Neunkirchen: Etliche Anfragen im Zuge der digitalen Bürgerversammlung

7.12.2020, 17:45 Uhr
 Die erste digitale Bürgerversammlung in Neunkirchen kam gut an.

© Pauline Lindner  Die erste digitale Bürgerversammlung in Neunkirchen kam gut an.

Ein Bürger fragte im Zuge der ersten digitalen Bürgerversammlung im Kreis Forchheim, ob die 1,8 Millionen Euro teure Abwasserentsorgung, die im Zusammenhang mit der Bebauung des Hemmerlein-Geländes steht, vom Bauträger oder via Umlegung von allen getragen werden müsse. Bürgermeister Martin Walz (CSU) versicherte, der Bauträger halte sich an die Pläne; insoweit habe die Kommune einen maximalen Einfluss. Auch die mittelbaren Kosten des Baugebiets sind im städtebaulichen Vertrag festgehalten. Der neue Regenwasserkanal beruhe auf einer Entscheidung des Rats, das bisher über einen Mischkanal entsorgte Gelände im Trennsystem aufzurüsten. Zudem werde ein weiterer Regenwasserkanal eingebunden. 

Ebenfalls wurde nach dem Stand des Baugebiets am Kanalweg nachgefragt. Hier sei laut Walz weiterhin der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling die Hürde. Der Schmetterling ist aber nur ein Indikator für eine gute Kulturlandschaft. In Neunkirchen gibt es eines der größten Vorkommen Bayerns und Deutschlands des Wiesenknopfs (Blume des Jahres 2020). Das Thema müsse sachlich betrachtet werden, wünscht sich der Bürgermeister. Der Bauwille bliebe, aber man müsse sich – vergleichbar mit dem Denkmalschutz – auch der Verantwortung für die Natur stellen. 

Ein anderer Bürger ist zufrieden mit dem Flächenverbrauch im Ort, insbesondere die Umnutzung des Hemmerlein-Geländes sei ein guter Schritt. Ihn interessierten mögliche Pläne einer Baulandausweisung Richtung Ebersbach und beim Recycling bei Erleinhof. Walz betonte in seiner Antwort, es gäbe keine Entscheidung über ein neues Gewerbegebiet. Vielmehr müsse die Kommune die Nachverdichtung aktiv betreiben, auch weil es derzeit kein bebaubares Grundstück in Gemeindebesitz gäbe. 

Im Rahmen des ISEK sollen alle Eigentümer von Lückengrundstücken angeschrieben werden. Vor neuen Baugebieten will Walz die bestehenden erst abschließen. Als Beispiel nannte er die Saarstraße in Ermreuth. Hier ist zugleich ein Abwasserentsorgungsproblem mit dem Baugebiet lösbar. 

Im Bereich zwischen Sportplatz und Hetzleser Straße ist ein Baugebiet im Gespräch. Die Eigentümer haben dort Bodenuntersuchungen durchführen lassen. Angeblich sei man dabei auf vorgeschichtliche Spuren gestoßen. Bislang ist das nach Walz eine Privatangelegenheit. Er wies ausdrücklich auf eine mögliche Kollision mit den Hochwasserschutzplänen für den Kernort hin. 

Westumgehung? Unverändert.

Beim Verkehr kamen mehrere Fragen nach dem Sachstand der Westumgehung. „Vorsichtig gesagt: unverändert“, reagierte Walz sofort. Im Planfeststellungsverfahren sind die vielen Einsprüche einzeln abzuarbeiten. „Über die Dauer sind wir nicht zufrieden.“ Das Verfahren sollte bereits 2018 zu Ende sein. „Besser ist aber, wir finden eine gute Lösung.“ 

Angespannt soll die Verkehrssituation um das Forchheimer Tor sein. Auch Walz sieht hier besondere Gefahren für Fußgänger. Hinzu kommt noch, dass große Lkw durch ihre Navis von innerorts kommend bis ans Tor gelotst werden. Manche versuchten dann über die Hirtengasse weiterzukommen. Hier entstanden beim Rückwärtsmanövrieren bereits Schäden an Häusern. Durch mobile Sperrpfosten will die Kommune gegensteuern und durch einen Höhenbegrenzungshinweis auf Höhe des ehemaligen Gräfenberger Tors. Dabei spielt es eine Rolle, dass die Staatsstraße im Ortskern über den Klosterhof verläuft. Um die Gefahren zu mindern, könnte die Gemeinde das Stück Ortsstraße zwischen Großenbucher Straße und Innerem Markt nach Gewicht begrenzen. Das bringt aber laut Walz mit sich, dass die Lkw eben über die Staatsstraße im sensibelsten historischen Bereich auswichen. Er hält deshalb die derzeitige Lösung für das kleinere Übel. 

Gewichtsbeschränkt sind etliche Straßen, die der Fragesteller als „geteerte Feldwege“ bezeichnete, wie die nach Uttenreuth und nach Marloffstein und von Ermreuth nach Igensdorf. „Die Vorgaben werden erheblich ignoriert“, bestätigte Walz den Eindruck des Bürgers. Er befürchtet sogar, die Ausreißer nähmen immer mehr zu. Und ein Schild nütze gar nichts. 

Einen Ermreuther bedrückt die Engstelle der neu ausgebauten Hauptstraße bei Hausnummer 44 und 46. Walz sieht insgesamt Verbesserungen der Ortsdurchfahrt. Er erinnerte daran, dass sie keinesfalls eine Rennstrecke werden sollte. Dafür sicherte er zu, dass im ISEK-Verfahren die Gehwegsituation bei Schloss, Kirche und Kindergarten verbessert werde. 

Ein Anwohner monierte, dass der Ausbau der Verbindungsstraße Ebersbach-Marloffstein, die einzige Anbindung von Wellucken, nicht vorankomme. Die Ebersbacher hätten in der Bürgerversammlung eine kleine Lösung gefordert; die Verwaltung orientiere sich bei ihrem Plan an der maximalen Förderung. Die Planung läuft weiter, so Walz; nur sei auch das Ingenieurbüro durch Corona ausgebremst. Jetzt seien Gespräche nötig für Grundstückstausch und Ausgleich, weil der Straßenverlauf nicht den Grundstücksgrenzen entspricht.

Pauline Lindner