120 km/h nachts: Auf der A73 gibt es bald ein Tempolimit

4.11.2019, 14:38 Uhr
120 km/h nachts: Auf der A73 gibt es bald ein Tempolimit

© Athina Tsimplostefanaki

Das Tempolimit kommt. Ab Anfang Dezember sollen die Autos auf der A73 zwischen Forchheim Nord und Forchheim-Süd (und umgekehrt), zwischen 22 und sechs Uhr nur noch 120 Stundenkilometer fahren dürfen. Die Geschwindigkeitsreduzierung wird erst einmal testweise auf ein Jahr begrenzt — mit einem anschließendem, dreimonatigen Auswertungszeitraum. Zudem soll von der Polizei kontrolliert werden, ob sich auch an das Tempolimit gehalten wird, so das Versprechen des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann (CSU), der sich am Donnerstag in Forchheim ein persönliches Bild von der Lage machte.

Bei einem von Udo Schönfelder (CSU) angestoßenen Ortstermin sprach der Minister von einer "Herausforderung", die "richtige Balance zu finden", zwischen "mobil sein" und "ruhig wohnen": "Jetzt war es erst einmal wichtig, eine vernünftige, vertretbare und auch wirklich hilfreiche Lösung für Forchheim zu finden", so Herrmann.


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Insgesamt wurden in den Jahren zwischen 2015 bis 2018 43 Millionen Euro in und an der Autobahn verbaut, alleine 15 Millionen Euro sind in den Lärmschutz geflossen.

Doch die Anwohner beklagten sich trotz Flüsterasphalts und neuer Schutzwände über eine "erhebliche" Zunahme des Lärms im Bereich "unmittelbar östlich der Autobahn aber auch in Burk, Forchheim-West und Buckenhofen", wie Udo Schönfelder in einem Schreiben im August an den bayerischen Innenminister anmerkte (wir berichteten).

Seit Monaten treibt das Thema "Geschwindkeitsbeschränkung" an der A73 die Bevölkerung und Politiker um. So sprach sich Forchheims Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) ebenso für ein Tempolimit aus wie auch MdL Sebastian Körber (FDP), der kurz vor dem Ministerbesuch in einem Schreiben "die Staatsregierung auffordert, Ihre Haltung zum Wohl Forchheims und seiner Bürgerinnen und Bürger klar zu kommunizieren und auch mal Taten folgen zu lassen". Die Anwohner plädierten für ein Tempolimit, wie es während der Bauphase bestanden hatte. Gerade die Lärmspitzen in der Nacht, etwa wenn Motorräder so richtig aufdrehen, seien extrem, klagten Bewohner der Regnitzstraße.

Von einer Ungleichbehandlung zwischen Oberfranken und Mittelfranken war lange Zeit die Rede, gilt doch bereits wenige Kilometer gen Süden, im mittelfränkischen Baiersdorf, eine Geschwindigkeitsbeschränkung. Die Tempolimits in den mittelfränkischen Nachbarstädten wie in der Heinleinkurve bei Baiersdorf bestünden aufgrund der Verkehrssicherheit, informierte vor wenigen Wochen die Autobahndirektion Nordbayern auf Nachfrage der NN. Herrmann verwies beim Ortstermin unter anderem darauf, dass es etwa in Erlangen-Eltersdorf eine Geschwindigkeitsbegrenzung gebe, jedoch im Gegenzug keine Lärmschutzwand vorhanden sei.

Schönfelder zeigte sich sehr zufrieden mit der Maßnahme, die der Minister in Aussicht stellte: "Ich würde mich selbstverständlich freuen, wenn aus der Testphase eine ständige Einrichtung wird. Aber es war für mich überraschend und erfreulich, dass etwas Konkretes dabei herausgekommen ist."

Roland Betz hingegen hält das Tempolimit für einen "faulen Kompromiss": "Es ist zwar einen Versuch wert, aber das Problem besteht nicht nur in der Nacht. " Betz hat ein Grundstück am Weingartsteig und lebt in Buckenhofen, ist direkt betroffen: "Da ist die Belastung enorm, je höher man kommt. Man denkt, die Autobahn läuft direkt am Grundstück vorbei, obwohl man zwei, drei Kilometer weg ist." Für Michael Hebendanz, einem Anwohner am Schießanger, ist "es ein erster Schritt in die richtige Richtung. Man muss sehen, wie sich die Autofahrer individuell daran halten".

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