Alte Konstruktion wird im September abgerissen

Bauarbeiten an Forchheimer Piastenbrücke haben begonnen: Aus grauem Beton wird roter Stahl

5.7.2021, 19:00 Uhr
Bauarbeiten an Forchheimer Piastenbrücke haben begonnen: Aus grauem Beton wird roter Stahl

© Foto: Jana Schneeberg

Viele Forchheimer und auch viele, die täglich mit dem Auto durch die Stadt müssen, würden aktuell gern am Rad der Zeit drehen. So ungefähr eineinhalb Jahre nach vorn. Denn so lange dauert es in etwa, bis die Bauarbeiten an der Piastenbrücke abgeschlossen sind.

Da aber jeder weiß, dass die Zeit sich nicht manipulieren lässt, heißt es nun erst einmal Augen zu und durch. Oder eben nicht mehr durch, stattdessen in weitem Bogen drumherum. Seit gestern ist die Piastenbrücke und damit eine der wichtigen Ost-West-Achsen der Stadt gesperrt. Der Verkehr kann im Stadtgebiet die Gleise nur über die Eisenbahnbrücke queren – mit allen vorhersehbaren Verkehrsbehinderungen.

Damit rechnet auch Bettina Tanner, die in der Dechant-Reuder-Straße in unmittelbarer Nähe zur neuen Großbaustelle lebt. "Lärm und Einschränkungen" erwartet sie während der nächsten Monate. Ihr Sohn wohne im Osten der Stadt. Wenn sie ihn besuchen fährt, ist es über die Piastenbrücke und die Annaschule eigentlich eine kurze Strecke. Nun aber muss sie wie alle anderen außen herum über die Eisenbahnbrücke und die Bayreuther Straße. Das dauert nicht nur länger, sondern wird wohl auch deutlich voller. "Da müssen alle noch ein wenig länger im Homeoffice bleiben, damit nicht zu viel Stau entsteht", sagt sie mit einem Augenzwinkern.

Erste Auswirkungen der neuen Verkehrssituation hat sie gleich am Montag vor ihrer eigenen Haustür bemerkt. So mancher versuchte über die Dechant-Reuder-Straße die Sperrung der Brücke zu umgehen und parallel zur Adenauerallee in Richtung Süden zu kommen. "Das geht aber nicht, beim Gartenamt ist Sackgasse und in Richtung Netto Einbahnstraße", erklärt sie. Ihr Wunsch: ein Schild für Ortsunkundige direkt an der Absperrung zur Brücke.

Ein klein wenig Positives kann sie der Sache dennoch abgewinnen: Eine Baustelle vor der Haustür mit so einigen Baggern, Kränen und anderen großen Gerätschaften wird ihren zwei Tageskindern wohl gut gefallen. Schon am ersten Tag der Sperrung stand die Tagesmutter mit ihren beiden Schützlingen am Gartenzaun und beobachtete, was sich auf der anderen Seite der Straße abspielte.

Dort starteten gleich am Morgen die Vorarbeiten. Nachdem zuallererst die Brücke aus beiden Richtungen für den Verkehr gesperrt worden war, folgte die Abgrenzung des Gehweges in nördlicher Richtung. Denn anders als Autos, Lkw und Co. dürfen Fußgänger und (schiebende) Radfahrer die Brücke noch überqueren. Auch Rettungsfahrzeuge dürfen laut Bahn hier noch entlang fahren. Und auch wenn dies nicht mehr möglich ist, gibt es eine Lösung, um im Stau feststeckende Rettungsfahrzeuge zu verhindern. Der Gehweg bleibt so lange offen, bis die neue Behelfsbrücke angeschlossen wurde.

An der entsprechenden Konstruktion wird parallel zum Abriss gearbeitet. "Die offizielle Abnahme der Behelfsbrücke soll am 10. August erfolgen", erklärt Sebastian Bruckmeier, der für die Firma Josef Rädlinger Ingenieurbau der Bauleiter vor Ort ist. Wo die neue Fußgängerbrücke entlang führt, lässt sich schon jetzt erahnen. Mehrere, auf Betonfundamente montierte Holzpfosten markieren den Verlauf. Über die Schienen kommen die Fußgänger dann über die Holz-Stahl-Konstruktion, die bereits im März eingehoben wurde.

Auch auf der Piastenbrücke selbst geht es gleich nach Beginn der Bauarbeiten voll zur Sache. Nachdem gestern die ersten Markierungen weichen mussten, soll im Laufe der Woche die Fahrbahn abgefräst werden. Danach ist der Gehweg in südlicher Richtung, im Fachjargon: Brückenkappe, an der Reihe. Der wird komplett abgerissen. Damit beim Abriss nichts nach unten kracht, wurde eine Holzkonstruktion als Absturzsicherung unterhalb des Zauns angebracht.

Spannend wird es Ende August, Anfang September: Dann geht es der Brücke an den Kragen, oder an den Beton. Insgesamt werden die drei mittleren Abschnitte der Brücke inklusive Betonpfosten abgerissen. Pro Abschnitt fallen 22 Meter Brückenkonstruktion, insgesamt wird die Piastenbrücke damit auf 66 Metern Länge erneuert. Vom 3. bis 14. September habe die Bahn für den Abriss eine Sperrpause eingeplant. In dieser Zeit wird rund um die Uhr gearbeitet, um so viel wie möglich zu schaffen. Auch fünf neue Weichen entlang der Strecke entstehen dann.

Etwas mehr als ein halbes Jahr lang wird die Brücke dann ohne ihr Mittelteil stehen – und für Fußgänger und Bahnreisende wohl ungewohnte Ansichten ermöglichen. Derweil entsteht auf dem großen Areal an der Dechant-Reuder-Straße, wo einst das frühere Wohnheim des ASB stand, die neue Brücke. Nicht aus Beton, sondern aus Stahl wird sie direkt vor Ort zusammengesetzt.

"Die neue Brücke wird ganz anders aussehen", erklärt Sven Werner, der für die Baufirma Josef Rädlinger als Polier auf der Baustelle arbeitet. Während die alte Piastenbrücke auf Betonpfosten steht, ist die zukünftige ein Stahlbauwerk mit rotem Rundbogen. Die Betonpfosten, die im Spätsommer abgebrochen werden, wird es demzufolge in Zukunft nicht mehr brauchen. Die rote Bogenbrücke verändert somit das Stadtbild.

Vom 8. bis 15. April 20022 soll die Stahlkonstruktion nach heutigem Stand der Planungen eingehoben werden. Mit einem der größten Raupenkräne, die es derzeit in Deutschland gebe, blickt Polier Sven Werner in die Zukunft. Danach folgen weitere Arbeiten wie Fahrbahn, Gehwege und Abdichtung. Mit einem Auftragsvolumen von neun Millionen Euro ein Großprojekt für Forchheim, das laut Plan der Bahn Ende November 2022 fertig gestellt werden soll.

Bauarbeiten an Forchheimer Piastenbrücke haben begonnen: Aus grauem Beton wird roter Stahl

© Foto: Jana Schneeberg

Parallel dazu haben im Norden des Landkreises am gestrigen Montag die Arbeiten an einer weiteren Brücke begonnen. Auch diese hängen mit dem Ausbau der Bahnlinie zusammen. Dabei handelt es sich um die Bahnüberführung der Kreisstraße FO 4 in Richtung Eggolsheim. Am Kreisverkehr Neuses ist die Straße nach Eggolsheim komplett gesperrt. Derzeit wird der östliche Teil teilweise zurück gebaut und erneuert. Im weiteren Verlauf werden bis November der Straßenbelag, Schutzplanken und Kappen, sprich Gehwege, erneuert, teilt die Bahn mit. Im Osten der Brücke soll zudem ein Durchlass für Radfahrer entstehen.

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