Tank- und Rastanlage

Eggolsheim gibt Kampf gegen Pläne an der Autobahn nicht auf

4.7.2021, 20:03 Uhr
Eggolsheim gibt Kampf gegen Pläne an der Autobahn nicht auf

© Archivfoto: Marquard Och

Schwarzmann blendete 15 Jahre zurück. Damals wurde auf heute versiegelten Flächen (Gewerbegebiet in der Büg, Lidl-Zentrallager und ICE-Ausbau) noch Landwirtschaft betrieben. Der Gemeinderat stand dem Ansinnen nach einer Tank- und Rastanlage durchaus positiv gegenüber, war sogar schon auf Besichtigungstour. Die größte Befürchtung einst: Einzug des "Rotlichtgewerbes".

Den von der Autobahndirektion 2018 vorgestellten Plan für das 24 Millionen Euro teure Projekt lehnte der Gemeinderat dann 2019 ab. Die Begründung, dass der Bau der Rastanlage mit dem im Jahr 2013 festgestellten Bedarf von zusätzlichen 11 000 Lkw-Parkplätzen bundesweit gerechtfertigt sei, verfing damals im Gemeinderat nicht.


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Stattdessen wurde dagegen gerechnet: Das Vorhaben verschlinge weitere 13 Hektar Ackerland, darunter biotopkartierte Flächen; dazu würden über sechs Hektar für Ausgleichsmaßnahmen benötigt. Ende 2019 waren alle Bundes- und Landtagsabgeordneten aus dem Wahlkreis in das Bemühen eingebunden, den Eingriff abzuwenden. Allerdings erfolglos.

Jüngst hat die Forchheimer Bundestagsabgeordnete der Grünen, Lisa Badum, eine Anfrage im Bundestag eingebracht, die das Anliegen de Dorfes unterstützt (wir berichteten). Tenor: Unter den deutlich spürbaren Auswirkungen des Klimawandels sei eine gründliche Überprüfung des Projekts und dessen Zukunftsfähigkeit notwendig.

Als "Rettungsanker" ist der Vorschlag aus der Verwaltung für eine "kleine" Lösung zu sehen, die neue Konzepte wie "Kompaktparken" aufgreift. Gemeint ist eine Erweiterung der bestehenden WC-Anlagen auf dem Parkplatz Regnitztal: "Vielleicht wären damit der Rieseneingriff in die Natur und eine zusätzliche Überführung nicht notwendig", hofft Bürgermeister Claus Schwarzmann. Obwohl das Planfeststellungsverfahren nahezu abgeschlossen ist.

Höhere Dämme

Trotz ausdrücklich bekräftigter strikter Ablehnung – insbesondere wegen des erheblichen Flächenverbrauchs – und der Zusicherung der Gemeinde, Initiativen aus der Bürgerschaft sowie politische Gruppierungen jederzeit zu unterstützen, hängt der Bau der Tank- und Rastanlage Regnitztal weiter wie ein Damoklesschwert über Eggolsheim. Beim Lärmschutz an der Autobahn von Forchheim bis Eggolsheim-Süd wurden höhere Dämme und weitere Lärmwandabschnitte erreicht, allerdings sei der Bau auf nach 2023 verschoben, gab der Bürgermeister bekannt. Zum Lärmschutz an der ICE-Ausbaustrecke hatte sich der Rat 2018 gegenüber der DB Netz AG zu einem Farbkonzept (von unten nach oben von Farngrün über Blassgrün bis Grauweiß) entschieden. Aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen ist das Konzept jedoch südlich von Eggolsheim nicht umgesetzt worden, so dass jetzt auch nördlich von Eggolsheim an den Außenpartien ein "naturnäheres" Grün zum Ausdruck kommen könnte – was Sprayern die Arbeit erschwere, wie es hieß.


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Den Reisenden selbst möchte Frederik Jung (Bürgerbund) gern mit dem Wappen und einer Grafik markanter Bauten einen Eindruck von Eggolsheim mitgeben. Zu den Bedenken von Martin Distler (Grüne) "Das könnte unser Geld kosten", merkte der Rathauschef an: "Die Planer der Bahn sind offener geworden; die Forchheimer haben ihre Wünsche doch auch durchgebracht." Die Abstimmung ging mit 18:1 für Grün aus.

Beileibe seien nicht alle Konflikte gelöst, machte Claus Schwarzmann in Bezug auf das Verkehrsproblem in Neuses durch Amazon deutlich. Immerhin habe der Global Player eine Lärmwand auf eigenem Gelände errichtet, nach Sperrung der öffentlichen Parkplätze stünden noch einige Lastzüge in der Gegend herum. Offen zeigte sich das Unternehmen für eine eigene Zufahrt, die den Kreisverkehr vor Neuses entlasten würde. Oberstes Ziel bleibe jedoch, dass der Autobahnzubringer Forchheim-Nord zur Hauptzufahrt für die Amazon-Brummer werde.

Ziele für die letzte Amtszeit

Mit dem Wegfall der großen Zufahrt "Fährstraße" könnte es mit dem Neubau eines Lidl-Markts mit Bäckerei und Getränkemarkt vorangehen. "Der Bauausschuss könnte sich das vorstellen", so Schwarzmann. Zu den vielen Nutzungsansprüchen im Bereich der Regnitzachse zählte er den Sand- und Kiesabbau der Firma Dormann, die Sand- und Kiesgrube von Reichold sowie die Firma Sand + Kies Roth, die in zwei Jahren von hier abziehen soll. Weiteres Entwicklungspotenzial bietet das Gewerbegebiet am Wertstoffhof. In der Büg sind bei 25 Hektar Gewerbegebiet 100 Hektar der Natur überlassen, das wünscht sich das Ratsgremium auch für die 13 Hektar große Vorbehaltsfläche für die Tank- und Rastanlage.


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Als Hauptaufgaben seiner letzten Amtszeit sieht Schwarzmann: Es sollen mehr Leute auf die Bahn gebracht werden. Es ist für dringend benötigten Wohnraum vor allem für Einheimische zu sorgen. Es müssen mit Corona-Lockerungen wieder Bürgerversammlungen stattfinden, damit es nicht wieder passieren könne, dass ein Vorhaben wie der Bürgerwindpark auf der "Langen Meile" im Zeitalter des Klimawandels vom "Gegenwind" ohne Abwägung der Fakten "ausgeblasen werden kann".

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