Johannes Thiemanns gelungene Heimkehr nach Franken

7.12.2020, 16:26 Uhr
Johannes Thiemanns gelungene Heimkehr nach Franken

© Foto: Peter Mularczyk

Johannes Thiemann aus Neunkirchen am Brand hat zuletzt zwei mehr als solide Partien hingelegt: Schon beim überraschenden 100:92-Sieg in der Euroleague bei Valencia Basket hatte der 2,05 Meter große Center 15 Punkte erzielt, beim hart erkämpften 71:69 in der Bayreuther Oberfrankenhalle legte er 14 nach – beide Werte liegen über seinem normalen Durchschnitt.

Aber ganz ungewöhnliche Ausschläge nach oben seien das nicht für ihn, wie er betont: "Ich bin in der Tat nicht der Spieler, der ständig zweistellig punktet, aber ich nehme schon meine freien Würfe – und da haben sich in Valencia und Bayreuth eben einige gute Situationen für mich ergeben." Vielleicht liegt sein aktuelles Formhoch auch daran, dass er im Berliner Team einer der frischesten ist. Denn ausgerechnet beim erfolgreichen Russland-Trip Mitte Oktober, als die Albatrosse sensationell beim Topklub ZSKA Moskau gewannen, begann die Krise.

Denn danach wurde zunächst ein Spieler positiv auf Corona getestet, woraufhin Alba seine Spiele im deutschen Pokal absagen und in eine am Ende 17-tägige Quarantäne gehen musste. Fünf weitere Fälle folgten, Alba, das im Sommer nach zwölf Jahren Pausen endlich wieder einmal einen Deutschen Meistertitel feiern konnte, kam dadurch logischerweise etwas außer Tritt.

Glückspilz wider Willen

Johannes Thiemann war in diesen Tagen ein Glückspilz, obwohl er das anfangs natürlich anders gesehen hatte, weil er wegen einer leichteren Verletzung nicht mit nach Moskau reisen konnte. "Aber dann war ich der einzige, der nicht in Quarantäne musste, in der Halle trainieren und meine Blessur in Ruhe auskurieren konnte", sagt er rückblickend.

In der Folgezeit mussten die Berliner nicht nur den üblichen Dauerstress in der Bundesliga und der Euroleague (jeweils eine Liga mit 18 Mannschaften mit Hin- und Rückspiel und anschließenden Playoffs) aushalten, sondern das Ganze wegen des späteren Saisonstarts und der wegen der Quarantäne noch irgendwie in den ohnehin straffen Kalender gepressten Nachholspiele noch komprimierter als sonst.

"Vermutlich haben wir deshalb aktuell auch so viele verletzte Spieler", mutmaßt Thiemann. Fast jeden zweiten Tag ein Spiel, dazu die Reisestrapazen – "oft komme ich nur heim, um die Wäsche zu waschen", sagt der 26-Jährige. Ruhiger werde es auch in den nächsten Wochen nicht, weiß er. "Wir versuchen unser Bestes, aber spurlos geht das an keinem vorüber", so der Nationalspieler, der immerhin pausieren durfte, als die DBB-Auswahl zuletzt im südfranzösischen Pau ein verlängertes Wochenende mit zwei Länderspielen absolvierte.

Duell mit Andreas Seiferth

Dort stand auf seiner Position unter anderem auch Andreas Seiferth von Medi Bayreuth auf dem Feld, auf den er am Sonntag im direkten Duell traf. Um seinen Stammplatz bei Nationaltrainer Henrik Rödl macht sich Thiemann keine Sorgen, "obwohl wir in Deutschland gerade auf der Centerposition einen harten Konkurrenzkampf haben, aber bei der Europameisterschaft und bei der Weltmeisterschaft war ich zuletzt immer gesetzt". Die Duelle mit Seiferth seien immer fair, "da gibt es keine besondere Rivalität".

Die Bayreuther seien ein harter Brocken gewesen. Thiemann: "Das ist ein Team, das auf jeden Fall das Zeug hat, die Playoffs zu erreichen, Medi ist stärker als in der vergangenen Saison. Schön, dass mit Andi Seiferth und Basti Doreth zwei Deutsche bisher eine tolle Saison hinlegen."

"Basketball mit Spaß"

Für seinen Verein zähle es heuer in erster Linie, den DM-Titel zu verteidigen. Die ersten vier Spiele wurden allesamt gewonnen, aber bei diesem Terminstress wird es wohl noch öfter "enge Kisten" wie in Bayreuth geben. Da helfe die Berliner Grundidee, "Basketball mit Spaß" (mit Fans wäre der noch größer, räumt Thiemann ein) zu spielen und eine ständige Rotation, damit alle in diesen besonderen Zeiten bei Kräften bleiben.

In der Euroleague sei man ja eher Außenseiter. "Aber wenn wir unser Spiel spielen, können wir jeden schlagen", sagt Johannes Thiemann. Vor allem, wenn Corona das Team künftig verschont.

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