Erste virtuelle Bürgerversammlung in Neunkirchen kam gut an

3.12.2020, 17:37 Uhr
Erste virtuelle Bürgerversammlung in Neunkirchen kam gut an

© Foto: Pauline Lindner

Die Premiere der virtuellen Bürgerversammlung ist gelungen. Die Resonanz war deutlich größer als bei den herkömmlichen Terminen, sagte Bürgermeister Martin Walz (CSU) am Ende des gut zweistündigen Livestreams. Als Maximum waren 242 Endgeräte zugeschaltet; selbst um 21 Uhr noch 194.

Da wahrscheinlich ein größerer Teil der Geräte von mehreren Personen zugleich benutzt wurde, geht er davon aus, dass er auf diesem neuen Weg um die 500 Bürger erreicht hat. Seine Einschätzung wird durch die vielen Anfragen während des Livestreams bestätigt. Treten bei einer Live-Bürgerversammlung fünf, sechs und selten mehr Personen ans Mikrofon, um Fragen zu stellen, waren Geschäftsleiterin Gabriele Braun und auch Stefanie Geyer, die die Telefonverbindung hielt, voll ausgelastet, die eingehenden Mails und Chatbeiträge anzunehmen und bei ähnlicher Fragestellung zu bündeln.

Zuvor war technischer Aufbau nötig: Im Ratssaal waren drei Kameras installiert. Auf den Kontrollmonitoren konnten Livestream und Zuschaltungen verfolgt werden. Stellvertretender Bürgermeister Martin Mehl (CSU) überwachte zur Unterstützung des Frageteams die Technik. Er verfolgte das Geschehen im Raum und über sein Handy die Version am Endgerät. Nur eine Zeitverschiebung von etwa zehn bis 15 Sekunden war technisch unvermeidbar.

Mit Drohnenaufnahmen

Um 18.45 Uhr spielte der Bürgermeister den Vorspannfilm mit Blick über den Ort ab. Schon da waren Bürger an 40 Endgeräten dabei. Auch der Film stammt von Walz, der viele Sequenzen per Drohne aufgenommen hat. Die Zahl der Interessierten stieg stetig; um 18.56 Uhr waren schon 103 Geräte zugeschaltet.

Kaum war der Schlag der Kirchturmuhr verklungen, begann Walz mit der Begrüßung. Innerhalb weniger Minuten waren 200 Empfänger dabei. Walz betonte, dass reale Bürgerversammlungen, besonders in den Ortsteilen, sobald als möglich nachgeholt werden. Dies gilt vor allem für Rosenbach. Alle Fragen zur Verkehrsproblematik im Ort, die bei der Brückensperrung in Uttenreuth zutage traten, will er dort ausführlich mit den Bürgern diskutieren.

2020 geprägt von Wahlkampf und Corona

Werden sonst die wichtigsten Daten der Kommune an die Wand projiziert, blendete sie Walz nun bei seinem Jahresrückblick ein. "Fast alles zum Jahr: Wahlkampf und Corona", kommentierte er die zwangsläufig knappen Bilder von Ereignissen im Ort. Abstand prägte das Priesterjubiläum des Ortspfarrers, das Feuerwehrjubiläum schrumpfte auf einen kleinen Umzug zu Neujahr. Das 20-jährige Bestehen des Felix-Müller-Museums war gar nur ein Merkpunkt im Kalender. Im Oktober stellte Neunkirchen kurzzeitig die Hälfte aller Infizierten im Landkreis.

Die Pandemie hat Auswirkungen auf die Gemeindefinanzen. Schon zur Haushaltsberatung im Frühjahr wurden die Gewerbesteuereinnahmen um eine Million Euro auf zwei Millionen nach unten korrigiert. "Diese Summe werden wir erreichen, aber nicht bei der Einkommensteuer", erläuterte Walz, wo 6,7 Millionen Euro angesetzt sind.

Die Gemeinde Neunkirchen beschäftigt 78 Personen oder 57,76 Vollzeitäquivalente. In der Verwaltung sind 35 Menschen tätig. Da war es eine große Erleichterung, dass im Ostflügel des Raiba-Gebäudes schon die sogenannte Notarswohnung saniert wurde, so dass mit Beginn der Pandemie die Verwaltungsplätze entzerrt werden konnten, so Walz.

Dank an Ehrenamtliche

Besonders dankte er den Ehrenamtlichen bei den Feuerwehren für ihre 65 Einsätze und der Marktbücherei. Fast 100 000 Ausleihen: "das heißt 100 000 Medien hin- und herschleppen." Zudem dankte er den Helfern beim Freibadbetrieb. "Wir waren das Freibad mit den unkompliziertesten Bedingungen", sagte Walz zum Corona-Sommer. Anstelle von gezählten Besuchern – er schätzt um die 20 000 – nahm er die Eintrittsgelder zum Vergleich. 2019 erzielte Neunkirchen 33 700 Euro; heuer waren es "nur" 21 700 Euro.

Beim Punkt "Ausblick" nahm Walz die StUB in den Fokus. "Wenn es einen Ostast gibt, muss Neunkirchen angeschlossen sein. Eine Bahnverbindung nur bis Uttenreuth ist für uns inakzeptabel."

Ein Bürger fragte nach konkreten Plänen der Digitalisierung der Verwaltung. Neunkirchen hat nach Walz einen neuen Technikbetreuer und alle Arbeitsplätze sind gut ausgestattet. Als Beweis führte er an: "Wir machen gerade eine virtuelle Bürgerversammlung." Trotzdem weiß er, dass nicht alle Abläufe zu digitalisieren sind: "Wenn, haben die internen Prozesse Vorrang, ehe es nach außen gegeben wird." Nur so käme es zu einer Entlastung beim Bürger wie in der Verwaltung.

Der Livestream der Bürgerversammlung kann noch über die Homepage der Kommune angeklickt werden. Falls nötig, will Walz dort weitere Bürgeranfragen beantworten.

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