich mich auch. Denn allzu viel zu tun, gibt es nicht. Ich kümmere mich um die meisten Dinge selbst, besuche Konzerte, übernehme Ehrungen, versorge die Vereine mit Informationen. In meiner Amtszeit waren es nur zwei oder drei Termine im Jahr, bei denen ich vertreten werden musste. Ich kann die Leute aber verstehen, wenn sie beruflich stark gefordert sind, gerade erst eine Familie gegründet haben, sich zu alt für eine solche Aufgabe fühlen oder schon mehrere Ehrenämter im eigenen Gesangverein, im Sport oder der Feuerwehr zu bewältigen haben. Es muss auch keiner Angst haben, dass ich amtsmüde bin. Ich werde mich weiterhin ehrenamtlich engagieren.

Was sind nun die Optionen?

Erste, leider sehr unwahrscheinliche Möglichkeit: Wir finden einen Stellvertreter, dann geht es weiter wie bisher. Das wäre mir am liebsten, weil ich sehr an der Sängergruppe hänge. Das hat wohl auch familiäre Gründe: Mein Großvater Johannes Steinkamp (1887-1954) war selbst Sängerkreis-Vorsitzender in Duisburg. Meine Mutter Annemarie Fabry war über 70 Jahre aktive Sängerin und mehr als vier Jahrzehnte Chorleiterin, unter anderem in Pautzfeld. Der Gesang und das Ehrenamt liegen mir im Blut. Zweite, etwas wahrscheinlichere Möglichkeit: Wir fusionieren mit der Sängergruppe Forchheim-Ost zur Sängergruppe Forchheim, die es bis zur Aufteilung in Ost und West 1954 schon einmal gegeben hat. Wir im Westen sind dazu bereit. Dazu braucht es aber auch die Zustimmung der Ost-Vereine, die bislang wohl nicht besteht. Wir hätten sogar schon einen Vorschlag für eine gemeinsame Vorstandschaft mit dem Ost-Vorsitzenden Michael Knörlein als Vorsitzendem und mir als Stellvertreterin an der Spitze. Dritte, wohl wahrscheinlichste Möglichkeit: Wir lösen uns als Sängergruppe auf, und die Gesangvereine verteilen sich auf die neun übriggebliebenen Sängergruppen, wie das dann abläuft, ist Sache des Sängerkreises Erlangen-Forchheim. Allerdings wäre ich darüber sehr traurig.

Wie ist denn die Lage der Chöre in Ihrer Sängergruppe?

Alles andere als rosig. Es gibt zwar positive Beispiele wie den Liederverein Forchheim, der durch seine Projekte immer wieder stimmlichen Zuwachs bekommt. Insgesamt ist die Zahl der Sängerinnen und Sänger aber rückläufig. Manche Gesangvereine wie der Männergesangverein Burk proben noch, treten aber nicht mehr auf. Andere wie der Liederkranz Eggolsheim sind schon seit Jahren nicht mehr aktiv. Und beim Gesangverein Pautzfeld, der seit sieben Jahren nicht mehr probt, steht am 29. Januar eine entscheidende Mitgliederversammlung an. Wichtigster Punkt: die geplante Auflösung.

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