Großer Ostereier-Markt in Forchheims Kaiserpfalz

9.4.2017, 13:25 Uhr
Großer Ostereier-Markt in Forchheims Kaiserpfalz

© Udo Güldner

Völlig in die Malerei versunken sitzt Gabriele Zill-Baumann (63) in einer Ecke. Strich für Strich taucht aus den Aquarellfarben eine blumige Szene auf. "Ich komme ursprünglich vom Bild. Die Bemalung der Eier kam eher durch Zufall, ist aber sehr erfolgreich." Die Erzieherin, die als Rentnerin in Kist bei Würzburg lebt, freut sich über "den tollen Malgrund, der viel schöner ist als Papier." Doch zuerst muss sie die nur durch ein Loch ausgepumpten Eier reinigen und mit Ochsengalle entfetten.

Dann grundiert und marmoriert sie die Hohlkörper. Weil aus diesen normalerweise Tiere schlüpfen, hat Gabriele Zill-Baumann auf ein Gänseei auch eine Gänsemutter gemalt. Küchenschellen und Kapuzinerkresse ranken sich um die Wölbung. "Dabei muss man auf die Perspektive achten, schließlich gibt es eine runde Leinwand." Dank der Hilfe der Würzburger Künstlerin Renate Jung gelingt ihr das im Handumdrehen. Selbst bei den rotbraunen Eiern des aus Frankreich stammenden Marans-Huhns. Nach der Aquarellierung folgt eine schützende Lackschicht. "Mir liegt das Flotte und Schwungvolle, deshalb begeistert mich Aquarell mehr als Öl." Die Inspiration findet die Malerin in der Natur, beim Urlaub auf dem Bauernhof und bei ihren Haustieren. "Die haben auch schon Modell gestanden." Nur kopieren kann sich Gabriele Zill-Baumann nicht. "Die Farben sind individuell gemischt. Es sind alles Einzelstücke."

Bemalte Schneckenhäuser

Einige Meter weiter kann man kunstvoll bemalte Schneckenhäuser von der Schwäbischen Alb bewundern oder über die Ei-Variationen staunen, aus denen die Künstler mit viel Geschick ihre Kleinode zaubern. Seien es dunkle Emu-Eier aus Australien, ungewöhnlich langgezogene Gänseeier mit Doppeldotter aus Ungarn oder winzige Wachteleier aus Frankreich. Auch österliche Zinnfiguren, Schmuck, den man zu jeder Jahreszeit tragen kann, und "beschlagene Eier" ziehen die Blicke auf sich.

Vize-Museumsleitein Christina König lässt sich von den Rainer Berger (55) aus Lingenfeld bei Speyer ins nördliche Rumänien und die Ukraine entführen. Dahin, wo die Kulturlandschaft der Bukowina Großes hervorgebracht hat. Aus dem "Buchenland" stammten Dichter wie Paul Celan und Rose Ausländer oder Regisseure wie Otto Preminger.

Weil die Künstlerin Nicoleta Berger (40) auf einem anderen Kunsthandwerkermarkt unterwegs ist, hilft Klaus-Jürgen Berger (60) am Stand aus. Beide erklären den Besuchern, wie die junge Nicoleta Olexiuc die traditionelle Fertigkeit gelernt hat, die in den Familien weitergegeben wird. Mit Wachs- und Wachsbatik-Technik verschönert einfarbige Hohlkörper, deren Inhalt sie nicht selbst isst. "Die Eier bekommen wir bereits entleert."

Aber nur Enten-, Gänse- oder Straußeneier, denn "Hühnereier sind zu zerbrechlich." Mühsame Handarbeit, die ohne Schablonen auskommt. Mit Gänse- oder Hühnerfedern trägt man flüssiges Bienenwachs auf und taucht danach die Eier in Farbe. "Wo das Wachs ist, nimmt die Oberfläche keine Farbe an." So entstehen religiöse Symbole wie ein blutrotes Kreuz, das die Kreuzigung Jesu versinnbildlicht oder ein Ornament, das ein Leben nach dem Tod andeutet. Christlich-orthodoxe Motive, die spielerisch und ausdruckstark wirken. Schließlich wird mit Schiffslack die empfindliche Bemalung vor Feuchtigkeit geschützt und der millimeterdünnen Schale Festigkeit verliehen. "Kein Ei ist wie das andere." Der Rundgang endet bei Reis gefüllten Stoffhühnern, die das Treiben auf dem Eier-Markt beobachten.

Bis zum 23. April 2017 dreht sich in der Kaiserpfalz täglich von 9.30 bis 18 Uhr alles um Ostern. Der Ostereier-Markt ist am Sonntag und vom 15. bis 17. April zu sehen. Der Eintritt kostet zwei Euro.

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