Serie "Mitten unter uns"

Neunkirchens Ortsmitte ist schön - aber auch lebendig genug?

30.6.2021, 07:00 Uhr
Mandy Schmid mit Tocher und Eis.

Mandy Schmid mit Tocher und Eis. © Hubert Bösl, NN

Zwei Mal im Monat gibt es in der Marktgemeinde Neunkirchen tatsächlich einen Markt. Wer diesen jedoch auf dem "Inneren" oder auch "Äußeren Markt" vermutet, der irrt sich. Beides sind heutzutage Durchgangsstraßen, an denen es zwar Geschäfte und auch eine Eisdiele gibt, wo aber neben den Autos definitiv nicht genug Platz für Verkaufsbuden wäre.

Eine zweite Eisdiele hat sich am Platz vor dem Zehntspeicher angesiedelt. Wer lieber hier sein Eis schleckt wie Mandy Schmid (eine Kugel Jogurt) und ihre Tochter (Zitrone und Pistazie), der hat schon eher Chancen, dem echten Markt zu begegnen.

Seit vier Jahren wohnt Schmid in Neunkirchen – und ist "super zufrieden": "Neunkirchen hat genau die richtige Größe für uns!" Was die Ortsmitte angeht, nutzt sie gerne den großen Spielplatz im Brandbachgarten, aber auch die Bücherei. Nur: Abgesehen vom Markt sei es etwas ausgestorben hier. Könnte der Platz vor dem Zehntspeicher vielleicht öfter belebt werden?

Der Markt kann sich sehen lassen

Zumindest heute stellt sich diese Frage nicht, denn es ist der dritte Freitag im Monat, und somit genauso wie am ersten von 14 bis 18 Uhr Markt. Fisch, Fleisch, Gemüse, Honig, Schnaps: Der Neunkirchner Bauernmarkt kann sich sehen lassen. Nur Kunden lassen sich nicht wirklich viele Blicken bei 34 Grad Schattentemperatur.

Sebastian Alberti.

Sebastian Alberti. © Hubert Bösl, NN

Sebastian Alberti und seine Frau stört das kaum, obwohl sie zum ersten Mal dabei sind, um ihr selbstgeschaffenes Kunsthandwerk zu verkaufen. "Uns ist es eigentlich egal, ob wir heute etwas verkaufen", sagt der Hobby-Künstler. Er könne sich vorstellen, am Ende des Tages sogar mehr Geld in Neunkirchen gelassen als eingenommen zu haben. Denn: "Wir waren natürlich viel zu früh da." Also haben die Albertis die Zeit genutzt, um sich den Ortskern von Neunkirchen genauer anzusehen.

Das "Bächla", die schönen Scheunen, aber auch die Pizza beim Italiener und der Espresso – wie im Urlaub hätten sie sich in Neunkirchen gefühlt. Alberti findet außerdem, dass es in der Mitte Neunkirchens gute Einkaufsmöglichkeiten gibt: "Die haben ja alle Geschäfte", lautet sein Fazit, wenigstens im Vergleich zu seinem Wohnort Neustadt an der Aisch.

Fehlende Geschäfte

Gaby Rossak.

Gaby Rossak. © Hubert Bösl, NN

"Es ist schade, dass wir keine schönen Geschäfte mehr haben", sagt dagegen Gaby Rossak, die auf dem Bauernmarkt Fleisch und Gemüse eingekauft hat. Dabei sei der Ortskern Neunkirchens doch "ein Zuckerl". Sie kann sich noch gut an ein "ganz tolles Haushaltswarengeschäft" erinnern. Heute dagegen fallen ihr nur noch das Modehaus Grau und der Elektroladen Schumm ein. Rossak fragt sich: Warum gibt es im Zentrum nicht mehr Läden von dieser Sorte?


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Möglicherweise liefert das, was Alberti sonst noch erzählt, zumindest eine Teilantwort: Bei der Reinfahrt nach Neunkirchen sind ihm die vielen Discounter negativ aufgefallen: "Das ist ein Schock, wenn man weiß, wie schön es da drinnen ist", also in der Ortsmitte von Neunkirchen. Ihn würde interessieren, wieso Neunkirchen eine so große Anzahl an Discountern hat.

Ernst Pickelmann.

Ernst Pickelmann. © Hubert Bösl, NN

Doch zurück zum Bauernmarkt. Dort gibt es auch Händler, die sehr wohl etwas verdienen wollen – und das nach Auskunft von Ernst Pickelmann auch tun. Generell würden die Geschäfte auf dem Markt gut laufen, auch bei ihm. "Ich hab Honig und bin jedes Mal ausverkauft".

Der kleinste Verein Neunkirchens

Pickelmann ist Gründungsmitglied des Vereins, der seit 22 Jahren den hiesigen Bauernmarkt organisiert. "Das dürfte der kleinste Verein Neunkirchens sein." Aktuell habe man sechs Mitglieder – alles Marktleute. Dieser Kern an Beschickern werde saisonal ergänzt, etwa mit einem Apfelstand. Einzig das Gemüse komme laut Pickelmann aus dem Knoblauchsland, sämtliche andere Marktleute stammen aus dem Landkreis Forchheim.

Die Ortsmitte findet Pickelmann "im Großen und Ganzen in Ordnung, da kann man nichts sagen". Ins Zentrum treibt es ihn, der im Ortsteil Großenbuch wohnt, für den Gottesdienst in St. Michael oder zum Einkaufen. Dass viele alte Geschäft zumachen würden, bedauert auch er.

Erdy Iyi.

Erdy Iyi. © Hubert Bösl, NN

Der Dormitzer Erdi Iyi wiederum meint, dass man "fast alles" bekommt in Neunkirchens Mitte. Hier gebe es "relativ viele" kleine Geschäfte wie den Eine-Welt-Laden am Klosterhof. Der öffentliche Raum könnte in seinen Augen öfter genutzt werden. Ansonsten aber sei Neunkirchens Mitte "ein schöner Ort". Darüber scheinen sich alle einig zu sein.

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