Die Fränkische Schweiz sucht waschechte Ranger

7.5.2019, 12:00 Uhr
Dieser Ranger hat einen Wald im Nationalpark Eifel im Blick. Fester Arbeitsort für die hiesigen Naturwächter soll in Muggendorf sein.

© Oliver Berg Dieser Ranger hat einen Wald im Nationalpark Eifel im Blick. Fester Arbeitsort für die hiesigen Naturwächter soll in Muggendorf sein.

„Naturoffensive Bayern“, nennt sich die Initiative der bayerischen Staatsregierung, die im Herbst vergangenen Jahres beschlossen wurde. Ziel des Projektes mit einem Gesamtvolumen von insgesamt 120 Millionen Euro ist, es Lebensräume, Artenschutz und Naturerlebnis zu fördern. Im Zentrum steht dabei eine deutliche Stärkung der Naturparks durch Ranger und neue Naturpark-Infozentren.

Maximal vier Ranger pro Naturpark sieht die bayerische Staatsregierung vor, je größer der Naturpark, desto mehr Ranger dürfen dort eingestellt werden. Der Naturpark Fränkische Schweiz-Frankenjura, drittgrößter seiner Art in Bayern, schöpft dies voll aus und sucht momentan vier Ranger für sein Gebiet, das acht Landkreise (Bayreuth, Forchheim, Bamberg, Lichtenfels, Kulmbach, Nürnberger Land, Amberg-Sulzbach und Neustadt/Waldnaab) in drei Regierungsbezirken umfasst. Das Areal umspannt sich vom Nordwesten in Lichtenfels bis in den Südosten nach Sulzbach-Rosenberg.

Hauptquartier in Muggendorf

Fester Arbeitsort soll in Muggendorf sein, dort wird, gleich neben dem Infozentrum am Bahnhof, die Wohnung des früheren Bahnhofwärters umgebaut, „damit alle vier Ranger dort unterkommen“, erzählt Christoph Hurnik, stellvertretender Geschäftsführer des Naturparks Fränkische Schweiz-Frankenjura.

Die Ranger werden sich dann das große Areal örtlich aufteilen: ein Ranger wird den nördlichen Bereich rund um Lichtenfels, Kulmbach und Bamberg betreuen, einer im Süden (Nürnberger Land, Amberg-Sulzbach und Neustadt/Waldnaab) seinen Dienst tun. Zwei Ranger werden im Zentrum des Naturparks im Kreis Forchheim und Bayreuth eingesetzt werden.

Teil der Naturoffensive Bayern ist auch die Schaffung von einem „Natur-Infozentren“ in jedem einzelnen Naturpark. Im Naturpark Fränkische Schweiz-Frankenjura soll dieses Zentrum in Pottenstein entstehen, „die alte Mager-Scheune ist dort als Zentrum angedacht“, erzählt Hurnik. Zur Realisierung soll ein Architekten-Wettbewerb ausgeschrieben werden.

Bereits jetzt arbeiten rund 500 Ranger in Deutschland, auch wenn sie oftmals die Berufsbezeichnung Naturwächter, Parkaufseher oder Schutzgebietsbetreuer genannt werden. Doch ihre Aufgaben sind breiter gefächert als es die typisch deutschen Berufsbezeichnungen vermuten lassen. Momentan arbeiten sie noch weitgehend im toten Winkel der Öffentlichkeit, doch das soll sich ändern.

Ein Bild von einem Vorbereitungslehrgang zur Ranger-Ausbildung im Nationalpark Hunsrück-Hochwald bei Deuselbach (Rheinland-Pfalz). Auch in der Fränkischen Schweiz soll es künftig Ranger geben.

Ein Bild von einem Vorbereitungslehrgang zur Ranger-Ausbildung im Nationalpark Hunsrück-Hochwald bei Deuselbach (Rheinland-Pfalz). Auch in der Fränkischen Schweiz soll es künftig Ranger geben. © Thomas Frey

Harry Yount war der weltweit erste Ranger, der im Jahr 1880 seine Arbeit im Yellowstone Nationalpark aufnahm. Der Park im US-Bundesstaat Wyoming ist der älteste Naturpark der Welt. Er wurde 1872 gegründet und ist neben der atemberaubenden Landschaften auch bekannt für seine Wildtiere wie Bisons, Grizzlybären und Wölfe. Bis in Deutschland die ersten hauptamtlichen Schutzgebietsbetreuer, in erster Linie als Vogelwarte, ihre Arbeit aufnahmen, war es Anfang des 20. Jahrhunderts.
„Mittler zwischen Mensch und Natur“ sollen die neuen Ranger sein, so lautet das offizielle Motto der bayerischen Staatsregierung. Anders ausgedrückt: Der Mensch schützt nur das, was er auch kennt.

Deswegen wird ein Arbeitsschwerpunkt der Naturhüter darin liegen, den Besuchern die schützenswerten Schönheiten der Fränkischen näher zu bringen. Etwa mit Führungen und Vorträgen, vom Kindergartenkind bis hin zum Erwachsenen. Kinder und Jugendliche werden als „Junior-Ranger“ angesprochen, sie können regelmäßig mit dem Ranger unterwegs sein, basteln oder zum Beispiel ein Weiden-Tipi bauen. Die „Frühförderung“ in puncto Natur stellt dabei einen wichtigen Aspekt dar. Die Kinder sollen verinnerlichen: „Die Natur ist was wert, da geh ich gerne hin“, sagt Christoph Hurnik.

„Unsere Ranger sind die Gesichter des Naturparks“ meint Hurnik, doch sollen die Ranger nicht als „Sheriffs“ in den Wäldern unterwegs sein, sondern „die Ranger sollen ein positives Image haben“, immer ansprechbar sein, auf Menschen zugehen, Fragen beantworten können und Aufklärungsarbeit leisten.

Natur statt Schreibtisch

Einen Schreibtischjob darf man als Ranger nicht erwarten, vielmehr muss man schnee-, sturm- und wetterfest sein. In der Stellenausschreibung liest sich das so: „Besondere körperliche Belastbarkeit bei jedem Wetter und in jedem Gelände.“

Bleibt noch die Kleiderfrage: Khaki-Hemd und beige Jeans? „Bayernweit ähnliche Kleidung“ soll es geben, sagt Hurnik, „um die Ranger eindeutig zu erkennen“. Die Farben werden dabei vorgegeben, „zwischen braun und einem Ton in dunkelgrün“. Und der typische Hut? Eine „Kopfbedeckung ist wahrscheinlich“, so Hurnik. Den Filzhut mit Gamsbart, wie im Voralpenland, könne man jedoch ausschließen.

Noch bis 19. Mai können sich Interessierte, die im Idealfall ein abgeschlossenes Hochschulstudium (etwa in Biologie, Landschaftsökologie, Geographie oder Forstwirtschaft) haben, bewerben. Rund 50 Bewerbungen, so Hurnik, seien bis dato eingegangen. Dem Tenor in vielen Bewerbungsschreiben kann er sich anschließen: „Als Ranger können Sie was Sinnvolles machen und vor Ort was bewegen.“

 

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