Lucky Schmidt: Sein Leben ist Musik

18.8.2015, 06:00 Uhr
Lucky Schmidt: Sein Leben ist Musik

© Patrick Schroll

Die Entscheidung fällt er, da ist er noch ein Kind: Musiker werden. Talent und Leidenschaft von Ludwig Schmidt kommen nicht von ungefähr. Schon mit dreieinhalb Jahren hat Papa Paul Schmidt seinen Sohn im Klavierspiel privat unterrichten lassen. „Mein Papa war Weltmusiker und in der ganzen Welt unterwegs, spielte im Madison Square Garden in New York oder in Rio de Janeiro“, erzählt Schmidt.

Der Zweite Weltkrieg und die Liebe bringen den Musiker nach Forchheim. Jack Behlá, so sein Künstlername, gründet eine Band mit Forchheimer Musikern. „Sie haben sich getraut, schwarze Musik zu spielen und waren bei den stationierten Amerikanern daher sehr gefragt.“ Sie gastieren in den Offiziersclubs Deutschlands.

Bevor sich der Junior ausschließlich dem Klavierspiel widmet, verdient er seine Brötchen in der Backstube. Papa will, dass der Sohn eine Ausbildung absolviert. Nach der Lehre kündigt er, der Musik wegen: „Dafür bin ich ins kalte Wasser gesprungen.“ Während dreier Jahre im Nürnberger Konservatorium lernt er sein zweites Handwerk, verlässt die Schule aber ohne Abschluss: „Ich wollte nur die Kunst lernen, um freier Musiker zu sein.“

Einen Künstlernamen hat Ludwig Schmidt nicht. Bekannt ist er den meisten Leuten aber als Lucky. Im Englischen steht das für „glücklich“. Das passt, wie alle wissen, die Lucky kennen. Schlechte Laune, Missmut oder Unzufriedenheit sind ihm fremd.

Seine Energie sucht und holt er sich im Spirituellen, gerne in der Meditationsecke. Materielles ist ihm nicht wichtig, konnte es nicht sein, als er sich entschied, seinen eigenen Weg fernab vom Mainstream zu gehen. Das große Geld und den Ruhm schlug er aus. Sein Ziel hieß stattdessen, mit seinem geschenkten Talent die Menschen zu erfreuen, wie er sagt.

Ein Auto hat Lucky Schmidt noch nie besessen. Von Bammersdorf läuft er zu Fuß in die Stadt. Seiner Kleidung verleiht er einen eigenen Touch. Fernseher oder PC gibt es nicht in der Wohnung. Sparsam und genügsam lebt er, auch im Einklang mit der Natur. Kaffee und selbstgemachte Marmelade stehen auf dem Frühstückstisch.

„Viel angegriffen“

„Wer mit der Masse geht, hat keine Schwierigkeiten“, sagt Lucky. „Seinen eigenen Weg zu gehen, bedeutet, viel angegriffen zu werden.“ Über Jahre hörte er die Leute reden: „Das wird doch nichts. Du musst etwas Gescheites machen.“ Er hält es eher mit Hermann Hesse: Wer zur Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen.

Ein Angebot 1974, für die damals vor dem Durchbruch stehenden „Scorpions“ als Schlagzeuger zu spielen, schlug er aus: „Dann wäre ich auf ein Repertoire festgelegt gewesen. Das hätte meine kreative Freiheit eingeschränkt.“ Zudem war er damals gerade selbst mit der Band „Wind“ erfolgreich. Die Entscheidung hat er bis heute nie bereut. Er würde sie wieder so treffen. Dafür verzichtete er darauf, eine Familie zu gründen. Als freischaffender Künstler sind die Einnahmen sehr unregelmäßig: „Es wäre verantwortungslos gewesen, Kinder in die Welt zu setzen.“ „ERA“, „BeBop“, „The Black Bones“, „Bentox“, „Wind“ – nicht alle Bands waren für die Ewigkeit gemacht. Besonders in Erinnerung bleibt Lucky Vietnam 1969. Lucky und „Bentox“ sollten die US-Soldaten unterhalten: „Wir waren immer entlang der Gefechtsgrenze unterwegs, spielten für die Soldaten. Tagsüber hörten wir die Bombenschläge.“ Ohne einen Pfennig in der Tasche ging es für die Musiker wieder nach Hause: Der Manager zahlte nicht.

Mit „Wind“ drehte sich derselbe. 1972 gewann die Formation die Schallplatte des Jahres für ihre LP „Morning“: „In Korea und Japan werden die LPs noch heute gekauft“, sagt Lucky und hält stolz eine Neuauflage in den Händen. Erst neulich erhielt er Post von Rolf Zuckowski. Er bedankte sich handschriftlich für die „Schlittenfahrt“, 1972 die B-Seite der Erfolgssingle „The princess and the minstrel“. Luckys Piano-Arrangement begleitet das Ensemble „Viva Voce“ auf dessen neuer CD.

Heute spielt Lucky alleine für sich und sein Publikum. Komponiert immerzu am Piano oder am Schlagzeug. Gelegentlich tritt er mit seinen neuen Werken auf die Bühne. Bei seinem Lebensstil genügt das. Große Tantiemen aus der Bandzeit fließen nicht. „Dafür hätte ich schon einen Hit schreiben müssen, der um die Welt geht“, schmunzelt Lucky.

Ohne seine Frau Rosi, die ihn seit gut 40 Jahren begleitet, hätte er seinen Weg nicht gehen können. „Rosi steht immer hinter mir, das gibt mir Stärke und ist ein großes Geschenk.“ Zu seinem 70. Geburtstag wünscht er sich deshalb auch nichts Besonderes. Zur Teestunde in einem Fünfsternehotel spielen ist angesichts seiner Vita ein kleiner und zugleich bescheidener Traum.

Lucky Schmidt, der sein Leben früh der Musik verschrieb, beschreibt seine Leidenschaft so: „Ich fühle mich als Diener der Menschen, ich möchte ihnen schöne Melodien schenken, dafür bin ich da — aus freien Stücken.“

Mit dem Soloprogramm „Lucky's Romantik Piano“ tritt Ludwig Schmidt am 14. Oktober, 20 Uhr, im Rathaussaal Forchheim auf.

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