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Dorfleben in Wiesenthau: "Hier trifft man sich und ratscht"

9.6.2021, 10:59 Uhr
Bei Diana Schmalz im Dorflädle gibt es fast alles, was man so für den täglichen Bedarf benötigt. Auch Gestricktes und Schmuck hat sie im Angebot.

Bei Diana Schmalz im Dorflädle gibt es fast alles, was man so für den täglichen Bedarf benötigt. Auch Gestricktes und Schmuck hat sie im Angebot.

Wo sich heute das Dorflädle in Wiesenthau befindet, war früher schon einmal ein Dorfladen, wie dieses Bild aus den 1930er Jahren zeigt.

Wo sich heute das Dorflädle in Wiesenthau befindet, war früher schon einmal ein Dorfladen, wie dieses Bild aus den 1930er Jahren zeigt. © Lea-Verena Meingast

"Wir sind ein Dorf und bleiben ein Dorf", sagt Diana Schmalz, Inhaberin des Dorflädle, der sich in der Hauptstraße befindet. Genau das liebt sie auch: "Die Stadt, anonym und trist, das wäre nichts für mich. Ich bin einfach ein Dorfmensch", erzählt sie lachend.

Seit acht Jahren hat sie ihren Laden an diesem Standort. "Vorher war ich weiter oben, gegenüber der Sparkasse." Für sie hat sich nun ein Kreis geschlossen: "Ganz früher gab es an diesem Standort hier schon einmal einen Dorfladen. Eine Dame hat bei sich im Keller ein altes Bild aus den 1930er Jahren gefunden und es mir gebracht. Das finde ich richtig schön, das sich die Tradition fortgesetzt hat."

Mit Herz und offenen Ohren und Zentrale für die Dorfneuigkeiten

"Ich bin die Zentrale für alles, auch die Dorfneuigkeiten", erzählt sie lachend. Manche sagten zu ihr: "Du bist ein Schatz." Natürlich freue sie, das zu hören: "Das erfüllt mich mit Herzenswärme. Die Leute suchen im Dorfladen jemanden mit Herz und offenen Ohren und ich versuche, das zu sein."

Auch wenn ihr Job sehr fordert: Allein die Öffnungszeiten umfassen neun Stunden am Tag, dazu kommen noch Vorbereitungen und Arbeit vor und nach Ladenschluss. Neu gibt es einen Abholservice für Bioware: "Die Leute bestellen beim Händler und können ihre Waren bei mir abholen."

Bäcker, Post und Waren des täglichen Bedarfs

Sie setzt auf ein breites Sortiment: Bäcker, Post, Waren des täglichen Bedarfs: "Eigentlich alles außer frisches Obst und Gemüse." Nur mit diesen Standbeinen kann das Dorflädle überleben. "Ich ergänze mich gut mit dem Metzger."

Seit 12 Jahren hat sie ihr Geschäft in Wiesenthau. Für die Liebe kam sie aus Coburg her. "Ich wurde gleich herzlich aufgenommen", erinnert sie sich - und ist schnell Teil der Dorfgemeinschaft geworden. "Ich bin eigentlich auf jedem Fest und freue mich immer, alle zu treffen."

"Ein Treff für Ältere fehlt in Wiesenthau"

Was fehlt Wiesenthau? "Eine Anlaufstelle für Ältere", sagt sie. Alle 14 Tage gab es einen Stricknachmittag bei ihr im Laden, bis Corona kam. "Da ist Halligalli los." Es wird Kaffee getrunken, gestrickt und gehäkelt. "Da trifft man sich und ratscht." Über Gott und die Welt. Die älteste Teilnehmerin sei 86 Jahre alt.


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"Der Stricktreff ist genau dadurch entstanden, weil ich mitbekommen habe, dass Ältere sich im Laden getroffen haben und sagten, ich hab dich ja ewig nicht gesehen."

Was den Ort noch schöner machen würde: "Ein bisschen mehr Farbe fürs Dorf, zum Beispiel durch mehr Blumen und Blumenkübelpatenschaften wäre eine schöne Sache."

Ein Traditionsbetrieb: Seit 1875 familiengeführte Gastronomie

Das Gasthaus Egelseer in der Hauptstraße in Wiesenthau. Archivfoto: Ralf Rödel

Das Gasthaus Egelseer in der Hauptstraße in Wiesenthau. Archivfoto: Ralf Rödel © Archivfoto: Ralf Rödel

Wenn die Außengastronomie nun wieder Fahrt aufnimmt, freuen sich Lydia Egelseer und ihr Mann Herbert. Die Inhaber des "Gasthaus Egelseer" hat die Corona-Pandemie getroffen. "Wenn bei uns endlich alles wieder voll ist, darauf freue ich mich", sagt Lydia Egelseer.

Schon seit 1875 gibt es den familiengeführten Gastronomiebetrieb in der Hauptstraße. Schäuferla, Schnitzel und Braten sind am beliebtesten. Sowohl Einheimische, als auch Touristen kommen gern her. Über der Theke stehen die Stammkrüge von Gästen, die Stammkunden und ihren persönlichen Krug hatten und inzwischen verstorben sind.

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Lydia Egelseer

Lydia Egelseer © Berny Meyer

Friseuse oder Schneiderin hätte sie als Jugendliche gerne gelernt. "Mein Vater hat damals im Gasthaus Hilfe gebraucht, da musste ich eben ran", erzählt sie. So war das damals einfach. "Erban musste ich halt", wie sie in schönstem Fränkisch sagt. Und das hat sie dann gemacht. "Ich bin in der Küche seit ich 17 Jahre alt bin. Aber ich hab auch immer noch a große Gaudi."

Die 63-Jährige ist in allen Vereinen in Wiesenthau vertreten und packt gerne mit an. "Ich bin einfach gern unter Leuten. Ich freue mich auch am meisten, wenn ich aus der Küche in die Stube gehe und mit allen ratschen kann", erzählt sie strahlend.


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"Ich mache den Job immer noch gerne, aber natürlich müssen wir irgendwann mal ans Aufhören denken", sagt sie. Ein Sohn hat Koch gelernt und ist dann Finanzbuchhalter geworden. "Wir hoffen einfach dass es mit dem Gasthaus weitergeht", sagt sie. Aber noch denkt sie nicht ans Aufhören: "Ich stehe immer noch jeden Tag gerne auf und freue mich auf meine Küche."

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