Interview 

Das Bier der Klosterbrauerei: Aus Weißenohe ins ganze Land

25.5.2021, 11:44 Uhr
Das Bier der Klosterbrauerei: Aus Weißenohe ins ganze Land

© Foto: Berny Meyer

Was verbinden Sie mit Weißenohe?

Urban Winkler: Das ist der Wohnort meiner Familie, wir sind seit 1827 hier ansässig. Das ist meine Heimat, mit der man sehr verzahnt ist. An den Brauer werden in einem Ort natürlich auch gewisse Erwartungen gestellt. Zum Beispiel, unsere historischen Bauten im Ort in Ordnung zu halten . . .

Gutes Stichwort: Im Gegensatz zu manchen Brauerkollegen, die ein neues Sudhaus "auf die grüne Wiese" in ein Gewerbegebiet gebaut haben, arbeiten Sie in alten Gemäuern mitten im Dorf. Was ist das für ein Gefühl für Sie, quasi das Ortszentrum zu sein?

Urban Winkler: Das hat nicht nur Vorteile. Uns gehört zum Beispiel der Klosterhof bis vor die Kirchentür und die Leute müssen bei uns durch, wenn sie zur Kirche wollen. Die Dorfbewohner betrachten den Betriebshof deswegen als öffentlichen Bereich. Das sieht auch die Polizei inzwischen so, was Auswirkungen auf die Arbeit hier hat. Wir dürfen zum Beispiel einen Lehrling, der (noch) keinen Autoführerschein hat, mit dem Gabelstapler nicht über unseren Hof fahren lassen. Wenn das ein privater Betriebshof ohne öffentlichen Charakter wäre, ginge das schon. Außerdem stehen wir konstant im Fokus der Aufmerksamkeit, deswegen achten wir darauf, dass der Hof möglichst immer aufgeräumt ist.

Das Bier der Klosterbrauerei: Aus Weißenohe ins ganze Land

© Archivbild: Werner Wiedemann

Welche Rolle spielen die Brauerei-Gaststätte und der Biergarten für die Ortschaft?

Urban Winkler: Eines vorweg: Die Brauerei wird von mir geführt. Seit einer Firmentrennung im Jahr 2003 untersteht die Gastronomie komplett meinem Bruder. Den Biergarten betreibt er selbst, das Gasthaus ist an Dritte verpachtet. Vor Corona haben die beiden Wirtsfamilien sich die Aufgaben gut aufgeteilt: Der Biergarten hat sich mehr um Wanderer und Touristen gekümmert, während die Gastwirtschaft mehr für die Einheimischen da war. Das fängt beim Stammtisch an und geht bis zum Kaffeetrinken nach einer Beerdigung. Jetzt helfen die Weißenoher den Wirten, wo es geht, und holen zum Beispiel treu Essen "to go" von der Gaststätte.

Und wie schaut es mit dem 5-Seidla-Steig aus? Fluch oder Segen für Weißenohe?

Urban Winkler: Das ist mitunter schwierig, zum Beispiel wenn wir hereinbrechende Massen von Alkoholtouristen haben. Die kommen zum Teil schon "vorgeglüht" mit der Bahn hier an. An dem Thema ist der 5-Seidla-Steig aber dran: Es sind zum Beispiel Verhaltensregeln für die Besucher aufgestellt worden. Stark alkoholisierte Gruppen oder etwa Junggesellenabschiede werden von den Gaststätten standardmäßig abgewiesen. Auch wenn das jetzt traurig klingt: Es ist mitunter eine Schande, wie die Leute sich auf dem 5-Seidla-Steig benehmen.


Flucht der Städter nach Weißenohe: Ein Dorf wird überfahren.


Dennoch sind es die Klosterbrauerei und ihr Bier, die den Namen Weißenohe weit über die Region hinaus bekannt machen . . .

Urban Winkler: Ja, das macht mich stolz. Es ist heute so, dass der Name der Klosterbrauerei für die Weißenoher ein Identifikationsmerkmal geworden ist. Die Leute sind stolz darauf sagen zu können: "Ich bin aus Weißenohe, da wo das gute Bier herkommt." Und das ist schon wichtig für uns, dass die Leute aus dem Dorf hinter uns stehen.

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