In Corona-Zeiten: Trimm-Dich-Pfade wieder sehr gefragt

22.3.2020, 16:11 Uhr
In Corona-Zeiten: Trimm-Dich-Pfade wieder sehr gefragt

© Foto: Outgym

Allein schon der Begriff "Trimm dich" kommt ein bisschen angestaubt daher. Wie haben Sie den Zugang zum Thema gefunden, Herr Meindl?

Michael Meindl: Soweit ich mich erinnern kann, habe ich im Kindergartenalter meine ältere Schwester oft nach Höchstadt begleitet. Sie hat sich in einem Geräte-Parcours im Wald fit gehalten, war aber nie in einem Verein. Nachdem ich mich später in der Jugend mehr oder weniger erfolgreich beim Fußball in Wimmelbach und beim Schach in Forchheim versucht habe, wollte ich nach fast zehn Jahren nochmal zu unserem früheren Pfad zurück. Als ich ihn nicht mehr finden konnte, habe ich mich in die Geschichte vertieft.

Inwiefern?

Meindl: Über die Recherche im Internet kam ich in Kontakt mit dem DOSB (dem Deutschen Olympischen Sportbund, Dachorganisation für mehr als 80 organisierte Wettkampf-Sportarten mit knapp 24 Millionen Mitgliedern; d.Red.) und habe auf einem eigenen Internet-Portal begonnen, Standorte in eine Karte einzutragen. Inzwischen sind über 1000 Sportstätten verzeichnet. Das war anfangs alles mehr ein Hobby.

Aus dem schließlich eine Geschäftsidee reifte. Wo hat es Klick gemacht?

Meindl: Die Entwicklung verlief über einen Zeitraum von etwa drei Jahren mehr oder weniger spontan. Weil ich mich für das Thema interessiert habe, wurde ich von der einen oder anderen Gemeinde angesprochen, ob ich bei der Beschilderung eines alten Pfads helfen will. Das hat in der 2013 gegründeten Firma ganz klein angefangen mit der Vermittlung eines Grafikers, der frische Illustrationen gestaltet hat. Es lag ja nah, dass die Kontakte dann in den Gerätehandel und Vertrieb führten, bis wir noch den Schritt in die Planung beziehungsweise Renovierung ganzer Anlagen und die Konstruktion eigener Geräte gemacht haben. Als gelernter Maschinenbautechniker konnte ich mich gut einbringen.

"Holz-Ambiente hat besonderen Charme"

Der Trend zu mehr Körper- und Gesundheitsbewusstsein macht seit einigen Jahren die Runde, doch das Feld ist umkämpft. Wie stehen Sie zur Konkurrenz an Fitness-Studios?

Meindl: Unsere Kunden sind zu 85 Prozent öffentliche Träger wie Gemeinden, Schulen und Kindergärten, ein paar Vereine und Firmen kommen dazu. Deshalb ist es ein kleinerer Markt, den wir mit unseren vier Mitarbeitern aber in ganz Deutschland bedienen. Ich persönlich würde die Bewegung an der frischen Luft immer dem Fitness-Studio vorziehen, vor allem den auf Masse ausgelegten Großraum-Zentren. Wenn einer die direkte Beratung braucht und dafür kompetente Ansprechpartner vor Ort hat, kann ich das natürlich als Argument gelten lassen.

In Corona-Zeiten: Trimm-Dich-Pfade wieder sehr gefragt

Welche Projekte machen mehr Spaß: ein moderner Outdoor-Park oder ein klassischer Trimm-Dich-Pfad?

Meindl: Klar ist, dass es Unterschiede in den Bedürfnissen gibt und zur Stadt eben ein modernerer Parcours passt. Das spiegelt sich dann in Auswahl von Geräten und auch der verwendeten Materialien wieder. Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich mich für die nostalgische Variante entscheiden. Es ist schade um jeden Pfad, der dem Verfall preisgegeben wird. Das natürliche Holz-Ambiente hat für mich einen besonderen Charme.

Stichwort Nostalgie: Wie gut kennen Sie sich mit den alten Begriffen für die Stationen aus — zum Beispiel dem Froschsprung?

Meindl: Ursprünglich waren das drei in gewissen Abständen postierte Baumstämme, die mit langen Sprüngen ohne Zwischenschritt überwunden werden müssen. Die Hürden gibt es heute in verschiedenen abgewandelten Formen. Insgesamt gibt es 21 dieser Übungen, wobei Anordnung und Ausführung noch keinem sportwissenschaftlichen Konzept gefolgt sind. Heute können wir für jede Station definieren, welche Muskelgruppen angesprochen werden sollen. Das immer wieder umstrittene Dehnen steht nun vor dem Aufwärmen oder ganz am Schluss. Ansonsten darf die Pfade jeder für sich entdecken, der Leistungsgedanke spielt keine große Rolle.

Um das Corona-Virus kommt auch dieses Gespräch nicht herum. Wenn jetzt sportliche Aktivitäten nur noch entweder zu Hause oder allein im Freien erlaubt sind, müssten da nicht umso mehr Bewegungsfreunde auf den guten alten Pfad zurückfinden?

Meindl: Sicher entdecken ihn einige Leute aktuell neu. Das Jubiläum der Trimm-Dich-Bewegung hat bereits ordentlich Aufmerksamkeit erzeugt, seit fünf Tagen schnellen dazu die Besucherzugriffe auf die Standort-Karte in die Höhe. Bewegung tut gerade in dieser Situation gut.

Suche von Bewegungsparks in der Umgebung unter www.trimm-dich-pfad.com/

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