In Ketten: Forchheims Grüne wollen Paradeplatz-Linde retten

27.10.2020, 15:29 Uhr
Lisa Badum (FGL), angekettet an der Linde im Nordwesten des Paradeplatzes.

© privat Lisa Badum (FGL), angekettet an der Linde im Nordwesten des Paradeplatzes.

Der Baum soll, ebenso wie die etwas kleinere Linde daneben, im Zuge der Paradeplatz-Umgestaltung gefällt werden. Hintergrund: Bisher konnte die Feuerwehr die (Wohn-)Häuser hinter den beiden Linden über die Mitte des Paradeplatzes anfahren.

Im nächsten Jahr aber soll der Paradeplatz umgestaltet werden und Terrassenstufen in seinem Zentrum erhalten. Eine Anfahrt würde dann nur noch über die Hauptstraße möglich sein. 

Bei einem Ortstermin im Juli hatten Feuerwehr und Bauamt demonstriert, dass die zwei Linden die Zufahrt zu den Gebäuden im Einsatzfall stark behindern würden.

Dem widerspricht nun aber Emmerich Huber: „Das große Feuerwehrfahrzeug ist 2,50 Meter breit. Bei 6,10 Metern Abstand zwischen Häuserfront und Linde bleiben damit beidseitig 1,80 Meter Luft zum Durchfahren. Die Feuerwehrzufahrt ist gewährleistet.“ 

"Realitätsferne" Demonstration

Dennoch, so Huber, sei im Vor-Ort-Ausschuss „nach einer realitätsfernen Demonstration mit dem Löschzug“ beschlossen worden, die Linden zu fällen. „Dabei sagte ein Feuerwehrmann im Vorfeld zu mir, dass zumindest der vordere, große Baum kein Problem sei.“ Die kleinere Linde daneben müsse aber wohl auf jeden Fall weichen. 

„Das Maß ist voll“, sagt Huber. „Ob die Fällungen der Pappeln für die Stadtwerke in den neunziger Jahren oder die Baumfällungen der Gewog in der Käsröthe in diesem Jahr, wir wollen das nicht länger hinnehmen. Entschuldigungen im Nachhinein bringen uns Natur nicht wieder.“ Badum ergänzt: Wer der nächsten Generation „nur abgehackte Baumstümpfe“ hinterlassen wolle und glaube, „dürre Neuanpflanzungen“ seien ein Ersatz für jahrzehntelang gewachsene Bäume, „muss von den Bürgerinnen und Bürgern gestoppt werden“.

Allerdings: Der Planer-Entwurf zur Umgestaltung des Paradeplatzes wurde 2019 einstimmig von den Stadträten abgesegnet – und ebenso einstimmig, also auch mit Zustimmung der FGL, wurde in der letzten Sitzung des städtischen Planungs- und Umweltausschusses (PLUA) beschlossen, von einer möglichen Versetzung der Linden abzusehen.

Einhelliger Tenor war, dass eine Umsiedelung der Bäume zu zeitintensiv, zu teuer und kaum erfolgversprechend sei, weil die Bäume die aufwändige Umpflanzprozedur nicht überleben könnten. Im Gegenzug sollten 60.000 Euro für Baum-Neuanpflanzungen im nächsten städtischen Haushalt bereitgestellt werden.

Wieso also die jetzige Protestaktion der FGL – nachdem die Grünen im Ausschuss noch so abgestimmt hatten? „Weil wir wenigstens die große Linde erhalten wollen“, erklärt Huber auf Nachfrage, denn im PLUA sei es lediglich um die Frage gegangen, ob die Bäume versetzt werden können – „und wir haben eingesehen, dass das keinen Sinn macht“ – nicht aber darum, gleich beide zu fällen. 

"Aufstellfläche" wäre zu eng

Bei der Stadt sieht man das anders. Durch die Paradeplatz-Umgestaltung stünden die beiden Linden dann genau in dem Bereich, der als „Feuerwehraufstellfläche“ diene, teilt Rathaus-Sprecherin Britta Kurth mit. 

Das bedeutet: „Wir sprechen hier also nicht nur von einer ,Durchfahrt‘ der Rettungsfahrzeuge, sondern von der sicheren Durchführung einer umfangreichen Rettungsmaßnahme mit Drehleiter im Brandfall“, so Kurth.

PHILIPP ROTHENBACHER

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